"Wir haben ganz viel gespielt", antwortete Tiranu sofort mit leuchtenden Augen. "Und wir haben Keckse gegessen, die sind richtig lecker, musst du auch mal probieren. Gibt bestimmt keine besseren", fügte der kleine hinzu und grinste dabei stolz. Natürlich gab es seiner Meinung nach keine besseren, obwohl es die sicherlich gab. Die Haushälterin war zwar alt und hatte sehr viele Jahre Erfahrungen im Backen gesammelt, aber vom Fach war sie dennoch nicht. Allerdings gab es auch keinen im Haus der ihr Gebäck ablehnte. Nicht mal ich, obwohl es früher garantiert leichtere Aufgaben gab als mir etwas zu Essen unterzuschieben.
Sebastian verstand Lifaens Angebot, dass er auf das Sofa deutete, sofort und lehnte doch entschieden, aber höflich ab. "Es ist noch zu früh, das Abendessen möchte noch vorbereitet werden, danach nehme ich das Angebot aber gerne an Herr Aiedail. Ich werde für Sie ein Gedeck mit auftischen und der Haushälterin bescheid geben, dass sie noch ein vegetarisches Gericht zubereiten soll", antwortete der Butler. Da die meisten Elfen und Elben nunmal Vegetarier waren, ging er auch bei Li davon aus und es wäre auch mein Anliegen, wenn ich da wäre, dass Lifaen bei uns mitessen könnte, wenn er so lange da ist. "Haben Sie einen speziellen Wunsch oder möchten Sie sich auf die Eingebung der Haushälterin verlassen?", fragte er noch und blieb so lange bei dem Tisch stehen, das leere Tablett in der Hand.
Unbeeindruckt knurrte ich zurück als Karal meinte mich anknurren zu müssen. Dabei festigte sich mein Biss nur noch mehr in seinen Hals. Wie ein Parasit hatte ich mich festgebissen und würde so schnell auch nicht los lassen, zumindest nicht freiwillig. Ich würde mir später die Frage stellen, wovor der Sicherheitsdienst dieser Einrichtung mehr Angst hat, vor mir, wenn ich nicht ich selbst war, oder davor zu versagen und von mir entlassen zu werden. Selbst meine Wissenschaftler wussten, dass sie nicht normal gekündigt werden, wenn sie einmal hier waren. Ich wollte schließlich kein Risiko eingehen. Doch ich war insgeheim, wenn ich nachdenken könnte, sicher froh darüber, dass sie eingriffen. Womöglich hätte ich sonst etwas getan, was ich bereut hätte. Die verschlossene Tür wurde mit einen Tritt geöffnet und flog auf, im gleichen Augenblick stürmte der gut bewaffnete und ausgerüstete Sicherheitsdienst herbei. Erst als ich meine Kiefer öffnete, aufgrund eines elektrischen Schocks auf meinen Körper, rissen sie mich von Karal weg. Während ich gewaltsam auf die Knie gedrückt wurde und meine Hände hinter meinen Rücken zusaammengebunden wurden, traute sich einer der Wissenschaftler rein und spritzte mir ein Beruhigungsmittel. Das Opiat breitete sich schnell in meinen erhitzen Körper aus und ließ mich innerhalb weniger Sekunden ruhig und kraftlos werden. "Um Himmelswillen, wieso sind Sie hiergeblieben? Er hat Sie gebissen, wissen Sie was das bedeutet? Sie werden gleich auch zu so einen". Es war der ältere Wissenschaftler von vorhin, der nun bei Karal war und ihn sorgenvoll, aber auch misstrauisch ansah. Ich lachte leise auf als ich diesen Satz hörte. Doch nur in meinen eigenen Gedanken konnte ich ihm eine zynische Antwort an den Kopf werfen, die Worte wollten nicht über meine versiegelten Lippen. Benommen schwang ich langsam den herunterhängenden Kopf nach links und rechts. "Gehhhht", brachte ich nur mühsam und langgezogen raus. "Ich bin... ok...", begann ich und hob mit aller Kraft meinen Kopf und sah den alten Mann an. "und in Besitz meiner geistigen Fähigkeit. Also nimmt es als Anweisung und hinterfragt nichts", beendete ich den Satz. Auch wenn ich ein kurzen Anflug von Zweifel in den Augen des Mannes sah, verließ er doch ohne zu fragen mit den Wachdienst den Raum und schloss die Tür. Mein Blick ging zur Seite um Karal nicht anzusehen. Es war mir in gewisser Weise peinlich, dass ich so einen Fehler gemacht habe. Um ihn aber nicht allzu offensichtlich zu zeigen, dass es mir peinlich war, tat ich so als würde ich versuchen mich zu befreien. Das tat ich auch, doch meine Fingerspitzen waren taub von den Opiat, weswegen ich nicht wusste was man mir um die Handgelenke gelegt hatte. Sicherlich nichts entflammbares, da wäre ich sonst zu leicht rausgekommen. Kurz zuckte meine Augenbraue als ich das Handgelenk drehte. Nein, garantiert nichts leicht entflammbares. Vermutlich hatten die Männer zu Kabelbindern gegriffen. Plastik hatte ich noch nie abgebrannt wenn es auf meine Haut war, die weiche Masse brannte sich zu schnell in die Haut. Außerdem hatte es den "schönen" Nebeneffekt, dass sich niemand lange dagegen wehrte, wenn es in die Haut schnitt und das Fleisch bis auf die Knochen Wund scheuern konnte. "Auf den Schreibtisch... ist bestimmt eine Schere... schneid mir bitte das Ding ab", bat ich den Vampir ohne auch nur einmal kurz zu ihn zu sehen.
"Welpen waren da keine, die hätte ich bestimmt gesehen. Der Hund war einfach nur böse", entgegnete Tiranu, wobei er mit jedem Wort leiser wurde. Zum Schluss runzelte er die Stirn und setzte einen Blick drauf, den ich schon einmal bei ihm gesehen hatte, in einer änlichen Situation. Zum Grübeln war er im Grunde viel zu klein und jung, aber das dachte ich ja auch mit der Magie. Einer der Hauptgründe wieso ich einen eigenen Kindergarten aufmachen wollte und Lifaen, sowie Amy unbedingt als Erzieher haben wollte. Den beiden würde sicherlich nichts entgegen und sie wären mit der Situation nicht überfordert wenn dort nur Kinder unterrichtet werden wie Tiranu. "Aber die beiden weißen Vögel hier sind auch scheu und wollen nicht gleich beißen. Die laufen dann immer nur weg und die Pferde hier auch", erklärte Tanis, der das noch nicht ganz verstehen konnte, wieso manche Tiere lieb waren und manche, in seinen Augen, böse.
Sowohl die Wissenschaftler, wie ich, zuckten zusammen als Karal grollte. Für einen Moment blieb ich tatsächlich völlig ruhig und sah ihn einfach verwirrt an, ehe ich ihn wieder mit meinen Blick fixierte und misstrauisch beobachtete. Später wäre mir mein Verhalten sicherlich peinlich. Schließlich wird der gesamte Gebäudekomplex überwacht, ich konnte mir jederzeit die Überwachungsbänder ansehen. "Sie... Sie müssen wahnsinnig sein", entgegnete der alte Mann und sah Karal fassungslos an. Da ich nie ein Wort davon erzählt hatte, wie ich zum Vampir geworden bin, oder eher durch wem, konnten sie auch nicht wissen um wem es sich da handelte, der vor ihnen stand. Aufgebracht fauchte ich Karal an als er näher kam und dabei so gelassen blieb. In meinem jetzigen Zustand kam es mir unnatürlich vor und irgendwas in meinem Kopf sagte mir, dass das nicht richtig war. Die Wissenschaftler hatten Angst, mussten sie auch, das war natürlich. Karal hatte keine Angst und kam ganz ruhig und gelassen auf mich zu. Das war unnatürlich laut meinem Instinkt. Doch kaum hatte Karal mir seinen Hals so offen angeboten, sah ich ihn überrascht mit großen Augen an. Doch die Überraschung wehrte nicht von langer Dauer. Mit einen Ruck riss ich mich von den Männern los und stürzt mich auf den Wolfsmensch. Aus ihrer Schockstarre erwacht, flohen die Männer aus den Raum. Der alte Mann verständigte sofort den Sicherheitsdienst.
Tiranu hatte unterdessen Lifaen in den Wintergarten geführt. Einer von seinen Lieblingsräumen, was wohl daran lag, dass dieser eigentlich nie unbesetzt war. Irgendjemand war immer hier drinnen und genoss die Atmosphäre des warmen Klimas, der hohen Luftfeuchtigkeit, das Plätschern des kleinen Wasserfalls und die vielen Pflanzen. Eben ein kleiner Amazonas mitten im Haus. Das Gegenteil zeichnete sich draußen ab, durch die Glasfronten sah man nur zu deutlich draußen das Grau und die Kälte des Winters. Ohne anzuhalten und Lifaen zeit zum gucken zu geben, für Tiranu war das schließlich nichts so neues mehr, führte er Lifaen gleich zu der leicht erhöhten Stelle zur Lounge. Bei einer so großen Familie und dem ausreichenden Platz mussten schließlich schon ein par mehr Möbel her als nur vier Stühle, zumal diese eh zu einfach gewesen wären. Als würde man Kais Tick für die Farbe weiß nicht schon zu genüge an den Tieren auf den Grundstück sehen, hatte er auch die Bambusmöbel in dieser Farbe gekauft. Ohne um Hilfe zu fragen kletterte der kleine Wildfang auf das rote Polster des Bambussofas. Für Sebastian war es kein Problem die drei wieder zu finden. Schließlich gehörte es zu seinen Job dazu zu wissen, wo sich sein Herr befand. Er wäre schließlich ein schlechter Butler wenn er immer erst suchen oder nachfragen müsste. Also verließ er sich entweder auf sein Wissen und die Gewohnheiten seiner Herren zu bestimmten Zeiten bestimmte Räume aufzusuchen, oder er folgte den Auren. So schaffte der Mann es auch die anderen in diesen Haus zu finden. Nachdem er sich umgezogen hatte kümmerte sich Sebastian um den 4 Uhr Tee, den er servierte, mit selbstgemachten Gebäck natürlich. Von Alasdairs und Fauns Vorhaben ließ er sich nicht abschrecken, in geübter Zurückhaltung stellte er schweigend auf den Tisch ein Tablett mit Tee und Gebäck ab, eher die beiden wieder alleine ließ. Kurz danach kam er auch zu Lifaen und den Kleinen in den Wintergarten um ein Tablett auf den niedrigen Tisch zu stellen. "Ich habe Ihnen einen weißen Tee mitgebracht weil die beiden Zwillinge den so gerne trinken. Er hat ein fein blumiges Aroma. Gerne bringe ich Ihnen aber auch einen anderen Tee, wenn Sie einen speziellen Wunsch haben", erklärte Sebastian höflich und trat einen Schritt zurück. Wie versprochen hatte er sich umgezogen, nur bei genauerer Betrachtung fiel einem auf, dass der rechte Unterarm des Mannes dicker wirkte als der Linke, was an den Verband unter dem Hemd lag.
In meiner Ungestümheit riss ich Karal zwar nicht zu Boden als ich mich auf ihn stürzte, dafür war er auch zu groß, aber ich schlug doch unsanft meine Zähne in seinen entblößten Hals. Genausogut hätte man mir eine Ziege in den Raum schicken können, ich hätte vermutlich keine Unterschiede gemacht was das Trinken anging. Ich schlang meine Arme um Karal und presste mich an ihn, knurrte einmal kurz auf ohne ihn los zu lassen. Er sollte sich ja nicht einfallen lassen jetzt verschwinden zu wollen! Oder später... Das einzige was ich wollte war Blut und sein Blut war köstlich wie ein Wein mit Spitzenqualität. Es war keineswegs persönlich gemeint oder bewusst, aber bei jeden Schluck den ich trank wusste ich, dass ich nicht eher aufhören würde, ehe nicht auch der letzte köstliche Tropfen seines Blutes meine Kehle hinunter rann.
"Ja, der hat es diesen hässlichen doofen Hund richtig gezeigt. Der Hund hat dann gejault wie ein Feigling und ist weggelaufen", antwortete Tiranu aufgeregt und sah zu Lifaen auf. "Wenn ich größer bin verjag ich solche dummen Tiere von ganz selbst". Während Tiranu selbstsicher drein sah und schon darauf brannte sich auch mal beweisen zu können, sah Tanis nicht begeistert drein. "Ich find das blöd. Alasdairs Hund ist viel viel süßer und lieber, wieso war der andere dann so gemein und wollte beißen?", fragte er, ohne zwischen Wolf und Hund einen Unterschied zu machen. Kaum hatte Lifaen Tiranu die Hand hingehalten, ergriff er diese mit seinen kleinen Fingern und führte den Elf durch die Küche in den Wintergarten. Auf den Weg dorthin wurde der glänzende weiße Boden immer wieder durch kleinere Quadrate unterbrochen, die den Durchmesser von einem Quadratmeter hatten. Blankes Glas gab den Blick frei auf den Meeresboden mit seinen Bewohnern. Durch unauffällige und nicht zu helle LED Leuchten konnte man in der Dunkelheit auch etwas erkennen. Diese und andere ähnliche Spielerein hatten auch die meisten Probleme bei den Umbau der Villa bereitet. Die brachten die meisten Schwierigkeiten und brauchten am meisten Zeit. Diese Quadrate waren in den ganzen Fluren vereinzelt verteilt, aber auch nur dort, wo kein Keller war. Anders als bei der Villa zuvor beschränkte sich der ausgebaute Keller nur auf einen bestimmten Bereich und erstreckte sich nicht unter den kompletten Gebäude. So gab es in der untersten Etage auch nur zwei Bereiche. Den Sportbereich und die Wellnessanlage. Gerade der letzte der beiden Bereiche war wie zugeschneidert auf Amigos Wesen. So bestand zum Beispiel der Pool nicht aus festen Fliesen, sondern aus Glas und lag zudem noch an der westlichsten Seite. Ohne künstliche Lichter erhellte die Sonne auf natürliche Weise den Meeresgrund.
Meine erste Reaktion auf Karals erscheinen war ein empörtes Fauchen. Ich hatte ihn gerufen, natürlich, aber in einen seltenen klaren Moment, den ich gerade nicht mehr hatte. Die Wissenschaftler hatten es in der Zeit gerade soweit geschafft, mein auserkorenes Mahl aus seinen Büro zu lassen, während sie mich gewaltsam mit drei Mann versuchten festzuhalten. Dabei achtete aber jeder der drei darauf meinem Kopf nicht zu nahe zu kommen. Ein älterer Mann, er gehörte zu den ersten Ärzten die ich für diesen Job rekrutiert hatte, entdeckte Karal als erstes. "Um Himmelswillen, machen Sie bloß, dass sie wegkommen, er ist nicht bei Sinnen", wandte sich der alte Mann an Karal. Er wusste ja nicht, dass ich ihn gerufen hatte um den Wissenschaftlern das Leben zu retten. Natürlich, ich tat es nicht gern Karal in Gefahr zu bringen, erstrecht nicht wenn ich die Gefahr war, aber was hätte ich anderes tun sollen? In den wenigen Sekunden die ich Zeit hatte zu überlegen erschien mir er als einzige Lösung. In einen leichten Anflug von Zweifel fauchte ich Karal mit gebleckten Zähnen an, ehe ich nur um wenige Zentimeter von ihm zurückwich.
Abwehrend hob Sebastian die Arme. "Machen Sie sich keine Sorgen, ich muss mich viel mehr für mein inakkurates Aussehen entschuldigen, so sollte ich mich nicht sehen lassen, geschweige denn im Dienst", entschuldigte sich der Schwarzhaarige, ohne sich heraus zu reden. Ohne Babysitter hätte er sich eh nicht umziehen können weil er die Zwillinge nicht aus den Augen lassen dürfte. Trotzdem verwendete der Butler diesen Einwand nicht als Ausrede. Für ihn gab es dafür keine Entschuldigung, was Aussehen und Arbeit betraf war Sebastian ein Perfektionist und zeigte sogar noch größere Sorgfalt als ich. Trotz meines Modeljobs kam es durchaus mal vor, dass man mich morgens in der Villa mit unordentlichen Haaren sah. Ihn dagegen nie. "Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden Herr Aiedail, würd ich mich eben schnell umziehen und mich um die Verletzung kümmern", bat der Butler und verbeugte sich leicht, hielt dabei den verletzen Arm an seine Brust gedrückt. Schmerzen empfand er keine und auch hatte er die Blutung mit der sehr niedrigen Temperatur in seinen Arm fast vollkommen gestoppt. Bevor Sebastian die Küche verlassen konnte, war es Tanis, der Lifaen an der Hand zog um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Zwar konnte er sprechen, tat dies aber äußerst ungern. Da reiche schon eine fremde Umgebung oder andere aufregung um ihn lange zum schweigen zu bringen. Nicht umsonst war er sogut was das sprechen in Gedanken anging. 'Da war so ein großer böser Hund der Tiranu beißen wollte', erklärte der ängstlichere der beiden Zwillinge und sah dabei mit großen Augen zu Lifaen auf.
Unterdessen bekam ich von der ganzen Aufregung zu Hause nichts mit. Es war bereits spät am Nachmittag und so wie ich es gesagt hatte, befand ich mich zu diesen Zeitpunkt nicht mehr zu Hause. Trotz der wenigen Stunden Schlaf hatte diese Ruhe aber ausgereicht um mir einen deftigen Kater zu verpassen. Nicht nur das mir selbst der Flügelschlag einer Taube wie das Starten einer Boing 747 vorkam, mein Magen hatte sich gleich mehrfach umgedreht und bestand hartnäckig darauf die alkoholhaltige Flüssigkeit wieder los zu werden und das auf den gleichen wege wie sie reingekommen war. Doch war mein Wille stärker als das Verlangen die Toilette lieb zu gewinnen. Genau dieser Zustand führte mich auch nicht in das örtliche Krankenhaus, sondern zu meinen Ärzten nach Russland. Obwohl selbst Beor schon bei ihnen war, damals mit Tala, hatte ich niemanden verraten wo genau in Russland sich dieses Larbor befand. Ich vertraute Beor, keine Frage, aber dieses eine Geheimniss hatte ich nicht mal meinen Mann verraten. Zu groß war die Gefahr, dass auch nur einem irgendwann ein kleines unbedachtes Wörtchen rausrutschen könnte und ich im wahrsten Sinne des Wortes in der Hölle schmoren würde. Während ich nach draußen sah, beobachte ich den fallenden Schnee über die dichten Baumwipfel des Waldes. Ich lehnte mich langsam mit den Rücken gegen die kalte Wand des kleinen Raumes. Eine tiefe Entspannung mit einer beginnenden Müdigkeit setzen ein. Kurz wanderte mein Blick zu den durchsichtigen Schlauch, der von meinen Arm wegführte. Tiefrotes Blut Floss aus der Ader meines Armes . Mir erschien es sinnvoller nicht einfach nur zu trinken um den Durst zu stillen, ich wollte mein Blut reinigen. Erst seit zwei Jahren hatte ich meine Ärzte auch darauf angesetzt sich näher mit dem Blut und der Krankheit des Vampirismus zu befassen. Denn als nichts anderes sah ich es, als Krankheit. Und wie jede Krankheit müsste auch diese irgendwo ihren Wirkungsbereich haben und somit auch einen Heilungsbereich. Ich gab mich nicht der Illusion hin in der nächsten Zeit ein Heilmittel dagegen zu finden, es würde mir schon genügen in den nächsten Jahren soweit zu kommen, dass es für mich möglich war meine Kinder in die Schule zu bringen oder einen kurzen Spaziergang mit Amigo am Meer unternehmen könnte ohne Verbrennungen davon zu tragen. Trotzdem gab ich nicht auf und gab mich selbst als Versuchskaninchen hin. Denn tot war ich schon, was sollte mir also großes passieren? Leise öffnete sich die Tür, ehe einer der Weißkittel herein trat. Dies war sein Büro, ich bestand darauf selbst nie in eines ihrer speziellen Forschungslabore zu kommen. Ich hatte eine Abneigung gegen Operationssäle oder gegen Praxisräume denen man sofort ansah, dass Menschen dort behandelt wurden. Da war mir sein Büro lieber mit den Bücherregalen aus Nußbaum und dem Schreibtisch mit der weißen Arbeitsfläche. Die Liege, auf der ich aber aus protest saß, und notwendige Arbeitsmaterialien für diesen Eingriff ließ ich mir da gerade noch gefallen. Kommentarlos nahm der Mann die Nadel vorsichtig aus meinen Arm und drückte ein Pflaster darauf. Sein stummes Kopfschütteln veriet mir auch so, dass ich trotz der großzügigen "Spende" noch immer ein Vampir war. Logisch, vermutlich müsste ich ganz ausbluten um sämtliche "Krankheitserreger" los zu werden. Aber das war auch nicht Ziel dessen, ich hatte mich nur zur Verfügung gestellt weil sie Blut brauchten um weiter forschen zu können und um das meiste von meinem alkoholischen Blut los zu werden. Schon vor Jahren hatte ich begonnen regelmäßig mein noch gesundes Blut für eine Eigenbluttransfusion zu spenden und zu lagern. Genau diesen Spenden verdanke ich es, dass mein fehlendes Blut sofort durch mein eigenes und gesundes ersetzt werden konnte. Hätte ich gewusst, dass das so unangenehme Folgen mit sich brachten, hätte ich es vermutlich gelassen. Bereits bei den ersten ml spürte ich einen ziehenden Schmerz in meinen Arm, der sich zu einen stark ansteigenen Temperaturanstieg ausbreitete. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn, während mein Körper anfing zu zittern. Mein Herz raste und mein Blutdruck fiel ab. Der Arzt, der glaubte mein Kreislauf wäre soeben dabei völlig den Dienst zu verweigern, geriet in Panik und machte irgendwas, woraufhin ein Alarmton durch das Gebäude ging. Vermutlich hatte er auch hier einen Notfallknopf. Ich versuchte von der Liege zu kommen und stolperte nur über meine kraftlosen Beine die taub waren. Ich geriet in Panik. Alles vor meinen Augen tauchte doppelt und dreifach auf, Geräusche drangen wie durch Watte gedämpft durch meine Ohren. Ich versuchte die Kanüle aus meinen Arm zu ziehen und scheiterte, doch den Arzt konnte ich von mir stoßen, obwohl er mir nur helfen wollte. Im nächsten Augenblick erwischte ich mich aber dabei, wie ich über ihn hing und drei andere Weißkittel mit gewaltsam festhielten. Sekunden oder Minuten meiner Erinnerung fehlten. Ich blinzelte. Der Geruch von süßem Blut stieg in meine Nase. Ich leckte mit der Zunge über meine Lippen und spürte die langen Eckzähne. Das Blut rann aus einen Schnitt am Arm des Arztes. Die Verletzung hatte nicht ich ihm zugefügt, soviel wusste ich noch. Ich verspürte eine unglaublich starke Lust auf Blut, nichts anderes wollte ich im Moment. Mein Verstand arbeitete so unglaublich langsam. Ich wehrte mich gegen diese Männer, die nur ihren Kollegen das Leben retten wollten, nach dessen ich so sehr trachtete. Doch sie schafften es gut sich gegen mich zu stellen und dabei dämmerte es mir, dass ich mit dieser Transfusion von meinem gesunden Blut vermutlich sowas wie eine erneute Verwandlung zum Vampir, in einer stark abgeschwächten Form, durchmachte. Das Schlimme daran war, es war logisch, nachvollziehbar, ich hätte es gleich wissen müssen, dass das passieren würde. Ich tat es nicht gern. Trotzdem rief ich in einen kurzen klaren Moment nach Karal.
Da ich so lange nichts von Lifaen gehört hatte, zweifelte ich doch mit dem Fortschreiten der Zeit an meine Fähigkeiten einen Brief zu schreiben. Obwohl ich bis Mitternacht kaum einen Tropfen Alkohol angerührt hatte, immerhin wollte ich das Feuerwerk noch mit meinen Kindern sehen, fragte ich mich doch ob die Nachricht überhaupt lesbar oder in Englisch war. Hatte ich etwa in Russisch geschrieben? Oder nur einen vollgeschmierten Zettel? Alles was ich vor Mitternacht nicht getrunken hatte wurde selbstverständlich kurz nach Zwölf nachgeholt. An einen Männertisch, an den ich zusammen mit den alten General saß, wurden Trinkspiele veranstaltet, während die meisten Damen sich zusammen gefunden hatten und den Alkohol mit etwas Essen vom Buffet zu bekämpfen. Keine schlechte Idee, doch für mich kam das nicht in Frage. Selbst der neutral schmeckende Wodka, den ich nur im Abgang schmeckte, verursachte einen so starken Durst als hätte ich ein Liter Salzwasser getrunken. Trotzdem ließ ich mir dadurch nicht den Abend verderben, im Gegenteil. Wir ruhten zum Mittag hin nur kurz, waren wir doch auch nicht mehr die Jüngsten. doch bevor der Kater sich auch nur Ansatzweise zeigen konnte, taten wir das wohl einzigst vernünftige. Wir tranken weiter. Gut, im Grunde war es feige, ein richtiger Mann sollte es durchstehen zu glauben am nächsten Morgen nach einer Zeche seine letzten Stunden zu erleben, aber nicht wir. Wozu sonst hatte ich Lifaen denn gebeten auf die Kinder aufzupassen?
Bereits am Morgen war Sebastian sehr früh wach und so war es wohl kein Wunder, dass er den ein oder anderen jungen Herr, wie er auch die Kinder ansprach, nach Hause kommen sah und mit einen frischen, fröhlichen "frohes Neues" begrüßte. Mit der Tochter der Haushälterin säuberte er den Garten und die gesamte Anlage des Anwesens von den Spuren der letzten Nacht. Außerdem mussten die Tiere in ihren Ställen wieder auf die Koppel gelassen werden. Das freilaufende Pfauenpaar hatte es kaum getroffen, sie hatten die Nacht sehr gut überstanden. Anders aber die Pferde und Yuris Kamele, sie waren an diesen Morgen viel nervöser und misstrauisch. Um den Tieren nicht noch mehr Grund zur Unruhe zu geben hatte sich der Schwarzhaarige auch im Hintergrund gehalten, während das Mädchen sie raus brachte. Das Frühstück viel in soweit aus, dass die gute Fee der Küche nur auf Bestellung was zubereitete. Dafür standen aber mehrere Gläser mit Wasser und Aspirin bereit. Nur für die ganz jungen hatte sie was zubereitet, wie für Tiranu, Tanis und den kleinen Isai. Im Großen und Ganzen war es ein sehr ruhiger Start ins Jahr für die Helfer in der Villa. Ganz in Ruhe konnten sie Aufgaben nachgehen, die sonst keine Zeit fanden. Wie zum Beispiel die Gartenarbeit. Nur weil die zwillinge so sehr drängelten und Tiranu damit drohte ein Feuer zu legen, nahm Sebastian beide mit in die Stadt. Meinen Wunsch respektierend, kam als zweite Aufsichtsperson Christian mit. Es war Neujahr, die meisten schliefen ihren Rausch aus, also konnte sich auch ein Wächter mal einen freien tag gönnen.
Es war später Nachmittag als mir irgendwann mal bewusst wurde, dass die Stimme in meinem Kopf nicht durch den Alkohol kam, sondern dass das Lifaen war. 'Hey... schön das du dich so früh meldest, frohes neues Jahr. dachte ich es mir doch, dass du alter Spießer nicht feierst und um sechse schon wieder auf der Matte stehst'. Es war wohl eine Kunst in Gedanken nicht zu lalleln. Ausgesprochen hätte ich wohl nur gebrabbelt. Dass ich nicht mal wusste, dass es bereits Nachmittag war zeigte wohl, dass ich noch gut dabei war. In einem großen Kauderwelsch aus Russisch und betrunkenes Lalleln, erfuhr ich aber noch in der gleichen Minute, gefühlt, dass es bereits spät sei. 'Oh verdammt. Wenn Amigo das erfährt meckert der mich an und dann is nichts mehr mit guter Stimmung im Bett', dachte ich und stand stolpernd auf. "Nichs da, isch muss nah Hausche. Famillllieie... Famei...". Ich deutete kurz auf mich und dann mit einen "kleinen" Umweg auf meine Uhr. "Muss nüchtern werden", kürzte ich das alles lieber ab, lange Wörter waren in der Tat nicht sehr gut.
Ein Blumenladen in dem es nichts gab außer ein riesiges Gewächshaus mit tropischen temperaturen, sehr hoher Luftfeuchtigkeit und nur Grünzeug wäre in einigen Jahr sicher nicht mehr so Interessant wie es jetzt für die Kleinen war. Es war ein Kunststück zwei fast hyperaktiven Kindern hinterher zu rennen die beide nur Unfug im Kopf haben und nebenbei noch ein gutes Verkaufsgespräch zu führen. Aber genau das schaffte Sebastian. Gerne ließ er sich ausführlich von dem Gärtner beraten, während er Tiranu daran hinderte eine sehr große Efeuranke in Brand zu setzen und Tanis gleichzeitig von einer Fleischfressenden Pflanze weg zu holen. Sowieso war der schwarzhaarige Vogelmensch-Dämon die Ruhe selbst. Musste er auch wohl mit Alasdair als einen seiner "Herrn". Dass Lifaen schon fast auf dem Weg war konnte er ja nicht wissen. Schließlich plante er gerade eine Überraschung für die Hausbewohner. Obwohl es keine wirkliche Überraschung war. er hatte von mir den Auftrag sich um den Garten zu kümmern, dass ich alles zahlte war selbstverständlich. Immerhin war es ja mein Garten und nicht Sebastians. Ich war Russe und kein Japaner, niemand in der Villa und trotzdem war ihm schnell aufgefallen, dass einige von uns manches vom asiatischen stil mochten, so zum Beispiel einen japanischen Garten mit Koiteich. "Oh nein, das brauchen sie nicht liefern, ich lasse alles abholen, sofern das in Ordnung wäre. Meine Herren würden es nicht so gerne sehen wenn jeder Lieferrant auf ihr Grundstück fährt", wickelte Sebastian das Geschäft ab mit einen fragenden Blick zu Chris. Dieser hob zwar kurz die Augenbrauen, willigte dann aber ein. Das wäre mir persönlich wirklich lieber als einen Fremden vor mein Haus zu lassen. "Sag mal wo ist denn Tiranu?", fragte chris schließlich und warf Sebastian einen bösen Blick zu. Dieser hatte nur für eine Sekunde, als er nämlich unterschrieb, den kleinen Rabauken aus den Augen gelassen. Natürlich nutzte mein Feuerteufel die Chance um gleich Unsinn zu machen. Doch diesmal hatte er sich selbst überschätzt, indem er einen einen Hund geärgert hatte. Vermutlich der Köter des Gärtners. Knurrend und gefletschten Zähnen stand das Tier vor dem Jungen, der jedoch keine Angst zeigte und auf seine Art knurrte. Vermutlich glaubte Tiranu gerade die Sprache der Hunde zu können und stärker als der Köter zu sein. Doch dieser war überhaupt nicht davon begeistert und als der Kleine dann nach vorne stolperte erschreckte er sich und schnappte zu. Der Hund schlug seine Zähne zwar in Fleisch, jedoch nicht in einen kleinen Kinderarm, sondern in den Unterarm eines ausgewachsenen Mannes. Sebastian kühlte seine Temperatur schlagartig herunter, jaulend ließ der Hund von ihm ab und machte sich davon.
'Li? Sorry, wird länger bei mir dauern. Ich bin auf den Weg nach Hause, werd da natürlich auch bleiben und übernachten. Kannst du bleiben bis die Kleinen eingeschlafen sind? Und wäre schön wenn einer von euch oder aus meiner Familie morgenfrüh auf die kleinen aufpasst. Wollte dann noch eben kurz beim Krankenhaus vorbei schauen, hab Durst wie eine Bergziege', sagte ich, während ich auf Chris wartete. 'Kannst mich natürlich bei Notfällen immer erreichen. danke', verabschiedete ich mich als mein Bruder mich holte. Dieser verschwieg jedoch fürs erste was in der Gärtnerei vorgefallen war. Immerhin ging es den Kleinen gut, sie machten sich zwar Sorgen um Sebastian, wegen den Biss, aber einen Schrecken hatte Tiranu nicht davon getragen.
Dieser war sogar wieder bester Laune als die drei in der Villa ankamen. Vor Schreck zum Zeitpunkt des Bisses hatte er zwar hinten Sebastians Frack angekokelt weil er ja zwischen ihm und den Hund stand, doch dafür nannte er ihn jetzt heldenhaft den Hundebezwinger. Kein so großer Titel wenn man daran dachte, dass Sebastian in der Hölle aufgewachsen ist. Sowieso nahm der Butler die Sache gelassen. Mit gesenkter temperatur schmerzte es nicht so doll und sein Arm blutete sogut wie gar nicht. Dafür war er aber überrascht als er Lifaen war, das erste mal, dass man ihm eine Regung ansah. Denn den elf hatte er bereits in der Hölle einmal gesehen als dieser mit Amy und einigen anderen da war für kurze Zeit. Den Arm an die Brust gepresst, verneigte er sich leicht und fing sich wieder. "Freut mich Sie zu sehen Sir. Zu welchen meiner Herren darf ich Sie begleiten?", fragte er höflich wie immer.
"Eine auf Grundlagen basierende Schätzung", wiederholte ich Amigos Worte um ihn eine Antwort zu geben. Gleich darauf grinste ich ihn aber freundlich an. "Na komm, wir beide wissen das ich so viel von der seefahrt weiß wie du von meiner Sprache, also machen wir uns nichts vor. Natürlich habe ich keinerlei Ahnung, aber ich soll dieses Ding ja auch nicht heile nach Europa bringen, sondern lediglich nur eine Audienz bei dem König bekommen", erklärte ich und lehnte mich gegen die Reling. Obwohl es Nacht war sah ich den Meermensch noch deutlich vor mir, was man von mir wohl nicht behaupten konnte. Einzig und allein mein weißes Hemd war wohl auffallend, sowie meine weißen Haare die zum Teil mit den roten Kopftuch verdeckt wurden. Ich hatte gefallen an dieder Mode gefunden, schade das man es nur auf einen Schiff unbedacht tragen konnte. "So?", machte ich und hob skeptisch meine Augenbrauen. "Also ich empfinde es als anstrengend über den Schiffshandel nachzudenken, die Routen zu planen, die Handelsgüter, alles verwalten zu müssen, Mannschaften einzustellen und so weiter, das klingt nach einen harten Job. Oder verwechsle ich da gerade etwas?". Gerne hörte ich Amigos Beschreibung von den Kleinen zu und seine Sicht darauf, auch wenn es mir einen wehmütigen Stich in mein Herz versetzte. Während ich ihm lauschte, sah ich aus den Augen weit entfernt an den Küsten kleine bunte Lichter am Himmel aufflackern. Das neue Jahr hatte soeben begonnen. Aus meiner Melanchonie wuchs Wut, die ich jedoch gleich im Keim erstickte indem ich mich zur Ruhe zwang. Ein mal schloss ich für ein par Sekunden meine Augen, ehe ich neben Amigo ans Steuer trat. Meine Schritte wirkten Steif und mein Lächeln gezwungen. "Entschuldige, ich habe diese Antwort natürlich herraufbeschworen, indem ich dich damit gelöchert habe. Ich wollte nur sehen ob ich mit Baren jetzt darüber reden könnte aber wie mir scheint ist es immer noch zu frisch", sagte ich und lächelte traurig. "Du hast natürlich Recht mit dem, dass sie sehr schnell wachsen. Ich habe es bei meiner Frau gesehen als sie schwanger war. Zuerst sah man nichts und dann trug sie eine richtige Kugel vor sich", sagte ich und sah kurz zu dem Meermensch rüber. Im Gegensatz zu Baren war er Vater und konnte es eher nachvollziehen als mein Freund, auch wenn ich ihn liebte. Und eben weil ich es tat musste ich wohl mal raus mit der Sprache. "Glaubt man bei mir zwar wohl nicht, aber ich war tatsächlich mal verheiratet. Und ich wäre Vater geworden, wenn in dieser einen Nacht nicht die Zwerge meine Stadt überrant hätten. In dieser Nacht war ich nicht da, ich war als Botschafter unterwegs. Gabria, so der Name meiner verstorbenen Frau, hatte sich sehr tapfer geschlagen sagte man mir. Sie starb schnell, das Kind mit ihr. Vor meiner Abreise habe ich noch erfahren das es ein Mädchen war. Ich war stolz, verdammt stolz und das obwohl die Kleine noch nichts getan hatte außer da zu sein und im Leib ihrer Mutter zu strampeln". kurz sah ich Amigo an, ehe ich wieder nach vorne blickte auf die weiten des Meeres und mit leiser Stimme fort fuhr: "Es waren aber nicht die freien Zwerge, sondern die anderen. Aber damals wusste ich es noch nicht. Sicher kannst du dir vorstellen wie groß der Hass in mir war. Ich bin nicht stolz auf das was ich getan habe, zum Schluss wollte ich sogar Barens Bruder Aremion töten und hätte Baren fast mit auf dem Gewissen wegen eines Unfalls. Beor liebt seine Kinder so wie ich meins geliebt habe, deswegen nehme ich es ihm nicht übel, dass er mich mit skepsis betrachtet. Ich kann es gut verstehen und trotzdem würde ich es ihm gerne erklären, außerdem bin ich Baren diese Geschichte ebenfalls schuldig. Sicherlich fragst du dich jetzt wieso ich gerade dir das sage oder?", fragte ich und ließ Amigo zeit um das ganze sacken zu lassen und eine Antwort auf meine Frage zu geben. Erst danach sah ich ihn wieder an, grinste dabei schief. "Ich sage dir das alles weil du ohne Vorurteile an die Sache rangehst. Dein Mann ist skrupellos und ein Vampir, die meisten deiner Kinder homosexuell. Ich weiß das Dail schwarze Magie benutzt hat und Timo sein Adoptivbruder ist und die zwei verheiratet sind und auch, dass Beor einen illusionisten mit zweifelhafter Vorgeschichte als seinen Sohn aufgenommen hat. Du bist mit solchen Sachen ständig umgeben und keiner blickt da so neutral drauf wie du. Und ich habe es satt ständig nur die halbe Wahrheit zu sagen. Du siehst mich und denkst ich wäre wie Lifaen weil ich Isis Bruder bin, aber das bin ich nicht. Bei Isi ist anscheinend nichts durchgekommen, vielleicht ist er auch nur mein Halbbruder, ich weiß es nicht. Aber ich bin nicht wie er oder die da vorne auf den Schiff. Ich bin ein Alb. Ein durch Rache zerfressener Mann der früher gerne mehrere Liebschaften hatte". Ich lachte kurz bitter auf. "Wie soll ich das dieser Familie beibringen?".
Vermutlich hatte ich doch den falschen Zeitpunkt erwischt um Amigo diese Möglichkeit zu geben. Mit Vrael zu reisen wäre zwar keine Bereicherung und auch nicht dieser angeblich sinnlose Weg nach Europa, dafür vermutlich aber die Zeit an sich. Natürlich hätte ich jederzeit einen Elfen mit einem Wächter schicken können, dann wäre ich in höchstens zwei Tagen fertig. Oder ich wäre selbst gegangen. Aber all dies hätte mir keinen Erfolg gebracht. Es musste eine Reise zu Schiff sein wie früher und es musste eine Eskorte mit und ich musste einen Fürsten zum König schicken. Wir leben in einer Zeit in der Technik alles möglich macht. Aber was brachte Technik bei alten naturvölkern, bei Bräuchen, Sitten, Gewohnheiten und Tradition. Ich lebte mit meiner Familie in so einer großen und prunkvollen Villa weil es dem Standart gerecht war und werden musste. Sebastian als Butler oder Leibwächter bei uns zu haben war ein Pakt, den meine Vorfahren geschlossen haben, den einzig und allein Isai beenden könnte. Im Grunde hatte man mich aus der Blütezeit der Verschwendung gerissen. Ich war mit den Gedanken aufgewachsen, den man mir Jahre über Jahre eingeprügelt hat, dass man seinen Status geltend machen musste und ihn zur Schau zeigte. Zwar lebte ich nun mehr als mein halbes Leben lang in dieser Zeit, aber dieses Denken bekam man bei mir einfach nicht raus und ich wollte es auch gar nicht. Es schadete kein, ich konnte es mir erlauben und die Kritikpunkte der anderen überhörte ich somit einfach. Wäre Amigo über den Jahreswechsel hier gewesen, hätte ich sicherlich mit ihm gefeiert, auch wenn ich nicht wüsste wie. So aber, da auch die meisten meiner Kinder erwachsen waren, nahm ich mir die Freiheit heraus allein zu feiern. Sofern ich überhaupt allein wäre, so ganz konnte man sich bei dieser Familie ja nie sicher sein. Sebastian hatte strickte Anweisungen was die Zwillinge angingen, außerdem behielt ich mit den Kleinen Tanis Kontakt in Gedanken. So gut sein Bruder in Magie schon war, tat es Tanis ihn in seinen mentalen Fähigkeiten gleich. In Gedanken konnte er sich schon über weite Entfernungen unterhalten. Ich setzte die weiße Maske mit den langen Phönixfedern auf und zupfte noch den goldenen Umhang zurecht. Mein alter Freund "der General" veranstaltete zum Jahreswechsel einen Maskenball. Natürlich hatte ich die Einladung angenommen, vor allem nachdem ich wusste das Dante auch da sein würde. Mit dem hatte ich noch eine Rechnung offen die unbedingt beglichen werden musste. Nur gut das Isai von dem nichts wusste. Es war schön wieder in so eine aufwendige Mode zu schlüpfen, wie sie zu meinen Zeiten am Hofe üblich war. Allerdings hatte ich extra eine anfertigen lassen. Zum einen stand meine echte Festtagskleidung im Museum und zum anderen wollte ich lieber moderne Stoffe tragen. Trotzdem hatte ich sie original nachmachen lassen, sodass es ein leichtes war mich trotz der Maske zu erkennen. Wer wählte sonst den Phönix zu seinen Erkennungszeichen wenn nicht meine Familie? Ich genoss die Feier, das üppige Buffet, das klassische Ambiente und natürlich die Tänze. Obwohl fast nur Vogelmenschen da waren erkannte ich kaum jemanden, sie waren wirklich gut verkleidet. Ich hatte auch keine Ahnung mit dem ich tanzte. Außer einmal, da forderte ich Dante auf. Etwas zähneknirschend nahm er an. Sobald der Tanz vorbei war, verbeugte ich mich leicht. Eine Hand verschwand unter meinem Umhang. Kaum hatte sich der Halbdämon von seiner Verneigung erhoben, stieß ich zu. "Dies ist schonmal der Anfang von der Rechnung Dante", zischte ich in sein Ohr, während ich den Dolch in seine seite drückte. Ich hatte darauf geachtet keine Organe zu treffen, er sollte nur Schmerzen spüren, mehr nicht. "Ich bringe es nicht übers Herz deinen Vater zu seinen Lebzeiten den Sohn zu nehmen. Aber sei dir sicher, wenn er stirbt, rechne ich mit dir ab". Ich ließ von ihm ab und mischte mich wieder unter die Tanzenden. Der alte General würde zwar nicht bester Laune deswegen sein, aber auch nicht seinen Sohn schützen, schließlich hatte ich sowas ähnliches ja schonmal getan, kurz nach der Trennung der beiden. Auch wenn Isai diesen Halbdämon, der seine eigene Rasse verriet, längst vergessen hatte und mit diesen Dämon zusammen war, war diese Geschichte für mich nicht vergessen. Kurz vor Mitternacht dann ließ ich mich in die Villa beamen zu meinen Kindern, den Jahreswechsel wollte ich dann doch bei ihnen verbringen. Vor allem da ich Tiranu und Tanis ja wecken sollte, sie wollten das Feuerwerk sehen welches Sebastian vorbereitet hatte. Während die Kleinen begeistert zusahen, drückte ich Chris einen Zettel in die Hand, den er Lifaen geben sollte. Ich wusste das der Elf und seine Familie nicht viel trinken würde, zumindest nicht er und Amy. Bei Timo und Dail war mir klar das die morgen genauso verkatert sein könnten wie ich. Aber ich brauchte einen Babysitter für die Kleinen und nur weil Amigo Sebastian nicht mochte ließ ich jemand anderen aus unserer Familie mit ihm auf die Kleinen aufpassen. Zumindest sofern sich jemand finden ließ. Während Chris die Nachricht überbrachte, feierte ich bei den Maskenball munter weiter. Je mehr Wodka floss, desto besser wurde die Feier natürlich. Dante hatte sich unterdessen anscheinend leise aus den Staub gemacht, denn mein Freund feierte so ausgelassen wie immer. Und ich wusste, dass das heute noch ein langer Tag werden würde.
Entgegen meiner Befürchtung, konnte der Bau zum Glück doch noch vor Weihnachten abgeschlossen werden, sodass wir in der neuen Villa feiern konnten und nicht in der Schule. für den ein oder anderen aus meiner Familie wäre das Fest vielleicht sogar noch schöner gewesen wenn es so gekommen wäre, aber wenn ich das richtig verstanden hatte war Weihnachten ein Fest für die Familie. Dass ich nichts von diesem Brauch hielt und das ganze nur für meine Familie tat, hielt ich ausnahmsweise mal hinterm Berg. Obwohl ich ja sonst immer aussprach was ich dachte. Aber dieses mal musste es nicht sein. Ich kannte das Fest nicht, für mich gag es da nur die jährliche Erweckungsfeier, die wir Vogelmenschen feierten. Wenn man es mal ganz grob betrachtete war dies unser Weihnachten. Fast schon in einer Nacht und Nebel Aktion hatte ich mit Christian einen riesigen Tannenbaum gefällt. Natürlich war der so wie er war viel zu groß für die Villa, zumindest von der Höhe her, aber ich wollte halt nicht auf die Proteste meines Bruders hören. ich mochte es eh nicht, dass er immer Recht hatte. Den Tannebaum im 45° Winkel an die Wand im "Saal" anlehnend, stand ich nun vor der großen und schwierigen Entscheidung ihn passend zurecht zu schneiden. Es war eine mordsarbeit und riesige Sauerrei, ich war heilfroh, dass Sebastian entgegensatz zu unserer Küchenhilfe nicht am rumkeifern war wenn es mehr zutun gab. es musste ein neues Gesetz der Physik sein, welches ich noch nicht kannte, anders konnte ich es mir nicht erklären dass ich mehr Nadeln am ganzen Körper trug als auf den Boden im Saal verstreut lagen. "Kai?... das passt immer noch nicht", brachte Chris zögernd raus, welcher die Säge bereits zum dreizigsten mal an den Stamm der Tanne legte. Dass er zögerte lag nur daran, dass ich diesen Satz schon häufiger gehört hatte an einen einzigen Tag als ich hören durfte. Meine augenbraue zuckte gefährlich, während ein feiner Rauchfaden aus meiner geballten Faust stieg. Innerlich ermahnte ich mich schnell zur Ruhe. Nach 4 stunden arbeit wollte ich nicht den Baum abfackeln, nur weil ich zu jährzornig war. "Gut", begann ich lang gezogen und fixierte die Tanne mit einen vernichtenden Blick der Alasdair alle ehre gemacht hätte. "Ich überlasse ihn dir, stutz du ihn soweit wie du meinst". Hätte ich diesen Satz gleich von Anfang an gesagt, wären mir in der Tat mehrere Stunden Arbeit un dder ganze Dreck im Saal erspart geblieben. Aber dann wäre ich nicht ich gewesen. Und auch wenn im endeffekt Chris recht hatte, so habe ich doch über diesen störrischen Baum gesiegt, ich hatte ihn endlich in meinem Haus. Ich war froh dieses Unterfangen erst am 24. ganz früh am Morgen begonnen zu haben, denn so musste ich mir die Meckerreien unserer Küchenhilfe nur bis zum abend antun, denn am 24. gab sie sonst immer Ruhe, egal was ich vorher angestellt hatte. Aber für mich war sie ohnehin schon fast wie eine Mutter. Vom Alter her würde es sogar passen, nur dass diese liebenswürdige Frau nicht mehr als ein gewöhnlicher Mensch war. Aber ein Mensch der ohne Furcht mir ihre Meinung ins Gesicht sagte. aber da war ich zum Glück nicht der einzige, zu allen anderen Erwachsenen hier in diesem Haus war sie genauso. Irgendwann hatte sie wohl angefangen uns in Gedanken zu adoptieren und wir vermutlich genauso. Trotz der vielen Tannennadeln in meinem Haar und meiner peniblen Eitelkeit nahm ich mir nicht die Zeit mich herraus zu putzen. Es war wohl unüblich mich in einem Holzfällerhemd und Jeans zu sehen, aber meine guten Klamotten würde ich wohl kaum für sowas versauen. Noch während der Saalboden gereinigt wurde, strömte bereits der erste Duft von den Weihnachtsköstlichkeiten durch die Villa. Wie immer bei feierlichen Anlässen hatte die gute Fee in der Küche ihre Tochter mitgebracht. In einigen Jahren schon sollte sie alles hier übernehmen. Ich war zufrieden mit mein Werk und während das Holz im Kamin brannte, verdonnerte ich alle Kinder dazu den Baum zu schmücken. Trotz einiger Proteste, gab ich nicht nach und drohte, wie wohl üblich in genau dieser Lage, dass es dieses Jahr keine Geschenke geben würde wenn der Baum nicht von allen geschmückt wird. Ich war nicht sonderlich streng als vater, doch dies zog ich nur deswegen so eisern durch, weil mir im Grunde klar war, dass es den Kindern Spaß machte. Es war halt nur ihr alter wo es anscheinend als "uncool" galt sowas zu machen. Ich hatte mich gleich danach wieder aus den Staub gemacht, denn während die Kinder schmückten war es Sebastian der zur selben Zeit im gleichen Raum arbeiten musste. Und ich wusste wie Alasdair auf unseren Butler reagierte. Während ich mehr oder weniger die ungenutzen Räume nutze um auch die letzten Geschenke zu verpacken und mich vor den Zorn des großen bösen Wolfes versteckte, versorgte die Tochter unserer guten Fee die Kinder mit selbstgebackenen Lebkuchen und Christstollen. Eines musste ich Alas aber lassen, er tat seine Arbeit gut. Im Vertrauen hatte ich von Sebastian erfahren, dass er im ersten Moment tatsächlich eingeschüchtert war, sich dann aber zusammenriss. Und das sagte mir der Mann, der in der Hölle groß geworden ist. Auch jetzt beäugte er Alasdair immer noch aus den Augenwinkeln, wann immer der Wolfsmensch im gleichen Raum war und ihn fixierte. wäre er nicht so perfektionistisch veranlagt was seine Arbeit anging, wäre der Butler sicherlich in einen anderen Raum gegangen. So aber kümmerte er sich um die Festtafel für das Festessen am Abend und passte zudem darauf auf, dass Tiranu nicht meine Arbeit zunichte machte und den Baum ansteckte. Mein Versteckspiel ging solange gut, bis die größten Vorbereitungen am Nachmittag beendet waren und es langsam darauf zuging, die Familie zusammen zu bekommen. wenigstens würde ich mir nichts für das Festessen anhören müssen, dass war meine Familie zum Glück schon gewohnt, dass der Tisch an solchen Tagen mehr als reichlich gedeckt ist. Ich schmiss mich also in Schale und wagte mich in die Höhle des Löwen. Natürlich wurde es ein schönes Fest. Ob es nun daran lag, dass ich keine Erwartungen an solchen Tagen hatte, wusste ich nicht, es klappte auch so alles prima. Ohne irgendwen zu verdonnern hörten wir noch einige weihnachtliche Lieder, bei dem uns sogar Sebastian mit seiner Geige unterhielt, das Essen war einfach göttlich, von dem ich selbst auch aß um wenigstens an diesen Tag zu vergessen, dass ich fort an nur noch Blut zum Leben brauchte und der Abend klang besinnlich aus. Selbst die Bescheerung am nächsten Morgen lief unbeschwert ab, obwohl es gerade für mich immer schwieriger wurde meiner Familie was zu schenken. Nur des Friedenswillen kam ich nicht mit solchen Geschenken wie ein Auto oder so. Aber den anderen ging es sicherlich nicht besser. Obwohl ich bezweifelte, dass sich irgendwer schwerer tat als ich ein Geschenk zu kaufen. Für mich war es der reinste Horror und Stress pur. Ich wusste auch immer erst wieso ich mir das antat, wenn ich sah, dass es demjenigen gefiel und sich das alles gelohnt hatte. Für mich war Weihnachten kein Fest des Glaubens, es war ein Fest für die Familie und im diesem Sinne konnte ich es auch ohne Probleme feiern, es war sogar schön. Selbst mit den ganzen Traditionen die ich einbaute, so schleppte ich meine Familie in die Kirche zur Messe, oder stattete an den Weihnachtstagen Besuche zu den größeren Kreis der Familie ab.
"Wie meinst du das?", fragte ich Miguel, da ich nicht wusste auf was er das bezog. Dass er Sebastain meinte war mir dafür aber klar. Sobald ich die Treppe hinter mir hatte, hielt ich auf die erste Tür im Keller zu und trat ein. Da ich nicht wusste ob Alas den Sportraum schon gefunden hatte, war ich erst mal vorsichtig und lugte nur hinein. Obwohl das bei der Bauweise auch nicht viel brachte, im Grunde war der ganze Sportraum mit seinen Geräten ein einziger großer Parkour um sämtliche Muskelgruppen zu trainieren. Oder eben kleinere Parkoure, meist nutzte ich aber den ganzen, der dann aber auch Zeit in anspruch nahm.
"Ich bin zwar dein Vater Miguel, aber bei mir hast du das Glück, dass ich ehrlich bin", sagte ich vorweg, lächelte ihn dann aber an. "Du bräuchtest kein Lehrer um gut zu sein, du bist gut und ich hoffe das weißt du. Aber aber einer gewissen Zeit wird man blind für die Dinge die offensichtlich sind. Manchmal sollte man hin und wieder einen Fachmann hinzu ziehen, der das ganze einfach aus einer anderen Perspektive mitbekommen und gegebenfalls kleinere Fehler wieder ausbügeln kann", erklärte ich und trat aus dem Wintergarten. Kurz sah ich den Flur links und rechts runter, ehe ich mich komplett hinaus wagte. Das Licht löschte sich mittlerweile von selbst dank Zeitschaltuhr. "Nein, im Gegenteil. Ich gehe von Zimmer zu Zimmer, damit man mich vorerst nicht so leicht findet", erklärte ich leise und schlich mich in den Eingangsbereich um dann die Treppe nach unten zu nehmen. "Und ja, Sebastian kann kann musizieren, dass muss er können wenn er hier arbeiten will. Er hatte auch Musikunterricht, singen sollte er also auch können, tanzen auch, nur von Kunst hat er kein Verständniss, aber das ist kein so großer Defizit".
Ich musste einfach lachen als Miguel so drein sah. "Den Blick und diese Züge hast du eindeutig von Amigo geerbt. So verhält er sich auch immer wenn ich ihm ein Angebot mache", sagte ich und stand auf. "Willst du mit kommen? So lange die andern hier alle noch dabei sind die Räume zu erkunden und ich mir nicht anhören will, dass ich viel zu groß gebaut habe, ziehe ich es vor höchstens eine Stunde in den gleichen Raum zu bleiben".
"Die Sauna ist nach wie vor im Keller", sagte ich und zwinkerte Miguel zu. "Natürlich nicht. Wenn mir hier drinnen noch was fehlen würde, dann wäre der Bau noch nicht abgeschlossen. Soll ich eigentlich mal nach einem Musiklehrer für dich suchen? Sebastian versteht zwar auch was von Musik, aber er kann nur Geige spielen. wie kommst du eigentlich mit ihm zurecht?", fragte ich dann meinen Sohn. Schließlich wollte ich ja wissen wie sie mit dem Vogelmensch... Dämon... was auch immer, zurecht kamen.
"Ich find es so praktischer. Klar lasse ich Amigo fahren wenn er Zeit hat, aber auch er muss arbeiten und hat zur Zeit viel mit den Schiffsbau zu tun. Aber was die anderen betrifft, die meisten Eltern der Kinder an dieser Schule sind nicht arm, sonst könnten die sich ja nicht diese Schule leisten. Nur jeder legt das Geld anders an, viele haben dafür kostspielige Hobbys und dafür zich Sportwagen, Schiffe oder sonstige Sachen stehen, die schon beim Kauf gleich an Wert verlieren. Im Gegensatz zu denen lege ich das Geld an um dann sowas, wie diese Villa hier umsetzen zu können", sagte ich und sah unschuldig drein. "Gut, es ist trotzdem noch viel, ich weiß das auch, aber Sorgen mache ich mir trotzdem keine. Sieh dir Alas an, er war früher nie reich, oder hatte gar viel Besitz und trotzdem ist er hier. Wer also wirklich zu dir steht, der lässt sich von sowas nicht einschüchtern", versicherte ich meinen Sohn. Dass ich von Alas aber auch noch kein Kommentar zu der Villa bekommen habe, erwähnte ich lieber nicht. Ich würde ja sehen wenn er mir deswegen den Kopf abreißen würde. Wenigstens war Faun so einen Standart in gewisser weise gewohnt und könnte ihn noch bequatschen das es so gut war. "Hast du eigentlich irgendwelche Fragen? Suchst du noch was, oder fehlt dir hier noch etwas?", fragte ich Miguel.
"Eher im Gegenteil. Da ich ja sogar die Büros aufgeteilt habe und ein Empfangszimmer habe, sind es von den Besuchern für das geschäftliche schonmal mehr. Naja und andere Besucher hatten wir immer schon wenig, aber das ist ja meist Alasdairs schuld", sagte ich grinsend, meinte das mit Alas natürlich im Scherze. "Oder liegt das daran, dass Amigo euch jetzt nicht mehr immer zur Schule bringt? Ich habe Sebastian zwar noch nie die Anweisung gegeben, dass Schulkameraden von euch auch mit dürfen, wenn sie euch besuchen wollen, aber das könnt ihr ihm auch sagen. Ist ja nicht so als wäre er ein Hund der nur ein einen hört".
"Naja, wenn ich allein schon so viele Söhne und Töchter habe, wie soll das dann erst werden wenn ihr in das Alter kommt?", sagte ich und deutete zu der Sitzlandschaft. "Lass uns doch dahin gehen, du musst nicht auf den Boden sitzen", schlug ich vor und lief vor, zog mir dabei wieder das T-shirt über. Zum Glück war es hier drinnen ja schnell trocken. "Zudem gehen jetzt viele von deinen Geschwistern stark auf die 18 zu, also werd ich in den nächsten Jahren nicht umbauen können, deswegen habe ich gleich mehr investiert. Außerdem hält es so länger, ich muss mir also keine Sorgen machen, dass ihr es später renovieren müsst weil irgendwas veraltet ist oder nicht mehr richtig funktioniert. Und mit diesem guten Gewissen werd ich dann auch in etlichen Jahren später problemlos gehen können". Nach diesen Worten setzte ich mich in den Sessel und sah Miguel an.
"Ach was, noch bin ich nicht alt und nur wegen etwas Schnee brauchst du Karal nicht stören", sagte ich wie von selbst, ehe mir einfiel, dass Miguel daran wohl nicht gedacht hat. "Oh äh, danke nein, Tee oder Kakao wäre jetzt nicht so gut", setzte ich dann lieber noch hinzu. "was sagst du denn zu dem Haus hier? Gut, wir sind nicht mehr in der Schule, aber dank Chris kannst du deinen Freund ja trotzdem jeder Zeit sehen", fragte ich um vom Thema abzulenken. War wohl alles andere als schön daran erinnert zu werden, dass der eigene Vater im Grunde schon tot ist und als Vampir herum läuft.
"Genügend, ich habe dieses Haus bauen lassen, einen Butler eingestellt, eröffne bald einen Kindergarten und wenn Amigo auch noch alle Überraschungen hier findet bekomme ich wohl mehr ab als diesen kleinen Schneeball. Aber egal, das nehme ich gern im Kauf. Außerdem traue ich ihm alles zu wenn ich abends arbeite und er mich davon abhalten will", antwortete ich und schüttelte das T-shirt aus. Früher war das ganze noch leichter, da hätte ich meine Körpertemperatur einfach stark erhöht und der Schnee wäre so geschmolzen und dann verdampft.
Das tropfnasse T-shirt in der Hand haltend, sah ich mich kurz um, ehe ich völlig verwirrt Miguel ansah. "Ok, ich glaube nicht dass du das warst, wer hat mir hier diesen Matsch in den Nacken gelegt?", fragte ich, kannte das schließlich nicht von Miguel. "Oder hat Amigo dich damit beauftragt?".
Miguel bemerkte ich tatsächlich nicht, was aber wohl eher an dem leisen Zwitschern der Papagein lag, die hier frei herumflogen. Um die Reinigung brauchte ich mir ja keine Gedanken zu machen. Als aber der Schnee von meinem Nacken den Rücken hinunter rutschte und eine eisige Kälte hinterließ, sprang ich erschrocken auf. "Heiliger", rief ich aus, ehe ich in meiner Muttersprache fluchend versuchte den Schneematsch aus meinen Sachen zu bekommen. So schnell ich eben konnte, zog ich mir das T-shirt aus. Da ich den Schnee aber nicht an meiner Haut haben wollte, musste ich mich dabei ziemlich verrenken.