,,Dass das alles längst kein dummer Jungenstreich ist, sondern schon auf die kriminelle Schiene geht und ihre Kinder sich strafbar machen, ist keine Behauptung, sondern Realität, daher bitte ich, dies nicht abzustreiten´´, sprach der Direktor nun und hielt dabei eines der Flugblätter kurz hoch, ehe er es geräuschvoll auf den Tisch schlug. ,,Was hier steht schadet nicht nur den Jungen, sondern auch der Schule und natürlich der Familie des Jungen. Hat jemand etwas dazu zu sagen?´´, fragte der Direktor, woraufhin natürlich gleich wieder die Rufe von Eltern kamen, dass ihr Sohn, oder Tochter, ja nichts damit zu tun hatten und einfach nur unglücklicherweise mit drinne hingen.

'Oh ja natürlich... wie wahrscheinlich' grollte ich innerlich, sah dabei kurz zu Justin. Freundlich lächelte ich sowohl meinen Sohn als auch seinen recht blass dreinsehenden Freund an, wobei letzterer allerdings noch immer nicht aufsah.
Meinen Blick wieder schweifend lassend musterte ich die anderen Eltern finster.
'Schatz? ich denke ich überlass dir dass reden' informierte ich Kai, er schaffte es sowieso immer sich mehr Respekt zu verschaffen.

,,Von wegen, ich weiß ja wohl ziemlich genau, wer daran alles beteiligt war und jeder wusste von den ganzen Scheiß, den ihre Blagen veranstaltet haben, sie haben es doch schließlich untereinander geplant. Keiner von denen ist unschuldig und dieses Flugblatt ist längst nicht das Einzige, was die gemacht haben´´, fuhr Justin die anwesenden Eltern wütend dabei an, hielt sich auch nur noch mit Mühe auf den Stuhl.
'Halte dich nicht zurück, sag ruhig, wenn du was sagen willst', sagte ich zu Amigo und blieb nach außen hin völlig ruhig, während ich innerlich aber kochte.

Eine Hand ausstreckend legte ich diese auf Justins Schulter, allerdings nicht um ihn davon abzuhalten zu reden sondern um ihn daran zu erinnern dass er nicht allein war.
'Momentan könnte ich alle nur zusammen schreien' murrte ich recht angespannt.

'Wenn es dir hilft, dann nur zu, angeschrieen werden die heute eh, ob nun von dir oder mir macht keinen Unterschied', sagte ich in Gedanken zu Amigo, während ich einen Mann finster ansah, der aufsprang. ,,Das ist doch lächerlich, unsere Kinder wurden richtig erzogen und treiben sich nicht bis morgends als Stripper oder mehr noch im Babylon herum´´, entgegnete er aufgebracht zu Justin und sah die anderen Eltern an. ,,Wen kann man wohl eher glauben? Unseren Kindern, die nur die Wahrheit in den Blatt schreiben, oder einen Lügner wie ihn?´´, wandte er sich an die anderen Eltern, erhielt auch von fast allen zustimmendes Gemurmel.

"Justin lügt nicht" protestierte Yuriy was allerdings unterging. Recht blass sah er kurz auf, senkte dann seinen Blick hastig wieder. "Mein Sohn lügt nicht" wiederholte ich laut genug damit man mich hören konnte. "Im Gegensatz dazu, wieviele ihrer Kinder behaupten immer noch nichts mit dem ganzen zu tun zu haben?" Herausfordernd funkelte ich die restlichen Eltern im Raum an.
'Wie kann er es wagen auch nur anzudeuten dass MEIN SOHN IRGENDSO ETWAS MACHEN WÜRDE?' fauchte ich sauer in Gedanken, schaffte es einfach nicht mich richtig zu beruhigen um nicht zu laut zu werden.

Justin sah Yuriy an, als dieser protestierte, nahm dabei seine Hand und drückte diese vorsichtig.
,,Mit den Flugblättern haben wohl wenige was zu tun, aber jeder von unseren Kindern hat ja wohl von irgendwo mitbekommen, was ihr Sohn in seiner Freizeit treibt. Kein Wunder, dass er sitzen geblieben ist, wenn er bis morgends im Babylon ist und jeden nimmt, der nicht bei Drei auf den Bäumen ist. An ihrer Stelle würde ich mir keine Gedanken um dieses Blatt machen, sondern eher darum, was in der Erziehung wohl falsch gelaufen ist´´, fuhr der Mann Amigo an, blieb dabei auch stehen. ,,Aber bei der Familie als Vorbild, wundert mich überhaupt nichts mehr´´, fuhr er fort.

Yuriy klammerte sich an Justins Hand, sah dabei nur kurz zu seinem Freund.
Fassungslos bei dieser Aussage allein schon sah ich den Mann an. "Bei unserer Erziehung ist nichts falsch gelaufen, Justin ist der beste Sohn den man sich wünschen kann" mumelte ich, allerdings recht leise da ich mir selber noch nicht so sicher war, dass ich richtig gehört hatte.
Kurz warf ich meinem Mann einen Blick zu.

Kurz nur zuckte meine Augenbraue, bei der Aussage, bevor ich aufsprang. Wütend donnerte ich die Faust auf den Tisch und sah den selbst ernannten Sprecher der Eltern wütend an. ,,Wenn hier von irgendjemanden die Erziehung versagt hat, dann doch wohl eindeutig von euren verwöhnten Bälgern. Die ständigen Beledigungen und Lügen, eure achso feinen und vorbildlichen Kindern haben es sogar gewagt Hand an meinen Sohn anzulegen, nicht zuletzt noch dieses Flugblatt, das ist Rufmord. Verklagt uns ruhig, dass eure Söhne zeitweise einen Aufenthalt im Krankenhaus hatten, aber dann werdet ihr gleich so viele Klagen auf den Tisch haben, dass eure Kindern überhaupt keinen einzigen Fuß in ganz Amerika setzen können und dies ist keine Drohung, sondern ein Versprechen´´, fuhr ich die Eltern laut an.
Als irgendeiner von ihnen etwas murmelte, was ich nicht genau verstante, was allerdings reichte um mich entgültig zum platzen zu bringen, ging ich um den Tisch herum. Ich wollte mir den Mann überm Tisch ziehen, allerdings blieb ich stehen als ich merkte, dass Justin mich festhielt. ,,Es lohnt sich nicht Papa, so erbärmlich wie die sind wir nicht, so tief können wir nicht fallen´´, sagte er deutlich und mit sicherer Stimme. Allerdings spürte ich, wie seine Hände zitterten.

Stolz sah ich meinen Sohn an. 'Ich hab dich lieb, Justin' erklärte ich ihm spontan in Gedanken, lächelte dabei.
Ausnahmsweiße hatte ich nicht vorgehabt etwas zu sagen, war durchaus gewillt gewesen meinen Mann sich austoben zu lassen - meiner Meinung nach hatten diese Leute dass einfach nur verdient.
Zum ersten Mal sah Yuriy richtig auf, behielt in erster linie allerdings seinen Blick auf seinen Freund gericht und hielt dessen hand weiterhin vorsichtig fest.

Ich sah zu Justin zurück und beruhigte mich, allerdings nur minimal. Den Eltern warf ich noch einen finsteren Blick zu, während aber auch schon der Direktor sich einmischte. ,,Wir gehen´´, entschied ich schließlich und sah meine Familie kurz an. Die Lehrer nickten nur leicht und waren damit einverstanden. Allerdings würden sie die anderen noch lange nicht gehen lassen.

Aufstehend drückte ich sacht Justins Schulter, lies nebenbei noch mal kurz meinen Blick im Raum schweifen und musterte die anderen recht mitleidig. Yuriy sprang derweil auf. Als sein Stuhl dabei rückwärst wegflog und lautscheppernd auf den Boden schlug lief der junge Mischling knallrot an. Trotzdem blieb er neben seinem Freund stehen, hielt sich allerdings noch fester an dessen Hand fest.
Den Stuhl aufrichtend tätschelte ich aufmunternd Yuriys Schulter, überlies es dann ihm und meinem Sohn voran zu gehen.

Justin lief mit seinen Freund vor, während ich meinen Mann aus den Klassenraum führte und hinter mir dann auch die Tür schloss. Zwar schwieg ich, während ich durch das Gebäude lief, kochte allerdings noch innerlich, weswegen ich auch recht angespannt war.

Nach Kais Hand greifend fuhr ich leicht über seinem Handrücken. "Justin? ich bin wirklich stolz auf dich" informierte ich meinen Sohn zwar recht leise dafür aber ehrlich. "Aber natürlich nicht nur heute Abend" setzte ich hinzu weil dass irgendwie so klang.

Der Junge nickte nur leicht, aber schweigend, ehe er sich wieder ins Auto setzte. Vorsichtig ließ ich Amigos Hand los und setzte mich auf den Fahrerplatz, ehe ich den Wagen startete.