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Dieses Thema hat 14 Antworten
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 Vergangenheit
Karal Offline



Beiträge: 3.258

19.01.2007 22:22
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Die Geschichte meines Lebens umfasst manche Stunden. Und jetzt da ich endlich ein Mal Zeit habe auf mein bisheriges Leben zurück zu blicken, bezweifele ich, dass es wirklich Leben zu nennen ist. Nur in Ermangelung eines besseren Wortes werde ich >Leben< beibehalten.
Und wieso ich meine Existenz nur zögernd als Leben bezeichne, nun, dies braucht seine Zeit zu erklären.



13. Jahrhundert

Als ich ins Leben trat, schied meine Mutter aus dem ihrigen. Dies war am 6. August des 12. Jahrhunderts nach der Geburt Christi.
Eine Amme für mich fand sich leicht im Haushalt meiner Familie, da eine der Mägde fast zeitgleich mit meiner Geburt eine Tochter gebar.
Als ich meinen zehnten Geburtstag feierte, fand mein Vater schließlich eine neue Frau. Sie mochte mich nicht, ich mochte sie nicht. Daher wanderte ich immer weiter ab, verbrachte mehr und mehr Zeit bei meiner Amme und ihrer Tochter Alexandra.
In diesem Jahr brachte mein Vater auch einen jungen Dominikaner-Mönch dazu, bei uns im Haus zu wohnen und alle Kinder zu unterrichten. Trotz abraten seiner Frau wollte er nicht nur, dass ich unterrichtet wurde. Ihm lag daran selbst die Kinder der Bediensteten zu bilden.
Der Mönch war gerade ein Mal sieben Jahre älter als ich. Bald schon freundeten wir uns an. Wenn wir unter uns waren, durfte ich ihn stets mit seinem Vornamen anreden: Jacobus.
Von ihm lernte ich viel, in recht kurzer Zeit.
In den kommenden Jahren versuchte ich meinen Vater davon zu überzeugen, dass ich besser in einem Kloster der bescheidenen Dominikaner-Mönche aufgehoben war. Hiervon wollte mein Vater nichts wissen. Noch war ich der einzige Nachkomme der Familie, durfte somit nicht gehen und war weiterhin an unser Haus gebunden.
Es war nicht, dass das Haus mir nicht gefiel. Doch die weite Welt lockte mich. Ich konnte und wollte nicht begreifen, dass ich in einem Konvent nicht mehr von dem Land sehen würde, als ich es auch dort schon tat. Und zu Hause war es mir einfach zu abgeschieden – auch wenn der Hof mit den weitem Land drum herum fantastisch zum erkunden war.
Alles in allem hatte ich wohl Glück, dass mein Vater nie beschloss mich weg zu schicken. Den nur so konnte ich langsam meine Gefühle für Alexandra ausarbeiten. Ihre Mutter wusste was wir zwei 16-jährigen füreinander fühlten, jedenfalls bin ich mir dessen sicher, auch wenn sie nie ein Wort sagte. Doch einen anderen Grund konnte es nicht dafür geben, dass Alexandra mehr und mehr Zeit mit mir verbringen konnte. Auch Jacobus half uns zweien, Zeit füreinander zu finden. In den Augen meines Vaters war Alexandra keine passende Frau für mich – doch sah ich ungestümer Jungspund dies anders.

An meinem 18.ten Geburtstag schließlich erfuhr ich, dass Alexandra mein Kind trug. Auch wenn sie nur zum Gesinde gehörte wollte ich sie als meine Frau haben.
Jacobus war es der uns vermählte – ehe mein Vater davon erfuhr. Lange blieb es ihm nicht verborgen. Wütend verbarrikadierte er sich für mehre Tage. Der einzige Grund warum meine Frau und ich wohl nicht verjagt wurden, lag darin, dass ich ihm schließlich entgegen trat.
Daran, was hinter der verschlossenen Tür besprochen worden war, hege ich keine Erinnerung mehr. Zwei Tage danach befand ich mich aber auf dem Weg zur nächsten Stadt. Für zwei Jahre würde ich der Kirche helfen, danach erst meiner Familie wieder unter die Augen treten. Wenigstens hatte ich meinen Vater davon überzeuge können, Alexandra gut zu behandeln. Er und auch Jacobus hatten mir versprochen auf sie aufzupassen.

Karal Offline



Beiträge: 3.258

29.12.2007 18:19
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Auf einem ungestümen Rappen, einem der wildesten Tiere unseres Stalles zog ich nun aus.
In der für die Zeit große Stadt war es nicht schwer das Konvent der Dominikaner-Mönche zu finden. Dort erhielt ich einen schlichten Raum zum Ausruhen, auch das Pferd fand einen Platz in einem Stall.
Während der nächsten Tage half ich im Konvent aus. Vorher jedoch übergab ich ein Schreiben von Jacobus an einen der Mönche ab. Was darin stand war mir nicht bekannt, doch es muss wohl einige Informationen über mich enthalten haben.
Als ein paar der jüngeren Mönche – Inquisitoren - los zogen, sollte ich mich ihnen anschließen.
Zu Fuß durchquerten wir das Land.
Von den jungen Mönchen lernte ich schnell, was von uns erwartet wurde. Wir fanden Menschen auf, die nicht als „normal“ galten. Die aufgrund ihrer Kräfte oder ihres Glaubens auffielen und von anderen Gefürchtet wurden. Diese wurden von uns bestraft, je nach Art ihres Vergehens.
Im ersten Jahre in dem wir unterwegs waren, hatte ich nichts zu sagen. Machtlos musste ich mit ansehen, wie jegliche Strafen verhängt wurden. Strafen konnten leichte Dinge wie kirchliche Aushilfe, Hilfe bei Nachbarn oder Strafen die zu zahlen waren beinhalten. In seltenen Fällen jedoch enthielten sie auch den Tod.

Während des ersten Jahres erhielt ich die Nachricht, dass meine Frau eine gesunde Tochter geboren hatte. Mein Vater hatte beschlossen sie Maria zu nennen, meine Frau war für Franziska. Daher wurde sie Maria-Franziska genannt.
Von Jacobus enthielt ich eines Tages eine empörte Nachricht:
Die Frau deines Vaters hält es nicht für angebracht, deine Tochter taufen zu lassen fing er an.
Da ich unterwegs war, konnte ich daran aber nicht viel ändern. Dies wollte ich aber tun, sobald ich wieder zu Hause war.

Zunächst brach jedoch das zweite Jahr an.
Zeitgleich schloss ich mich einer anderen Reisegruppe an. Aus einem mir unerklärlichen Grund reiste ich nur kurz mit ihnen, ehe ich einem Mann traf, der wusste mein Interesse zu wecken. Er lies sich stets nur „Patre“ nennen. Er war auch ein Inquisitor. Dass er sich auf außergewöhnliche Fälle spezialisiert hatte merkte ich erst später.
Fasziniert von dem recht alten Mann – er war beinahe 27 Jahre alt, aber noch fitt – folgte ich ihm.
Bald schon merkte ich, wieso der Patre so viel Respekt erhielt, wo immer er auftauchte. Er kümmerte sich um die Fälle, an die sich sonst keiner traute. Speziell Vampire und auch Werwölfe jagte er, war bis jetzt stets erfolgreich gewesen.
Seiner Anleitung folgend lernte ich viel. Dank seiner Vorsicht passierte uns nie etwas, was mich – jung wie ich war – schnell leichtsinnig werden lies. Jede meiner Aktionen wurde gefährlicher, dafür spektakulärer. Und für jede bekam ich mehr Aufmerksamkeit der Menschen in meiner Umgebung.
Doch dass diese Aufmerksamkeit nicht nur positiv war, sollte ich mit der Zeit noch lernen.

Auch das zweite Jahr neigte sich irgendwann dem Ende zu. Mein voraussichtlich letzter Auftrag führten den Patre und mich in die Nähe meiner Heimat – ob aus Zufall oder Absicht habe ich nie erfahren.
Es war in meinen Augen nichts besonderes. Fast schon nervte mich die Vorbereitungen, die der Patre traf. Dieses Mal war es ein Vampir, hinter dem wir her waren.
Karal Offline



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29.12.2007 18:20
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Uns wie gewohnt unterhaltend ritten wir durch die Gegend, in der dieser Vampir aufzufinden gewesen sein sollte. Da es noch Winter war, dachten wir uns auch nichts dabei, als es anfing zu schneien. Doch innerhalb von Sekunden wurde der Schneefall so stark, dass nicht ein Mal die Hand vor Augen zu sehen war.
Daher verlor ich den Patre aus den Augen. Mein Pferd stolperte blind durch den Schneesturm – ich klammerte mich nur am Sattel fest und kniff die Augen zusammen. Bald schon presste ich mich gegen den Hals des Pferdes, um dem starken Wind keinen Widerstand zu bieten.
Irgendwann blieb mein Pferd zitternd stehen. Auf ein Mal hatte der Schnee aufgehört, auch der Wind zehrte nicht mehr an mir.
Mit wackeligen Knien lies ich mich vom Rücken des Tieres fallen. Meinen Kopf schüttelnd rieb ich den Schnee aus meinen Augen und Ohren – trotzdem dauerte es, bis ich wieder richtig sehen und hören konnte. Daher bemerkte ich auch nicht gleich, dass wir uns in einer schmalen Höhle befanden.
Am liebsten wäre ich sofort wieder gegangen um den Patre zu finden. Doch selbst mir leichtsinnigem Jungspund war klar, dass ich keine Möglichkeit hatte in diesem Schneetreiben den alten Mann zu finden.
Der Schnee, der draußen fiel, glich einer Wand. Es waren keinerlei Bewegungen auszumachen, nur eine einzige eisig-weiße Wand schimmerte leicht.
Eine freundliche Stimme lies mich umwenden. Fast direkt hinter mir stand eine junge Frau.
Kurz nur wunderte ich mich, dass sie so lautlos zu mir getreten war. Doch dann bemerkte ich nur noch ihre Schönheit. Unbefangen und sichtlich stolz beantwortete ich ihre Frage, wieso ich hier gelandet war.
Sie schien sichtlich amüsiert über alles, was ich zu sagen hatte. Dass der wahre Inquisitor der Patre war, als solcher also alle Sachen bei sich hatte. Dass ich nicht wusste wo er war. Dass wir hier einen Vampir töten wollten.
Danach fehlt mir die Erinnerung. Irgendwer musste mich nieder geschlagen haben. Als ich das nächste Mal aufwachte war es still. Nur ein leises Tropfen von Wasser durchdrang die Stille in unregelmäßigen Abständen.
Genauso kam und ging auch das Pochen in meinem Kopf.
Verwirrt starrte ich durch die Dunkelheit. Ich weis noch, wie sehr es mich gewundert hatte, wie hell es hier war.
Lange konnte ich nicht mich wundern. Denn nun stieg mir der Geruch von Blut in die Nase, sowie von verbranntem Fleisch.
Außerdem fühlte ich die Kälte, die sich meines Körpers ermächtigt hatte.
Trotz allem richtete ich mich auf. Mein leises Stöhnen hallte laut durch die Höhle, weswegen ich hastig meine Ohren zu hielt. Sobald es wieder ruhig war, lehnte ich mich gegen die raue Wand der Höhle.
Dabei bewegte sich das Kreuz, dass ich wie stets unter meinen Sachen an einer einfachen Schnur auf der Haut trug. Ein scharfes Stechen durchzuckte meine Brust, schien von dem Kreuz auszugehen.
Hastig steckte ich eine Hand unter mein Obergewand, welche aber sofort wieder zurück zuckte. Fassungslos starrte ich auf meine verbrannten Finger herab. Langsam zog ich an der Schnur schließlich das Kreuz hervor, lies es dann auf den Boden fallen, nachdem ich den Knoten gelöst hatte.
„Nein… dass kann nicht sein“ murmelte ich leise, mehrmals. Zögernd lies ich meine Finger über den Hals wandern. Dort entdeckte ich etwas, dass mich laut aufschreien lies. Zwei kleine, runde Verletzungen – dicht beieinander.
„Nein, dass kann nicht sein“ schrie ich, wahnsinnig vor Fassungslosigkeit.
Lange weigerte ich mich, zu akzeptieren was passiert gewesen sein musste. Die junge Frau war der Vampir gewesen, denn wir gesucht hatten – so viel wurde mir zu diesem Zeitpunkt auch klar.
Sie war es auch, die mich durch einen Biss zu einem Vampir-Dasein verdonnert hatte.
Karal Offline



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29.12.2007 18:20
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Als ein kleines, verletztes Tier sich in die Höhle verirrte, erwachte ich schließlich aus dem wahnsinnigen Zustand der Ignoranz. Ohne zu wissen was ich da tat stürzte ich mich auf das kleine Tier und saugte dessen ganzes Blut aus.
Zwar war mir schlecht danach, doch fühlte ich mich gestärkt. Langsam wurde mir klar, was ich nun war – auch wenn ich versuchte dies zu ignorieren.

Wochenlang ernährte ich mich vom Blut der wilden Tiere, wurde dadurch selber halb wild.
Nie verlies ich die Höhle für lang, erst recht nichts tagsüber. Zwar verbrannte die Sonne mich nicht, stach aber unangenehm auf meine Haut ein, wenn ich nur einige Minuten draußen war.

Irgendwann entdeckte ich das Kreuz erneut. Auf dieses starrend musste ich einfach an meine Frau Alexandra und unsere Tochter Maria-Franziska denken.
Lange zögerte ich, ehe mich die Ungewissheit um meine Familie aus der Höhle trieb. Das Kreuz konnte ich nicht zurück lassen, steckte es daher vorsichtig in meine zerfetzte Tasche.
Den dunklen Reiseumhang über meine Schulter legend brach ich auf, bewegte mich wenn möglich durch die Schatten.
Bei Nacht verwandelte ich mich stets in eine Fledermaus. Eine Rast wagte ich nicht einzulegen, eilte nur weiter auf mein Ziel zu. Natürlich passte ich auf, dass mich niemand sah.

Es war Nacht, als ich das Haus meines Vaters wieder vor mir sah. Leise flog ich zu einem geöffneten Zimmer und verschaffte mir so Einlass in das Haus. Ohne zu zögern führte mein Weg mich zu meiner Frau.
Diese fand ich nicht mehr in meinem Raum – den sie bezogen hatte, als ich gegangen war – sondern nun wieder im Gesindetracht. Doch wenigstens hatte sie einen Raum für sich und unsere Tochter.
Als ich meine Frau etwas unsanft aus dem Schlaf wachrüttelte, erschreckte ich sie fast zu tote. Leise aufschreiend weckte sie unsere Tochter.
Hastig streifte ich meinen Umhang ab, war dankbar dafür, dass ausnahmsweise meine Fangzähne nicht zu sehen waren. Während Alexandra unsere Tochter beruhigte sah sie immer wieder fassungslos zu mir.
Nachdem ich ihr versichert hatte, dass ich kein Geist war, wollte sie mir um den Hals fallen – hastig wich ich vor ihr zurück.
Sie verstand nicht, warum. Bei ihrem Blick konnte ich aber nicht anders, als zu erzählen, was ich nun war. Eigentlich rechnete ich damit, dass sie mich aus dem Zimmer jagen würde. Erwartete bald alle hinter mir her zu haben in dem Versuch mich zu töten. Dem war aber nicht so.
Statt dessen beobachtete sie mich eine ganze Weile nachdenklich, ehe sie sich neben mich auf das Bett setzte.
„In guten wie in schlechten Zeiten“ sagte sie einfach nur und griff nach meine Hand. Eigentlich wollte ich gehen um niemanden zu gefährden, doch sie behielt mich bei sich.
Tagsüber versteckte sie mich in ihrem Zimmer.
Da sie mir erzählt hatte, dass man mich für tot hielt, blieb ich versteckt. Allerdings drängte ich darauf, dass sie unsere Tochter mit sich nahm, während sie arbeitete. Der Gedanke, dass ich meine Tochter verletzen könnte war mir unerträglich.
So hatte ich viele Stunden in denen ich nachdenken konnte.

Zum einen die Veränderung in meinem zu Hause. Sobald ich für tot erachtet worden war, hatte meine Frau in einen Gesinderaum umziehen müssen. Auch musste sie wieder arbeiten. Beides waren Veranlassungen der neuen Frau meines Vaters.

Eines Nachts erfasste mich wieder dieser untragbare Durst nach Blut. Zwar schaffte ich es ihn zu unterdrücken, doch trotzdem verstand meine Frau, was ich wollte.
Kommentarlos entblößte sie ihren Hals und nahm meine Hand. „Nein, das kann ich nicht“ war meine raue Antwort darauf – die sie sich weigerte zu akzeptieren.
Sie zeigte mir ein Gegenmittel, dass sie vorsorglich besorgt hatte. „Du kannst nicht auf ewig Hungern“ hatte sie stur gesagt und sich von mir beißen lassen.
Durstig trank ich mehr als ich gewollt hatte. Es fiel mir wirklich schwer auf zu hören, die rote Flüssigkeit schien mir neue Kraft zu geben. Doch zeitgleich fühlte ich ein unangenehmes Kribbeln im Bauch.
Ihren Hals bedeckend nahm meine Frau das Gegenmittel, lächelte mich dabei einfach nur an.
Es rührte mich wirklich zu sehen, dass sie mir so bereitwillig half.
Karal Offline



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29.12.2007 18:20
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
So verging vermutlich ein halbes Jahr – genau weis ich es nicht zu sagen, da jeder Tag so gleich verlief und es mir auch egal war.
Dann gebar die neue Frau meines Vaters aber einen Sohn. Als meiner Frau in den laufenden Tagen unzählige, kleine Unfälle passierte wurde ich immer unruhiger.
Schließlich sprach ich sie darauf an. Auch sie war unruhig geworden.
Es war nicht schwer heraus zu finden, warum diese scheinbaren Unfälle passierten. Auch wenn unsere Tochter kein Sohn war hatte sie doch ein größeres Erbrecht als mein junger Halbbruder.
Dies gefiel der neuen Frau meines Vaters eindeutig nicht.
Nur auf Drängen meiner Frau hin zeigte ich mich Jacobus. Er war schließlich ein alter Freund dem ich vertrauen konnte.
Natürlich war er geschockt, doch bald schon überwiegte bei ihm die Freundschaft zu mir und er versprach uns zu helfen. Nach kurzer Vorbereitung verschwanden wir vier heimlich und leise.
Falls man uns verfolgte, fand man uns wenigstens nicht.

Jacobus folgend richteten wir die Hufe unserer Pferde weit in den Osten. Wenn möglich reisten wir nur bei Nacht, rasteten viel.
Irgendwann erreichten wir das Konvent, von dem aus Jacobus zu uns gestoßen war. Immer noch war es meine Frau die mich mit ihrem Blut am Leben hielt. Doch blieb dies Jacobus nicht lange verborgen. Um Alexandra zu entlasten war auch er bereit mir sein Blut zur Verfügung zu stellen.
Da das Gegenmittel jedoch nur schwer zu erlangen war – und ich ungern solch treuen Freunden weh tat – fastete ich so gut ich konnte.

Die Zeit im Konvent schien für mich ewig und doch kaum sich verändernd. Bei Tag fristete ich mein Dasein zumeist drinnen. So ganz verstand ich nicht was um mich herum geschah.
Nur zu gerne übernahm ich all die Aufgaben, die man mir zu teilte. Bald schon schmerzten meine Hände vom Schreiben.
Ein stetiges, unangenehmes Kribbeln in den Füßen, sowie Übelkeit war wegen dem geweihten Boden einfach nicht zu verhindern. Dies alles erduldete ich nur all zu gerne um meine Tochter heran wachen zu sehen. Und natürlich auch um bei meiner Frau zu sein.

Die Mönche des Klosters waren erstaunlich freundlich zu mir.
Natürlich verdienten sie dank meiner Abschriften einiges an Geld, doch hatten sie schließlich zwei weitere Münder zu stopfen.
Wenigstens konnte ich mich weiter bilden. Stets fand ich irgendetwas um mich abzulenken.
Sobald meine Tochter älter wurde genoss ich es, sie selbst ausbilden zu können. Ab und an half Jacobus mir oder meine Frau Alexandra. Trotzdem kam es bald so weit, dass ich als einziger mich um die Erziehung von Maria-Franziska kümmerte.
Meine Tochter wuchs heran. Ihr entging nicht, dass ich nicht normal war. Ihre Mutter bestand darauf sie erst später einzuweihen – wenn es nach Alexandra gegangen wäre, wäre das wohl nie gewesen.
Eines Tages, meine Tochter zählte neun Jahre zu diesem Zeitpunkt – erklärte ich ihr genau, mit was für einer Daseins-Form ich gestraft war.
Erstaunlich verständig lauschte sie, zeigte keinerlei Angst. So lang ich bei ihnen geblieben war hatte ich ihr nie etwas getan, also würde ich es jetzt auch nicht tun – sagte sie.
Bald verstarb dann Jacobus. Auch meine Frau wurde immer älter, meine Tochter mehr und mehr erwachsen. Nur an mir ging die Zeit spurlos vorbei.
Irgendwann kam schließlich der Tag, vor dem ich mich am meisten fürchtete: Dem Todestag meiner Frau.
Der Tag hatte normal angefangen. Doch von eine Sekunde zur anderen wurden Rufe laut, unterbrachen so den Unterricht, den ich meiner Tochter erteilte.
Zwei der jüngeren Mönche waren es schließlich, die meine Frau in unser Zimmer brachten und aufs Bett legten. Ich brauchte nicht die Worte der Mönche zu hören um eines zu verstehen: Meine Frau würde die nächste Stunde nicht überleben.
Ihr Gesicht war eingefallen. Die sonst vor Lebensfreude funkelnden Augen schienen erloschen und stumpf.
Ihre Hand festhaltend kniete ich neben dem Bett, nahm nicht für eine Sekunde meinen Blick von meiner sterbenden Frau. Nur unsere Tochter war ansonsten noch im Raum – alle anderen waren weg geschickt worden.
Kurz bevor Alexandra verstarb schickte sie mich aus dem Raum. Während ich ungeduldig und unruhig vor der Tür hin und her lief hörte ich von drinnen zwei leise Stimmen: Die raue, erschöpfte meiner Frau und die jugendliche, vor Kraft strotzende meiner Tochter.
Auch diese verstummten. Als meine Tochter die Tür öffnete sagte mir schon ihr Blick, dass ihre Mutter, meine Frau gestorben war.
Karal Offline



Beiträge: 3.258

29.12.2007 18:20
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Ohne wirklich zu merken was ich tat verschwand ich aus dem Haus. Ein leises Fauchen drang aus meiner Kehle, erschreckte somit jeden in meiner Nähe. Die Sonne brannte erbarmungslos auf mich herab während ich mich von dem Konvent weg bewegte. Da ich die Kontrolle über meine Gefühle verloren hatte waren meine Zähne sichtbar.
Erst als ich mich in eine Fledermaus verwandelt und in die trügerische Sicherheit des Waldes geflüchtet war gab ich mich den Tränen hin.

Tagelang trauerte ich um meine Frau. Wenn ich nicht so sehr vor dem Gedanken des Selbstmords zurück geschreckt wäre, wäre ich nun in einen Holzpfahl gerannt. Doch Selbstmörder kamen in die Hölle – so hatte ich es gelernt. Dass ich trotzdem dort vielleicht eines Tages landen werde machte ich mir nicht klar.

Nachdem meine Trauer verebbt war, machte ich mich auf die Suche nach meiner Tochter. Mir schien, dass nicht nur Tage sondern Jahre vergangen waren. Denn verlassen hatte ich sie als kleines Kind, jetzt aber fand ich sie bereits verlobt vor.
Dies kam mir wie ein Schlag vor den Kopf vor. Trotzdem freute ich mich für meine Tochter. Auch als Vampir sah ich noch realistisch, auch wenn mein Herz jetzt schon mit dem Gedanken blutete meine Tochter ebenfalls bald an den Tot zu verlieren.

Maria-Franziska drängte mich dazu mit ihr und ihrem Verlobten zu kommen. Ich aber hatte genug davon mich anderen aufzudrängen.

Ziellos irrte ich durch das Land, lies mich bei Nacht bald von einem Ort zum nächsten treiben. Es wurde immer schwieriger für mich nicht zu verhungern. So lang ich nur konnte fastete ich, was mir alles andere als gut tat. Bald schon magerte ich ab.
Als mich eines Tages einige Inquisitoren in die Hände bekamen, hatte ich ihnen nichts entgegen zu setzen.

Von ihnen davon geschleppt wusste ich bald nicht mehr wo ich mich befand.
Ein Raum war es, in dem man mich schließlich streckte. Drei gelangweilt drein sehende Inquisitoren betraten den Raum – jedenfalls hörte ich drei Paar Füße sich über den unebenen Boden bewegen. Meine Augen waren verbunden, so dass ich mich ganz auf meine anderen Sinne verlassen musste.
Eine Kette um den Hals, sowie kleinere Ketten um die Füße und Arme verbanden mich mit einem groben Holzklotz hinter mir, so dass ich mich kaum bewegen konnte.
Als die Stimme des ersten Inquisitoren in eine Art Sing-Sang verfiel und er das erste Gebet anstimmte, umschloss meine Hand wie von selbst das kleine Kreuz, dass sich nach all den Jahren noch immer in meiner Tasche befand.
Sofort stach ein Schmerz durch meine Hand. Trotzdem lies ich das Kreuz nicht los, umklammerte es mit einer Hand als würde daran allein mein Leben hängen.

An dem ersten, an mir durchgeführten Exorzismus erinnerte ich mich kaum. Schmerz überlagerte alle Bilder, raubte meiner Stimme die Kraft.
Wäre ich nicht angebunden gewesen, wäre ich schon in den ersten Minuten zusammen gebrochen. So aber fraßen die Ketten sich in meine Haut. Die Stimme der Inquisitoren verklangen nie. Was mich ab einem bestimmten Punkt zur Weißglut reißte war ihre Teilnahmslosigkeit.
In den Stunden in denen sie mich quälten vergaß ich, dass auch ich ein Mal ihnen geholfen hatte.
Wütend zeigte ich meine Zähne, fauchte sie an so gut ich konnte und biss in ihre Richtung. Es war eine leere Drohung, niemand kam mir nah genug, damit ich ihn beißen konnte.
Eine brennende Flüssigkeit in meinem Gesicht lies mein Bewusstsein schwinden.

Der Gestank von Knoblauch und Zwiebeln riss mich aus meiner dunklen Umnachtung.
Schwach öffnete ich meine Augen, fand mich in der Ecke einer dunklen Zelle wieder – gemeinsam mit mehreren anderen Leuten.
Das Gebrabbel der anderen verstand ich nicht, wollte ich nicht verstehen. Immer noch umschloss meine verbrannte Haut das Kreuz, lies es auch jetzt nicht los.

Bald ertönten lautstarke Proteste, als eine geöffnete Tür Licht in unsere dunkele Welt brachte. Wir alle wurden nach draußen gebracht.
Mit geschlossenen Augen, kaum in der Lage mich auf den Beinen haltend stolperte ich den anderen hinterher.
Glück oder Ungeschick ließ es zu, dass ich im Flur erneut stolperte. Dieses Mal wurde mein Sturz unsanft von einem hüfthohen Gegenstand gebremst. Meine Augen aufreißend nahm ich nur verschwommen war, dass es direkt hinter dem Gegenstand in die Tiefe ging. Ohne zu wissen was ich tat stürzte ich mich kopfüber aus dem Fenster – den etwas anderes war es nicht.
Laute Schreie ertönten hinter mir, während ich nicht ein Mal auf die Idee kam irgendetwas zu tun. Ich fiel und fiel einfach nur.
Karal Offline



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29.12.2007 18:20
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Ein Instinkt musste es gewesen sein, der mich dazu brachte mich im letzten Augenblick in eine Fledermaus zu verwandeln.
Schwer mit den Flügeln schlagend floh ich. Meine Gedanken jedoch waren nicht bei mir. Immer noch spürte ich die Nachwirkungen des Exorzismus in meinem Körper, sowie die Erinnerung daran in meinem Geist.

Mein Weg war vom Wind gezeichnet. Willenlos lies ich mich von diesem treiben, bis eine Höhle mir Zuflucht bot.
Wie lange ich als zerlumpte Gestalt in der Höhle hauste wusste ich nicht zu sagen. Erneut ernährte ich mich von dem Blut wilder Tiere, wodurch ich selbst immer wilder wurde.
Erneut war es das Kreuz in meiner Tasche dass mich nachdenklich werden lies. Zeitgleich erinnerte es mich an meine Vergangenheit.
„Wie alt Maria-Franziska jetzt wohl ist?“ überlegte ich eines Tages, während ich aus der Höhle hinaus in die Dunkelheit starrte.
Nach allem vermisste ich meine Tochter, daher verwandelte ich mich und flog los.
Meine Reise war lang und beschwerlich. Immer wieder musste ich eine Pause einlegen. Zwar hatte das Blut der Tiere mich gestärkt, aber noch war ich nicht wirklich wieder bei Kräften.
Trotzdem flog ich weiter. Bei Tag suchte ich mir meist eine Höhle oder einen anderen dunklen Ort zum ruhen.
Auf dem Dach eines alten Hauses fand ich mich während eines Tages. Dabei fiel mir wie zufällig ein kleiner Lederbeutel und eine Schnur in die Hand. Sofort lies ich das Kreuz dort hinein wandern. Ein dankbarer Seufzer quittierte den nachlassenden Schmerz. Während ich den Lederbeutel mit der Schnur verschloss wurde es bereits wieder dunkel. Daher hängte ich das so geschützte Kreuz um meinen Hals, verwandelte mich und flog weiter.

Es dauerte noch viele weitere Tage, ehe ich das Gehöft meiner Tochter und ihres Mannes erreichte.
Einen Tag lang zögerte ich, näherte mich schließlich bei Einbruch der Dunkelheit meiner Tochter.
In den dunklen, zerschlissenen Umhang musste ich Furcht einflößend ausgesehen haben, verjagte auch zuerst meine Tochter in die Arme ihres Verlobten. Dieser war nahe daran mich anzugreifen. Sobald ich die Kapuze zurück schlug sahen die zwei mich erschrocken an. Aus ihren Augen konnte ich lesen, was ich bis jetzt ignoriert hatte: Ich musste mich verändert haben.
Mit dem selben Tempo mit dem sie vor mir geflüchtet war trat meine Tochter wieder zu mir und führte mich zu einem Stuhl. Während sie verschwand beobachtete ihr Verlobter mich unruhig. Er kannte mich zu dieser Zeit kaum, da konnte es ihm wohl niemand verdenken, dass er mir nicht ganz traute.
Unter den Händen meiner Tochter bemerkte ich erst die ganzen Verletzungen, ignorierte sie aber gleich wieder. Sie alle wurden versorgt. Dabei stellte sich heraus, dass ich mehrere Verbrennungen, tiefe Schnitte und einige unwichtige blauen Flecke hatte.

Im Laufe der Nacht schwieg ich so gut ich konnte und lauschte lieber dem Redeschwall meiner Tochter. Dabei erfuhr ich von der Geburt ihrer ersten Kindern. Den Ältesten, einen inzwischen ein-jährigen Knaben, hatten sie in Andenken an Maria-Franziska’s Mutter Alexander genannt.
Ich weis noch, dass ich danach gar keinen Ton mehr heraus bekam. Gerührt lauschte ich weiter meiner Tochter, nahm nur zu gerne das Angebot für ein Bett an um dort den nächsten Tag zu verbringen.

Derweil dachte ich nach und versuchte heraus zu bekommen, was ich tun sollte und wollte. Auf ewig konnte ich nicht anderen zur Last fallen, sondern musste mir selber eine Arbeit suchen. Außerdem brauchte ich dringend mehr Informationen über das Vampir-Sein und was man dagegen tun kann.

In der nächsten Nacht vertraute ich meine Gedankengänge meiner Tochter und ihrem Mann an. Gerade letzterer fand es eine gute Idee, dass ich ging.
Vorher jedoch verbrachte ich etwas Zeit dort, speziell mit meinem Enkel. Der junge Alexander erinnerte mich stark an meine Frau. Jetzt schon funkelten seine Augen genauso begeistert und im selben Rot-Ton wie es ihre getan hatten.
Lange jedoch blieb ich nicht. An einem kalten Winterabend nahm ich meine wenige Sachen und lief los. Natürlich hätte ich fliegen können. Doch zu Fuß fühlte ich mich wohler. So wurde ich wenigstens nicht jeder Sekunde an mein Dasein als Vampir erinnert.
Mehr als genug Zeit zum nachdenken fand ich trotzdem.

Lang blieb ich aber nicht allein. Bald schon fand ich mich in der Gesellschaft reisender Musikanten wieder. Die lustige, offene Art des Reisevolkes faszinierte mich und hielt mich davon ab alleine weiter zu reißen. Mich verdeckt haltend erwiderte ich bald die teilweise doch recht derben Scherze, konnte mich aber endlich richtig entspannen.
Auch in einige ihrer Lieder stimmte ich mit ein.
Lang währte diese Phase der Ruhe nicht. Die Musikanten erkannten mich recht schnell für den, der ich war und jagten mich davon.
Karal Offline



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29.12.2007 18:21
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Wieder allein irrte ich weiter.
Eigentlich versuchte ich nicht mehr mich irgendwem anzuschließen. Doch andere Reisende zogen mich wie magisch an. Sie wie auch viele andere später verjagten mich, sobald sie erkannten was da in ihrer Mitte reiste.

Der Zufall lenkte eines Nachts meine Schritte zu einem verlassenem Gehöft. Oder vielleicht war es der Geruch von Blut, der stark in der Luft hing und alles zu übertönen schien.
Nur gut, dass mir nichts lebendiges begegnete, den meine Selbstkontrolle war so gut wie dahin.
So hatte ich aber Zeit die Bücher des Hofes zu nehmen. Diese an mich drückend verschwand ich in die Nacht.
Erneut versteckte ich mich in einem Wald. Warum ich die Bücher mit genommen hatten wusste ich nicht, irgendetwas hatte mich dazu bewogen.

Im Schutz des Waldes fing ich an die Bücher zu studieren. Die Schrift war mir fremd, ab und an schien mir ein Wort vertraut. Es waren eigentlich nicht viele Bücher – für die Zeit aber schon ein Vermögen. Daher brachte ich es nicht über das Herz diese Bücher weg zu werfen, nahm sie einfach mit mir mit.
Beim nächsten Konvent dass ich fand kehrte ich ein. Wie immer in den Umhang gehüllt lauschte ich den Gesprächen der Mönche. Wie auch zuvor schon oft verweigerte ich das Essen mit der Begründung fasten zu müssen.
Am nächsten Morgen bat ich einen der Mönche sich die Bücher anzusehen. Dieser holte bald weitere Mönche zu >Rate< - wie er es nannte.
Ehe ich mich versah war ich umringt von Kreuzen, konnte nicht anders als meine Zähne zu zeigen. Mir den Mord an der Familie des Gehöftes – denen, bei denen ich die Bücher gefunden hatte – versuchten die Mönche mich fest zu halten. Hastig verschwand ich, was aber nicht gerade unauffällig war.

Tagelang kreisten meine Gedanken um die für mich unlesbaren Bücher. Wegen diesen wagte ich mich, bei Nacht, zurück in das Konvent. Als Fledermaus fiel es mir nicht schwer einen Weg hinein zu finden.
Allerdings dauerte es sehr lange, bis ich die Bücher wieder fand. Immer noch als Fledermaus betrachtete ich die Bücher, entdeckte dabei ein Handbeschriebenes Blatt zwischen den Seiten eines der Bücher.
Am liebsten hätte ich dieses an Ort und Stelle durch gelesen, was aber alles andere als ratsam gewesen wäre. Daher verwandelte ich mich zurück, nahm das Blatt und warf einen Blick drauf. Sobald ich mir sicher war die Schrift entziffern zu können packte ich das Blatt ein und lies dafür eine kleine Münze liegen.
Danach verschwand ich so leise wie ich gekommen war wieder aus dem Konvent, beeilte mich noch in der Nacht so weit wie nur möglich weg zu kommen.

Erst nach einigen Tagen suchte ich mir einen stillen Ort um mir das Papier durch zu lesen. Vertieft in die Informationen vergaß ich meine Umwelt. Es schien das Glück selber sein, dass mir dieses Blatt in die Hände getrieben hatte.
Wege der Rückverwandlung eines Gebissenen lautete die Überschrift. Auch wenn ich gut in der Dunkelheit sehen konnte fiel es mir schwer das Blatt zu entziffern – nur langsam kam ich voran. Vieles der genannten Dinge gab keinen Sinn für mich. Doch fiel mir der eine oder andere ein der mir damit vielleicht helfen würden könnte.

Von dem Tag an schien alles was schief gehen zu können für mich schief zu laufen.
Zum einen wurde das Wetter immer schlechter. Dann traf ich ständig auf Reisende. Die meisten vertrieben mich schon sobald sie mich sahen.
Warum konnte ich nicht sagen.
Es dauerte bis ich jemand fand den ich kannte und dem ich vertrauen konnte. Diesem wollte ich das Papier überreichen. Dieses war aber verschwunden. Suchend arbeitete ich mich durch die wenigen Sachen die ich besaß – vergebens.
Stumm nachdenkend versuchte ich mich zu erinnern wo das Papier nur sein konnte, doch schaffte ich es einfach nicht.
Tagelang suchte ich. Doch aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre. Nie fand ich das Blatt.

Bis ich mich an meine Familie erinnerte und diese aufsuchte waren mehrere Generationen vergangen – ich hatte es kaum bemerkt. Nur durch Zufall fand ich die Älteste meiner Nachfahren noch. Ihr Name war Alexandra. Sie war bereits die Enkelin meiner Tochter Maria-Franziska.
Von ihr erfuhr ich ein Versprechen, dass von ihrem Vater her auf sie übergegangen war.
Dieses beinhaltete, stets das erst geborene Kind Alexander – im Falle das es ein Mädchen werden sollte Alexandra – zu nennen. Ebenfalls beinhaltete es etwas, dass mir sehr ans Herz ging: Mir sollte bei meinen Nachfahren jederzeit Einlass gewährt werden.
Karal Offline



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29.12.2007 18:21
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Dieses Versprechen brachte mich dazu einige Zeit bei meiner Familie zu verbringen.
Dabei lernte ich meine Ur-Ur-Enkelin kennen. Sie war das Ebenbild meiner Frau.
Wegen ihr verbrachte ich mehr Zeit als gewollt bei meiner Familie. Diese Alexandra beobachtend wurde mir zum ersten Mal bewusst wie sehr die Welt um mich herum sich veränderte.
Sie war die erste, deren gesamten Lebensweg ich verfolgte.
Und auch einige weitere Generationen verbrachte ich stets mit dem Erstgeborenen der Familie.

Mein erster Gedanke war beim Einzug bei meiner Familie gewesen, mich stets aus ihrem Leben heraus zu halten. Doch musste ich diese Entscheidung immer wieder überschreiten um meine Nachfahren zu beschützen.
Bald schon standen sie unter meinen Schutz, was allerdings einige Leute wütend auf meine Familie aber speziell mich machte. Als das 13. Jahrhundert sich dem Ende näherte, beschloss einer meiner Nachfahren ein dauerhafteres Gebäude zu errichten. Mit Hilfe aller und einiges an Nahrung sowie Geld als Zahlungsmittel bereitgestellt erschuf er eine Burg. Doch entsprach diese nicht gerade dem Bild einer richtigen Burg. Auch wenn die Sicherheitsvorkehrungen alle vorhanden waren, war dies kein beeindruckendes Gebäude. Eher schlicht verschmolz es mit seiner Umgebung.



14. Jahrhundert
Trotzdem wuchs mir die Burg ans Herz. Denn der Erbauer – der Ehemann einer meiner Nachfahren - hatte speziell für mich einige Räume angelegt. Diese konnte ich ungestört betreten und verlassen. Aller Luxus der ihm einfiel war dort mit eingebunden.
Natürlich war das nur seine Art sich meiner Hilfe zu versichern.
Doch genoss ich dort so manche Stunde vor dem knisternden Kaminfeuer. Dort wenigstens konnte ich ab und an der Wirklichkeit entgehen.

Das neue Jahrhundert lockte mich aus meinem sicheren Zuhause. Ein Brief, ohne Absender, enthielt einige Informationen aus dem Papier, dass ich vor Jahren über Vampire gefunden hatte.
Aufgescheucht davon verlies ich meine Nachfahren und mein Zimmer. Rastlos durchstreifte ich eine Weile das Land, ehe mich jemand abfing.
Es war ein alter Vampir der sichtlich genervt drein sah.
Von ihm erfuhr ich, was aus dem Papier geworden war. Er hatte über einige Mönche davon erfahren, damals nachdem ich es gestohlen hatte. Mir folgend war es ihm anscheinend leicht gefunden mir das Blatt abzunehmen.

Jedoch war es ihm nicht möglich das Papier auch nur anzusehen, ehe es ihm von jemand abgenommen wurde. Der neue Dieb war ein jugendlicher Vampir, der an wirklichen Jahren jedoch älter gewesen sein musste als ich.
Da der alte Vampir unbedingt nach der Erlösung strebte hatte er mich wieder gesucht. Gemeinsam mit mir wollte er das Papier zurück erlangen.
Den aktuellen Besitzer des Papiers aufzufinden verlangte mehrere Jahre an Suche von uns beiden. Schließlich entdeckten wir ihn. Er lag aber bereits im sterben. Anscheinend hatte er mit einem anderen Vampir sich zusammen getan um einen der auf dem Papier aufgeführten Wege zu folgen.
Kaum waren beide wieder wirklich lebendig, waren sie angegriffen worden. Während ich mich noch mit dem einzigen Überlebenden der zwei ehemaligen Vampire unterhielt, verschwand mein angeblicher Partner auf dieser Suche ohne mich.
Zwar eilte ich ihm hinterher, nun aber beschwingter als je zuvor. Nun wusste ich, dass es einen Weg gab sich zurück zu verwandeln. Also gab es tatsächlich eine Erlösung für mich.
Karal Offline



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29.12.2007 18:21
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Lange folgte ich dem alten Vampir nicht. Er selbst hatte nicht viel gebraucht um das inzwischen alte Papier wieder zu finden.
Sofort musste er sich an die Umsetzung einer der Wege gemacht haben. Jedoch nicht unauffällig.
Die Bewohner des Dorfes in dem er sich versteckt hielt hatten sofort um die Hilfe eines Exorzisten gebeten. Dieser hatte Feuer an das Haus gelegt, in dem der alte Vampir sich aufhielt.
Während der Exorzist dafür sorgte, dass der alte Vampir das Haus nicht verlassen konnte, brannte dieses langsam herunter.
Wie wahnsinnig lachend machte der Vampir keinen Versuch den Flammen zu entkommen.
Als ich versuchte auf ihn zu zustürzen grinste er breit, lies dann das Papier in eine Flamme fallen.
Sein Lachen verfolgte mich, als ich aus dem Dorf floh. Denn vor lauter Wut hatte ich es einfach nicht lassen können meine wahre Gestalt zu zeigen.
Während ich nach Hause zurück flog , fassungslos verfolgt von der Szene die ich kurz davor hatte mit erleben müssen, fiel mir zum ersten Mal etwas auf: Es war kälter geworden. Stetig, seit beginn des Jahrhunderts bereits.

Zu Hause angekommen fand ich erst Mal neue Gesichter vor. Niemand kannte mich persönlich und jeder war misstrauisch. Doch dies beachtete ich kaum.
Zwei Jahre später hatte sich dieses bereits geändert.

Immer weit er schien sich alles vor mir sich zu verschlechtern.
Zum einen brach in dem Land auf der anderen Seite der Grenze ein Krieg aus. Dieser wollte und wollte nicht enden.
Zum anderen wurde es immer kälter – was sich auch auf die Ernten und überhaupt das allgemeine Leben ausübte.
Mitte des Jahrhunderts kam es noch schlimmer.
Wenig Vorräte waren uns nur geblieben, als ein seltsames Sterben unter den Ratten sich ausbreitete. Zuerst noch freuten wir uns – diese ledigen Nager waren stets eine Pest.
Doch bald schon erkrankten die ersten Personen. Von Tag zu Tag wurden immer mehr Leute krank. Die ersten Toten waren früh, viel zu früh zu beklagen. Niemand wusste, was es war.
Später ein Mal habe ich darüber gelesen. Es ist mir aber nicht möglich zu beschreiben was ich in den nächsten Jahren durch lebte. Denn in mehreren Wellen schlug diese uns unbekannte Krankheit zu, die nach und nach meine gesamte Familie dem Tode zu führte und sie mir somit erneut nahm. Später erst tauchte der Name auf: Die Pest. Wir aber, alle die sie durchlebten, nannten diese Krankheit einfach nur den Schwarzen Tot.

Mit jedem Tag den diese Krankheit sich weiter ausbreitete, schienen auch neue, religiöse Sekten aus dem Boden zu schießen. Ein jeder führte die Krankheit auf das ausschweifende Leben der letzten Jahre zurück.
Wäre ich nicht so beschäftigt damit gewesen die letzten Leute der Burg zu pflegen, wäre ich vor Wut über diese Sekten und ihre hohlen Aussagen verrückt geworden. Doch meine Aufmerksamkeit war allein darauf gebündelt genug Nahrung für die wenigen Überlebenden heran zu schaffen.
Wie aus Hohn überging auch dieser Tot mich, nach dem er mir die Einzigen genommen hatte, an denen ich hing: Meine Nachfahren.
Alle neun bis zwölf Jahre überschwemmte uns eine neue Welle. Langsam lernten wir damit umzugehen.

Zum Ende des Jahrhunderts hin gönnte uns der Schwarze Tot eine Ruhepause. Wir alle dachten die Strafe überstanden zu haben – niemand ahnte, dass es nur eine Atempause war.
Die Burg langsam wieder aufbauend nahm ich die Verantwortung. Doch gab es Zeiten in denen ich es kaum aushielt.
Bald schon tauchte aber ein Spiel bei uns auf, dass mich faszinierte und mir ab und an wenigstens etwas Ruhe verschaffte: Schach.
Zuerst hörte ich über dieses Spiel bei einem kleinen Treffen mehreren Nachbarn.
Geduldig sammelte ich Informationen wo ich nur konnte, ehe ich selber anfing mir die benötigten Figuren zu schnitzen. An Gegenspielern blieb mir jedoch nur mein Wegbegleiter.
Karal Offline



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29.12.2007 18:22
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten


15. Jahrhundert
Zur Jahrhundertwende war die Atempause vorbei. Atemloses Entsetzen erfasste all die wenigen die bis jetzt überlebt hatten.
Mit der neuen Welle der Pest verlor ich auch die letzten Bewohner der Burg und blieb allein zurück.
Nun hielt mich nichts mehr. Meine Sachen packend verschwand ich, hielt diese immer wieder kehrende Krankheit nicht aus. Jahrelang verbarrikadierte ich mich vor ihr in einer dunklen, kleinen Höhle. Während die Zeit draußen verging vegetierte ich in der Höhle vor mich hin.
Erst eine Nachricht durchbrach meine Isolation. Zum Ende des Jahrhunderts hin hatte ein spanischer Entdecker Land gefunden, in dem er über das Meer westwärts segelte.
Eigentlich nichts interessantes, denn eigentlich sollte dies nur ein weiterer Teil Indiens und Chinas sein – oder so ähnlich. Doch jemand behauptete, dass es ein neues, unbekanntes Land wäre.
Der Gedanke eines neuen Landes fasziniert. Mit der Hoffnung dort einen Neu-Anfang starten zu können brach ich auf und verlies die Höhle, die für so lange mein Rückzugs-Ort gewesen war.
Der erste Weg führte mich nach Spanien.
Kurz vor Anfang des 16. Jahrhunderts erreichte ich das erste spanische Dorf. Nur um dort zu erfahren, dass der Entdeckter Kolumbus außer Landes war – genau genommen wieder mit einem Schiff unterwegs.

In einer spanischen Stadt am Meer wartete ich, versuchte dort Geld zu verdienen ohne erkennen zu lassen wer ich war. Dringend benötigte ich neue Sachen.



16. Jahrhundert
Ende des ersten Jahres fand Kolumbus seinen Weg zurück nach Spanien. Da dies bereits seine dritte Erkundung der neuen Gestade war, sprach man allerorts von ihm.
Ich konnte nicht widerstehen und schlüpfte, als Fledermaus, in den Palast der spanischen Hauptstadt. Zuvor musste ich natürlich den beschwerlichen Weg dorthin auf mich nehmen. Doch lohnte es sich wirklich.
Im Palast konnte ich Kolumbus lange lauschen, fand mich dabei bald fasziniert von der Erzählung des Entdeckers.
Für mich stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, dass ich mit seiner nächsten Expedition mit reisen würde.

So befand ich mich am 11. Mai 1502 auf einem der Schiffe wieder, das den spanischen Hafen verlies. Es würde eine lange Reise sein. Ein halbes Jahr war mindestens geplant, ein halbes, anstrengendes Jahr.
Als wohl habender Siedler hatte ich für die Überfahrt bezahlt, musste trotzdem meinen Teil der Arbeit erledigen.
Zwei Dinge hielten mich davon ab die Zeit schnell an mir vorüber ziehen zu lassen.
Das erste, unangenehmste war mein Hunger. Schon in der Höhle hatte ich mit mehr oder weniger Erfolg jahrzehnte-lang versucht mich an feste Nahrung zu gewöhnen und nur so wenig Blut wie nötig zu trinken. Doch dort und überhaupt auf dem Festland hatte ich nicht versucht ein halbes Jahr ohne Blut zu übernehmen.
Das andere war ein großer Lichtblick zum Ende eines jeden Tages: Durch pures Glück hatte ich einen der kleinen Plätze auf dem Schiff des Entdeckers persönlich erworben. Kolumbus stellte sich als begeisterter Schachspieler heraus. Und nicht nur er. Erstaunlicherweise fand ich auch unter den anderen Mitreisenden einige, gegen die ich eine gute Partie Schach spielen konnte.
Letzteres machte mir die Reise wenigstens erträglich.
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29.12.2007 18:22
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten
Am 14. August 1502 erreichten wir Land. Der Rufe, der schon seit einer Weile über die Decks der vier großen Schiffe eilte, war von Jubel aufgenommen worden.
Wir alle sehnten uns danach an Land gehen zu können.
Gleich am ersten Tag verlor ich die anderen aus den Augen, irrte lange durch die Wälder und wusste nicht mehr wo ich war.
Allen Wesen wich ich aus, nahm nur Blut wenn ich musste. Die Ureinwohner, zwischen deren Ländern ich wandelte, hielten mich bald für einen bösen Geist. Da ich aber immer wieder ihnen half – zu meist indem ich Kinder vor wilden Tiere beschützte – jagten sie mich wenigstens nicht. Überhaupt schien mir viel was ich bei ihnen sah beneidenswert.

Wieder ein Mal fand ich mich recht isoliert. Was in Europa vor sich ging wusste ich nicht zu sagen. Zwar lernte ich einige der Sprachen der Ureinwohner mit der Zeit zu verstehen, doch hielt ich mich von ihnen fern.

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17. Jahrhundert
Erst im 17. Jahrhundert drangen vertraute Laute an mein Ohr. Spanier hatten sich einen Weg bis in den Teil Amerika’s gebahnt, in dem ich lebte. Ihnen folgten bald andere.
Als Fledermaus lauschte ich ihnen sehnsüchtig, ohne zu wissen was mir fehlte. „Lichtgeschwindigkeit“ war dabei eines der Dinge die ich aus ihren Gesprächen heraus hörte, aber nicht verstand. Mir war es ein Rätsel warum man wissen musste, wie schnell das Licht sich bewegte.
Versteckt lauschte ich trotzdem weiterhin, näherte mich ihnen so oft ich konnte um zu zu hören. Bald schon interessierte mich ihr Gerede nicht mehr und ich zog mich in eine Höhle zurück.

Dort plante ich zum ersten Mal die Möglichkeit nach Spanien, beziehungsweise meiner Heimat zurück zu kehren und dort nach dem Buch zu suchen, dass ich vor langer Zeit gefunden hatte. Oder eher eine Abschrift davon – das Buch selber glaubte ich nicht vor zu finden.
Da Fliegen für so eine lange Strecke nicht in Frage kam, musste ich ein Schiff finden. Aus irgendeinem Grund war es aber schwer eines zu finden, dass zurück in meine Heimat fuhr. Umgekehrt landeten dafür ständig Schiffe.
Glücklicherweise hatte ich rechtzeitig daran gedacht mir neue Sachen zu besorgen – auch wenn mir der Schnitt und die Beschaffenheit dieser Kleider einfach nur ungewohnt und seltsam erschienen.

Erneut ein halbes Jahr verging auf hoher See. Dieses Mal kam mir meine relative Blut-Abstinenz zur Hilfe. Diese Reise konnte ich tatsächlich genießen und Pläne schmieden.
In Spanien angekommen erlebte ich einen Schock. Nichts schien mehr so, wie es war.

Lange Zeit irrte ich durch meine ehemalige Heimat. Nur ab und an erkannte ich einige Dinge. Tatsächlich traf ich aber keinen Vampir oder überhaupt ein anderes Lebewesen, dass ich noch kannte.
Von der Burg meiner Nachfahren war längst nichts mehr übrig – außer Geschichten. Und diese handelten zu meist von mir, was mich wirklich erstaunte.

Von dem Buch fand ich keine einzige Spur, es war, als hätte es nie existiert. Natürlich war es eine lange Zeit her seit ich es gesehen hatte, trotzdem war meine Hoffnung groß gewesen dieses wieder zu finden.

Ziemlich verstört irrte ich weiter, versuchte zu verstehen was ich sah.
Über mehrere Irrwege fand ich mich schließlich wieder auf einem Schiff wieder, dass zurück in die Neue-Welt fuhr.
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29.12.2007 18:22
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18. Jahrhundert
Noch auf der Reise betraten wir ein neues Jahrhundert.
Auch auf dem scheinbar vertrautem Boden angekommen musste ich mit Veränderungen leben. Unter anderem war wesentlich mehr Land von anderen in Beschlag genommen als ich mich erinnern konnte.

Immer auf der Suche nach einem ruhigen Fleck drang ich weiter und weiter ins Land ein.
Dabei erstaunte mich doch, welch vielfältige Verbesserungen und neue Ideen entstanden waren, während ich unterwegs gewesen war.

Mein Staunen fand eines Tages ein abruptes Ende. Durch den Wald schlendernd stand ich plötzlich vor einem kleinen Mädchen. Als dieses zu mir aufsah stolperte ich erschrocken zurück. Zu mir sah Alexandra auf. Die Augen, das Gesicht… alles war so, wie ich meine Frau als Kind in Erinnerung hatte. Nur eines passte nicht: Die Haut des Mädchens vor mir war wesentlich mehr von der Sonne gebräunt, als es die Haut meiner Frau es je gewesen war.
Trotzdem sah ich fassungslos drein.
Von dem ahnungslosen, freundlichen Kind lies ich mich mit zum Blockhaus ihrer Eltern nehmen.
Diese nahmen mich erstaunlich fürsorglich auf.
Jedoch verjagten sie mich, als ich ohne nach zu denken hervor brachte, was ich dachte: Sie mussten meine Nachfahren sein. Den in den Augen des Kindes konnte ich auch Spuren meiner selbst erkennen. Doch nebenbei musste ich wohl auch Fallen gelassen haben, dass ich trotz meines Aussehens sehr alt war – dass allein reichte aus um die Familie zu erschrecken.

Beharrlich hielt ich mich in ihrer Nähe, musste aber feststellen, dass mich wirklich keiner von ihnen kannte.
Widerstrebend gab ich mich damit zufrieden, einfach nur der Beschützer meiner Nachfahren zu sein.
Langsam gewöhnten sie sich auch an meine Anwesenheit. Nur zögernd fingen sie Gespräche mit mir an, schließlich kannte ich das Land besser als sie.
Als ich ihrer Tochter von der alten Angewohnheit ihrer Vorfahren – meiner Nachfahren – erzählte, alle Erstgeborenen Alexander beziehungsweise Alexandra zu nennen, hatte ich nie gedacht, dass diese Angewohnheit wieder aufleben sollte.
Sobald das Mädchen zu einer jungen Frau heran gewachsen und Mutter geworden war, nannte sie ihre Älteste Alexandra.

Dies war wohl der Punkt, ab dem ich meine Familie gerne beschützte und mir nicht mehr überflüssig vorkam.
Trotzdem versuchte ich mich so abseits wie nur möglich zu halten.
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29.12.2007 18:22
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten


19. Jahrhundert
Das nächste Jahrhundert stürzte mich in eine große Verwirrung. Die Welt schien sich schneller zu drehen. Ab und an hatte ich das Gefühl verloren zu gehen. Nur dank der Hilfe meiner Familie fand ich mich wieder.
Nur zögernd öffnete ich mich den Neuerungen und versuchte mit diesen umgehen zu lernen.
Da so viel auf ein Mal passierte, zog das Jahrhundert an mir vorüber, ohne dass ich es wirklich bemerkte.

Während ich noch versuchte mich über alles auf dem Laufenden zu halten, endete auch schon das Jahrhundert wieder.



20. Jahrhundert
Erst als einige Jahre herum waren erfuhr ich jedoch von dem Krieg, der später als erster Weltkrieg bekannt werden sollte.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschwand ich immer wieder für eine Weile und versuchte meine Ruhe wieder zu finden.
Den zweiten Weltkrieg konnte ich natürlich nicht ignorieren – auch wenn ich es gerne getan hätte. In diesem Krieg verlor ich den Kontakt zu meinen Nachfahren. Die männlichen Mitglieder der Familie gingen größtenteils in den Krieg, sahen es als Pflicht an.
Nur die Frauen blieben zurück.
Von meinen Nachfahren lebte nur noch eine Frau, sowie ein Mann. Letzterer kam aus Europa nie wieder zurück. Erstere verschwand spurlos.

So stand ich nach Jahrhunderten wieder alleine da. Ohne Familie, zwischen Fremden denen ich mein Geheimnis nicht offenbaren wollte.
Bald aber fand ich eine Aufgabe für mich: All jenen helfen die gebissen worden. Wenn es zu spät war um sie zu erlösen, dann wollte ich ihnen wenigstens helfen mit der ungewohnten Situation umzugehen.
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29.12.2007 18:23
Karal - die Vergangenheit eines Vampirs Antworten


21. Jahrhundert
Kurz vor Beginn der Apokalypse war ich dabei einen Vampir aufzusuchen um ihm zu helfen.
Leider stellte es sich als eine Falle heraus.
Wie schon so oft zuvor, fand ich mich in einem verdunkelten Raum wieder – gefesselt an einen Pfahl. Erneut musste ich einen Exorzismus-Versuch über mich ergehen lassen. Dass die ausführenden Kräfte hier bei nicht zu wissen schienen was sie taten war wohl der einzige Grund, warum ich irgendwann frei kam.
Nun war ich aber geschwächt. Einige Verbrennungen zierten meinen Rücken. Außerdem hatte ich des Öfteren das Gefühl jede Sekunde in Ohnmacht fallen zu können.
Trotzdem versuchte ich in der Apokalypse zu kämpfen. Danach suchte ich mir einen Weg durch den Untergrund, hielt mich aber so gut ich konnte abseits und verdeckt.
Erst später, als ich versuchte einem weiteren neu-gebissenem Vampir zu helfen trat ich wieder mehr hinaus in das Licht des Mondes.
Der Name des jungen Vampires war Ray. Bei dem Versuch seine Freunde zu beschützen war er gebissen worden, hatte sich danach verzweifelt in die Einsamkeit zurückgezogen.
Erst in der Nähe des gebissenem Katzenmenschen erinnerte mein Herz mich daran, dass ich selbst nach Jahrhunderten noch in der Lage war zu lieben – denn Ray hatte es mir einfach angetan. Gemeinsam mit dem jungem Vampir suchte ich mir ein kleines Haus am Rande von New York um mich dort niederzulassen.
In dieser Zeit war es auch, dass ich zufälligerweise auf einem meiner Nachfahren traf. Zu Anfangs wollte,… konnte ich es einfach nicht glauben. Nach so langer Zeit der Gewissheit dass meine Linie endgültig ausgelöscht wäre, war es mir erst nicht möglich auch nur den Gedanken ins Auge zu fassen dass noch jemand lebte. Doch die roten Augen und noch dazu die Aussage seines Liebhabers Faun Egil Saga bestätigten mir bald schon, dass Alasdair Dirmir Lawal nur einer meiner Nachfahren sein konnte. Fasziniert beobachtete ich meinen mir wiedergeschenkten Nachfahren.
Alasdair war als Sportlehrer an der Magierschule angestellt, wo sein Freund als Lehrer für Gifte unterrichtete. Dass er nebenbei auch sich noch als Dieb, oder „Beschaffer besonderer Güter“ wie er es nannte, entging mir dabei natürlich nicht. Dies störte mich allerdings nicht.
Erst nach einer Weile gab ich mich meinem Nachfahren zu erkennen, war damit recht vorsichtig gewesen. Dass Alasdair mich nicht einfach abtat sondern sich meine Geschichte doch anhörte erstaunte mich. Hierbei erfuhr ich auch, dass das Ritual den erstgeborenen Alexander zu nennen, nicht verloren gegangen war: Alasdair ist gälisch und bedeutet Alexander.
Bald schon blieb der junge Sportlehrer nicht mein einziger Nachfahre. Sein Mann brachte schließlich Damien Alexander Lawal Saga zur Welt. Auch wenn Damien von niemanden Alexander genannt wurde und obwohl er nicht meinen Familiennamen trug, so war ich doch glück. Endlich wieder hatte ich eine Familie –noch dazu eine bei der ich Willkommen war.
Im Laufe der nächsten Jahre verbrachte ich mehr und mehr Zeit an der Magierschule, wachte so über meine Familie. Nie wieder wollte ich diese erneut verlieren. In den letzten Jahrhunderten war ich viel zu viel allein gewesen.
15 Jahre nach Damiens Geburt wurde Alasdair des Mordes beschuldigt. Obwohl dies berechtigt war kam er bei der Familie Hiwatari unter – wodurch ich erfuhr dass diese mit dem Mann meines Nachfahrens verwandt waren. Ab da an sorgte ich mich nie wieder darum, dass ich ohne Familie dastehen würde. Die Familie Hiwatari hatte zu diesem Zeitpunkt bereits unzählige Kinder, Nichten und Neffen, so dass ich diese nicht ein Mal mehr an meinen zwei Händen zusammen zählen konnte.
Zusätzlich stand bald schon die Geburt von Damiens Schwester Amira an.

Seit ich Alasdair gefunden hatte, brach eine sehr ereignisreiche Zeit an.
Dies änderte sich natürlich auch nach Amiras Geburt nicht. Schon am Tage nach ihrer Geburt begleitete ich Kai, das Oberhaupt der Familie Hiwatari, auf eine außergewöhnliche Reise: Zurück in das 15. Jahrhunder um einen Fluch zu brechen welcher damals auf die Verwandten des Mannes meines Nachfahren gelegt worden war.....
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