Leise lachte Amigo auf, drehte sich dann um und marschierte zielstrebig ins Café. "Äh Amigo?" rief ich ihm hinterher, folgte ihm dann aber eifrig. 'Sag dass doch gleich' erklärte der Meermensch in Gedanken.

Als ich das mir wohl vertraute Lachen hörte, drehte ich mich im Stuhl überrascht um und sah über meine Schulter. "Ich nehme es jetzt einfach mal als Zufall an, dass du in der Gegend warst", begrüßte ich meinen Mann recht erstaunt.

"Wir waren shoppen" entgenete Amigo, hielt dabei erst auf seinen mann zu. Sich halb über diesen beugend küsste er ihn erst, kurz, auf die Lippen. Danach trat er zurück, zog zwei Stühle heran und setzte sich. Abwartend sah er seinen Mann an.
Leicht lächelnd setzte ich mich dazu, stellte dabei die Tüten ab. Natürlich sagte ich es nicht, aber ich fand schon dass die zwei ein richtig süßes Paar waren....

"Sollte ich mir jetzt doch Sorgen um meine Kreditkarte machen?", fragte ich scherzhaft. Natürlich wusste ich, dass Amigo mein "Notfallkonto", wie ich es extra schon für ihn nannte, nicht anrührte, obwohl es für mich dazu gehörte. Ich verdiente nicht schlecht, also wieso sollte er sich nicht etwas vom gemeinsamen Konto gönnen?
"Nun, um es kurz zu machen", begann ich, nachdem auch Marco meinen Mann begrüßt hatte, allerdings recht heiser. "Christians Tochter ist wie ich erfahren habe bereits im Flieger hier hin und müsste für eine gewisse Zeit irgendwo unterkommen", erzählte ich erstmal das logische und einfachste an der Sache.

Leise hatte ich den Vogelmenschen gegrüßt, lehnte mich danach jedoch zurück und ignorierte das Gespräch - wäre ja unhöflich gewesen da jetzt zuzuhören. Die Zeit nützte ich dann doch eher dazu die anderen Leute hier zu beobachten.

Amigo sah bei dieser Eröffnung erstaunt drein. "Wie alt ist sie?" wollte er dann doch erst Mal wissen.

"Ich glaub sie ist inzwischen 19, ich weiß es aber auch nicht ganz. Da sie aber einen ganz winzigen Anteil an Dämonenblut in sich hat, weil ihre Mutter zum Teil Dämon war, ist es Chris seit 16 verboten Kontakt zu ihr zu haben. Weißt ja, weil er ein Wächter des Lichts ist und Dämonen ja so böse sein sollen", ich winkte an, "Ganz liebes Ding, sie heißt Alice und hat eindeutig das Selbstbewusstsein eines Hiwataris", erzählte ich von ihr.
"Es.... gibt da nur eine Kleinigkeit die alles kompliziert macht...". Da ich nicht wusste wie ich das erklären sollte, machte ich eine kurze Pause und sah nachdenklich aus dem Fenster.
"Sie hat immer in Russland gelebt, spricht aber nur Englisch und ist auch keinen sozialen Kontakt gewohnt außer die Anwesenheit von Ärzten... Du weißt doch bestimmt noch was mit Tala war als er und Beor eine Weile in Russland waren, um Tala wieder auf die Beine zu verhelfen oder?".

Bei der Erwähnung eines Dämon zuckte ich nun wiederum leicht zusammen, konnte ab da gar nicht anders als zuzuhören.
Amigo nickte derweil einfach nur mehrfach, er nahm ja eh jedes Familienmitglied auf... umso jünger umso besser. "Ja" antwortete er einfach nur, warf dabei nur einen kurzen Blick in meine Richtung ehe er sich wieder auf Kai konzentrierte. "Und mit dem Kontakt ist hier ja kein Problem" setzte er gleich eifrig hinzu.

"Gut, wenn du dich daran noch erinnerst wird es ja leichter. Alice hatte in ganz jungen Jahren einen Unfall, bei dem leider ihre Mutter ums Leben kam. Sie selbst war so schwer verletzt, dass sie an den Rollstuhl gefesselt war und es auch weiterhin wäre, wenn sie eben nicht da gewesen wäre, wo sie bis heute Morgen noch ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat", sagte ich und leckte mir kurz über die Lippen. "Ich hab grad keine Ahnung wie ich es dir erklären soll, ohne dass ich gleich ermordet oder eingesperrt werde. Alice ist inzwischen putzmunter und mit weit aus mehr Anteilen bestückt als die par Prozente von einen Dämon".

Natürlich war ich neugierig, so wie Kai erzählte... nun, wer konnte dass da nicht sein. Allerdings war ich andererseits zu ehrlich. Daher stand ich auf, lies zwar meine Tüten da, aber hielt direkt auf einen der Kellner zu um mir etwas zu trinken zu bestellen - und um nicht mehr zu hören. Dass ich dafür neugierig meine Ohren spitzte, konnte ich nicht verhindern.

Amigo zeigte nur mit einem kurzen Flickern seiner Augen in meine Richtung, dass meine Abwesenheit ihm auffiel. Ansonsten aber sah er seinen Mann direkt, aber verständnislos an. "Und das soll heißen, Querido?" hakte er nach - ungeachtet der Leute die hier noch saßen und der Gefahr dass man in einem Café nun Mal immer jemand hatte, der mit hörte...

'Soll heißen, dass es anderswo möglich ist auf neuen Wegen zu forschen, die in Zukunft auf jedenfall von Nöten sein werden', erklärte ich nun doch lieber in Gedanken und schob nebenbei Amigo die Karte zu. 'Die Ärzte spielen keinesfalls den ganzen Tag Gott, dafür sorg ich schon, dafür liegt mir persönlich zuviel daran. Ich würde es so sagen, mit Alices Einverständniss, dass wir immer bekommen haben, ist es uns möglich medizinische Fortschritte zu machen und sie selbst profitiert in Mengen davon. Gut, sie nimmt täglich Medikamente, aber sie ist sowas von kerngesund'.
"Jetzt verstehst du glaub ich mehr oder? Deswegen kann es gut sein, dass sie dir manchmal völlig seltsam vorkommt. Man könnte behaupten, dass sie eine Miniausgabe von Tala und mir ist, was gewisse Fähigkeiten betrifft. Oh und Alas wird sicherlich Freude daran haben ihr ein wenig bei ihren Sportprogramm zu helfen".

Verständnislos sah ich meinen Mann an. "Was?" entgegnete ich schließlich, ignorierte dabei die Karte.Leicht den Kopf schüttelnd verstand ich noch immer nicht mehr, musterte meinen Mann daher einfach nur ratlos.

Ich winkte leicht ab als Amigo fragte. "Erklär ich dir ein andern mal deutlicher, oder", begann ich, als mein Handy klingelte. Ich nahm das kleine flache Ding aus der Jackentasche und ging ran. Es wurde ein kurzes und einseitiges Gespräch, ehe ich auflegte.
"Ok, wie mir scheint hast du eher Gelegenheit sie nachzufragen als es mir lieb ist. Sie sind gelandet und nun mit einem Taxi auf den Weg zu uns. Hast du schon eine Idee wo ich sie unterbringen kann oder soll? Möchtest du sie erst kennen lernen?".

Leicht überrumpelt sah ich meinen Mann an. "Nun, theoretisch wohl definitiv bei uns" stellte ich fest, wenn nun auch leicht weniger überzeugt als vorher. "Immerhin ist sie Familie" setzte ich hinzu, stand dann auf. "Demnach sollten wir aber Heim" erinnerte ich meinen MAnn, hatte dabei den Engel längst vergessen.

"Und was ist mit Levion?", fragte ich, während ich aufstand. Ich deutete mit einer kurzen Handbewegung zu den Engel, ehe ich nach draußen sah. Zufrieden stellte ich fest, dass es bereits dunkel war.

"Upps" murmelte ich, während der Engel zu uns zurück spaziert kam. "Wir müssen Heim" erklärte ich, woraufhin er nur nickte. "Schönen Abend dann noch" wünschte er, lächelte uns dabei freundlich an. Allerdings lies er sich nebenbei demonstrativ nieder - scheinbar wollte er hier bleiben.