Ein "Nein" von Karals Seite hätte ich wohl nie angenommen. Selbst wenn er mich vor der Tür hätte stehen lassen, ich wäre geblieben. Zumal ich eine gute Begründung hatte. So lange der Geruch vom Blut seines Nachfahren auch nur Ansatzweise in der Luft lag, wollte ich so wenig Zeit wie möglich da verbringen. Was allerdings den schmerzlichen Verlust meiner Familie nach sich zog. Meinen Jüngsten hatte ich bisher nicht gesehen, zu groß war die Angst und die Furcht davor wieder so auszurasten und die Kontrolle zu verlieren wie bei seiner Geburt. Ich schämte mich, sehr sogar, weswegen ich auch dem großen Isai auswich, so wie allen die dabei waren und es gesehen haben.
Außer meinem Mann.
In der ersten Nacht noch wagte ich mich gleich wieder in die Schule um Amigo in unseren Schlafzimmer aufzusuchen. Ich blieb nur kurz, nur so lange um ihn erklären zu können, dass ich so lange einfach nicht hier hin durfte, es war zu gefährlich. Natürlich bat ich ihn mich zu besuchen wenn ich bei der Arbeit war, er sollte mir nur nicht in die Villa folgen. Dies sagte ich allerdings mit einem Lächeln, ich hatte vorher ja schon gesagt, dass ich dort niemanden sehen will bevor nicht alles fertig ist, es sollte eine Überraschung werden.

Arbeit hatte ich während der Tage wahrlich genug. Der Schneesturm war zwar völlig abgeklungen, doch der Schaden blieb. Es mussten Reperaturen hier vorgenommen werden, dort gab es Verletzte und an sich entstand nur wegen ein par weißen Flocken gefrorenen Wassers ein riesiges Chaos in der Politik, vom dem ich aber nur nch extern was mitbekam. Offiziell war ich als Wirtschaftsminister ja entlassen worden, aber der neue, ein junger Mann, genos fast mein vollkommenes Vertrauen. Er besaß zwar die Befehlsgewallt, doch war ich derjenige, der ihm die Befehle ins Ohr flüsterte. Ich ließ mich jedoch nur selten in der Stadt blicken, die Beschäftigung brachte mir kein Geld und dies brauchte ich, weswegen ich gerade in dieser Zeit mehr Aufträge anahm was Shootings betrafen.
Jedoch verbrachte ich die meiste Zeit in der Villa, beachtete die Handwerker mit kritischen Blick, wandelte durch die geräumigen und leeren Flure, während meine Gedanken abschweiften und ich mir vorstelle wie meine Familie hier in Zukunft leben würde. Der Gedanke war schön und am liebsten hätte ich meinen Vorsatz gebrochen und Amigo mit hierhin genommen, doch die letzten Tage konnte ich auch noch warten. So lange würde es nicht mehr dauern.

Vermutlich hatte Karal zu Anfang gedacht, dass ich ihm die ganze Zeit nachlaufen würde, doch genau das wollte ich vermeiden. Ich lebte zwar einige Tage bei ihm, aber wie eine Klette war ich dennoch nicht. Ich versuchte mich irgendwie von ihm zu lösen, ihn aus meinen Gedanken zu bekommen und den Zwang, in seiner Nähe zu sein, zu unterdrücken.
Es gelang mir auch, sehr gut sogar und besser wie ich dachte.
Von morgens bis abends verschwendete ich sogut wie keinen Gedanken an den Vampir der mich erschfen hatte, spürte auch keine Unruhe im Inneren.

Aber nachts....

Immer wenn Ray arbeiten ging und ich mal in dem Haus war, war ich auch schon gleich in Karals Nähe. Kaum betrat ich die Türschwelle, ging irgendein Schalter in meinem Verstand aus. Vermutlich lag es daran, dass es eben Karals Haus war und alles so intensiv, für mich herrlich betörend, roch. Jede Nacht versuchte ich meinen Erschaffer zu verführen, mit schier endloser Geduld, denn auch hier akzeptierte ich kein nein. Zu offensive, dass ich Karal aufs Bett drückte, war ich nicht, war mir viel zu plump. Ich genoss es viel lieber ihn zu necken und mit ihm zu spielen, eindeutige Angebote in sein Ohr zu hauchen, zärtlich seinen Hals zu knabbern, seinen Körper mit meiner Zunge zu kosten.
Dabei wurd ich es nie müde es immer wieder aufs Neue zu versuchen und sollte ich in den Tagen auch nur einmal das Glück haben es zu schaffen.
Wäre ja schließlich nicht das erste mal, bei den Elfen war es ja auch sogut wie jeden Tag wo ich es mit weitaus weniger Mühe geschafft hatte.
Und ich hatte eine Freude daran, die mir selbst Angst einjagte. Beinahe bis zum Morgengrauen konnte ich meinem Erschaffer hinterherlaufen, ihm mit Massagen verwöhnen, Streicheleinheiten, oder ihm sonst irgendwie gefällig werden, nur um ihn schwach werden zu lassen um dann die Chance zu nutzten und mich als hervorragender und leudenschaftlicher Liebhaber zu beweisen.

Allerdings grämte ich mich am nächsten Morgen, sobald ich wieder von ihm weg war, selbst immer dafür.
Ich konnte es mir einfach nicht erklären außer, dass es wirklich damit was zutun hatte, dass er mich erschaffen hatte.
Daher nahm ich mir auch vor in der Bibliothek von Beor nachzugucken sobald ich wieder in die Schule konnte.
Das ganze machte mich nämlich wahnsinnig.

Ursprünglich hatte ich gedacht, dass Kai vielleicht ein oder maximal zwei Tage zu mir ziehen wollte. Mit jedem weiteren, verstreichendem Tag erwartete ich nun erst Recht von ihm zu hören, dass er wieder gehen würde - fragte ihn aber selber nie dazu aus.
Jeden Tag den er wieder aufkreuzte erstaunte mich, doch lies ich ihn. Ich selbst konnte mich nicht dazu überwinden ihn vor die Tür zu setzen, auch wenn ich bald schon anfing die Stunden, in denen Ray nicht da war, zu fürchten - und zeitgleich herbeizusehnen. Wer konnte Kais Charm schon widerstehen? Mühsam durchquerte ich die dunkelen Stunden, welche für mich früher die schönsten meines Lebens gewesen waren.... konnte ich doch nur Nachts draußen frei herumstreifen.

Immer öfters fing ich an, mit Ray zeitgleich das Haus zu verlassen um durch die Stadt zu streifen... und zeitgleich Kai zu entgehen. Allerdings brachte ich es nie übers Herz ihn die ganze Nacht alleine zu lassen. Spätestens nach drei oder vier Stunden tauchte ich grundsätzlich auf, versuchte dann auch jedesmal ihn mit Fragen über seinen Tag abzulenken.

Heute Nacht kam ich jedoch gar nicht erst Heim. Coin hatte mich zu sich gebeten, da er etwas besprechen und mir jemand vorsetllen wollte. Zwar tickste es mich mehrmals an, dass Kai ja zu Hause bei mir war doch waren die Gespräche einfach zu faszinierend....

Sobald meine Schicht im Restaurant vorbei war, wobei ich heute früher frei hatte, lief ich in aller Ruhe nach Hause, hatte keine Eile. Ich schloss die Tür auf und trat ein. Mit einem leisen Klacken schloss ich die Tür und hängte meine Jacke auf.

In letzter Zeit war ich noch unruhiger. Spätetens nach dem Ende von Rays Schicht folgte ich ihm nach Hause, allerdings so unauffällig ich konnte. Abstand haltend wartete ich stets etwas ehe ich ebenfalls zu Hause ankam.
"Hallo Ray" grüßte ich jedesmal dafür vergleich, vergaßdabei dass es wohl etwas auffällig war wenn ich stets zu wissen schien dass er da war.

Ich stutzte als Karal kurz nach mir rein kam und auch sofort grüßte. ,,Hi´´, grüßte ich recht lustlos, lief aich gleich darauf ins Bad um erstmal zu duschen. Das mit dem Knoblauch war zwar ein Mtyhos, aber welcher normale Mensch mochte es schon die ganze Zeit mit den Knoblauchgeruch an den Fingern herum zu laufen? Ich schloss hinter mir die Badezimmertür ab und zog mich in Ruhe aus, ehe ich unter die Dusche trat. Ich war noch immer sauer wegen Karals Affäre oder was immer das auch mit Tala und Kai war. Aber irgendwie war ich auch sauer auf mich, dass ich sauer auf ihn war.

Seufzend starrte ich ihm hinterher, streifte dann nur kurz Schuhe und Mantel ab. Sobald beides verstaut war lief ich zur Badezimmertür. Mich vor dieser hinsetzend wartete ich geduldig, fast schon hundehaft, darauf dasse r weider rauskommen würde. Angeschwiegen hatten wir uns jetz schon lange genug.

Als ich den Schatten durch die Türritze sah, seufzte ich, fauchte dann aber gleich aufgebracht. Ich war derjenige der sauer sein sollte und dazu hatte ich auch allen Grund. Ich öffnete meinen geflochteten Zopf, ehe ich unter die Dusche trat und das Wasser gleich auf warm schaltete. Während ich duschte, und dieses mal war es lang, überlegte ich wie ich gleich an Karal vorbei gehen konnte. Doch auch während ich mich wieder anzog hatte ich keine Antwort gefunden. Ich atmete tief durch und öffnete schließlich die Tür und ging etwas umständlich an Karal vorbei.

Als die Tür so abrupt aufging fiel ich rückwärts ins Badezimmer - hätte mich vielleicht nicht direk an den Türrahmen lehnen sollen. Zu Ray aufsehend schwieg ich allerdings.

Ich blieb kurz stehen und sah zu Karal als er rückwärts ins Badezimmer fiel. ,,Tschuldigung´´, murmelte ich leise, lief dann aber ins Wohnzimmer und setzte mich dort gleich mit einem Buch auf's Sofa.

"Nicht deine Schuld" erinnerte ich Ray, sprang dabei aber bereits auf und foglte ihm.

Ich sah nur kurz auf als Karal mir folgte, seufzte dabei innerlich. Das Buch las ich schon seit Wochen, aber ich kam auch nicht weiter, geschweigedenn verstand ich irgendeinen Satz wenn Karal mir ständig hinterher lief. Ich konnte einfach nicht aufhören zu denken und da half mir dieses Buch auch nicht. Aber es war immer noch besser den Anschein zu erwecken man liest, als wenn man einfach nur da sitzt und an die Wand starrt.

Mich auf dem Boden niederlassend beobachtete ich RAy - schweigend. Was ich sagen sollte wusste ich einfach nicht.