Ich hob meinen Kopf und kniff die Augen zusammen als die hellen Strahlen der Sonne mich blendeten. ´´Also eigentlich mag ich ja so ein Wetter, aber nicht heute´´, dachte ich, während ich die schwarze Brille, mit den getönten Gläsern anlegte und fest machte. Beim motorradfahren verzichtete ich immer auf einen Helm, egal was ich vor hatte. Aber dieses unpraktische Ding auf dem Kopf störte mich nun mal.
,,Willst du dort noch länger rumstehen, oder bist du schon starr vor Angst?´´, fragte mich ein Mann mit tiefer Stimme, der äußerst belustigt klang. Ohne darauf zu reagieren zog ich mir die schwarzen Lederhandschuhe an und drehte mich zu ihn um. Das Leder, welches ich am ganzen Körper trug, gab dabei ein knautschendes Geräusch von sich. ,,Ich und Angst? Erstens existiert das Wort Angst überhaupt nicht in meinem Wortschatz und zweitens, wenn jemand Angst haben sollte, dann ihr´´, konterte ich und setzte mich mit diesen Worten auf mein Motorrad und startete den Motor.
Ich wusste, dass illegale Rennen, die zudem noch so gefährlich waren wie dieses hier, verboten waren. Schon allein deswegen trug ich das Armband, welches meine Aura verwischte, außerdem hatte ich meinen Geist fest verschlossen. Aber ich brauchte es einfach, ich brauchte die Gefahr um meine Gedanken wenigstens für ein par Momente zu vergessen und die Wut und frustration raus lassen zu können.
Ein junger Mann, ich schätzt ihn nicht älter als zwanzig, rollte mit seinen Motorrad neben mich. ,,Du bist die Strecke schon mal abgefahren?´´, fragte er mich und ich konnte trotz seines jungen Alters und der Gefahr dabei, keine Angst heraus hören. Im Gegenteil, er fürchtete sich nicht. Anscheinend hatte er nicht viel zu verlieren, oder hatte das gleiche Problem wie ich.
,,Ja´´, war meine Knappe antwort, bevor das Rennen begann.

Das war natürlich gelogen, dass ich die Strecke bereits ein Mal abgefahren bin, um mich damit vertraut zu machen. Selbstverständlich trat ich mit meinem Motorrad an, welches ich noch aus meiner Jugend hatte und immer wieder mit der neusten Technik auffrischte. Längst hatte ich keine gültige Lizenz mehr dafür, um mit dem Ding auf einer normalen Straße zu fahren, dafür hatte ich zu viel verändert, was auch gegen die Gesetze ging.
Mit scharfen Kurven und knappen manövern, preschte ich durch die Kurven und über die Hindernisse. Es war jedes mal aufs neue ein Adrenalinkick, wenn ich eine unbekannte Strecke fuhr und dabei so viel Gas gab. Die Bremse war für mich eigentlich völlig sinnlos, ich wollte immer so nah an der Gefahr wie möglich sein. Ein Fehler, den ich auch schon so einige Male bereut hatte.

Und bei den einigen Malen zuvor sollte es auch nicht bleiben.

Eine enge S-Kurve, mit der ich nicht gerechnet hatte, lachte nur über all mein Können, als ich scharf bremste und dagegen steuerte, doch alles nichts half. Das letzte was ich sah, war der junge Mann, der an mir vorbeirauschte, bevor ich entgültig die Kontrolle über mein Motorrad verlor. Einige Male überschlug ich mich, bekam dies aber gar nicht richtig mit. Erst, als ich einige Meter weiter weg von der Fahrbahn ruhig liegen blieb, erlangte ich meine Orientierung wieder. Stöhnend richtete ich mich auf, spürte dabei, wie mein ganzer Körper mir schmerzte. Allerdings war mein erster Gedanke nicht, wie schlimm es mich hätte treffen können, sondern, wie viel Arbeit ich jetzt mit meinen Motorrad hatte. Ich fluchte laut und schlug wütend auf den Boden neben mir.

Obwohl heute Sonntag war, hatte ich den Motorradladen eröffnet, den ich leitete. Es war zwar nichts ungewöhnliches sonntags in New York ein Geschäft zu öffnen, aber ich hatte es bisher nur wenige Male gemacht.
Wie Verletzungen, die ich von den Unfall davon getragen hatte, hatte ich nur soweit versorgt, wie es nötig war. Schon seit wenigen Stunden nach dem Rennen, hatte ich mich in den hinteren Raum des Ladens verzogen und reparierte mein Motorrad. Das Armband, welches meine Aura verwischte, hatte ich wieder abgenommen.

'Ich seh ja ein dass ihm seine Arbeit Spaß macht, aber darüber muss er doch nicht regelmäßig die Wochentage vergessen' dachte ich recht verwundert während ich ausnahmsweise recht langsam meinen Wagen durch New York lenkte.
Eigentlich hatte ich vorgehabt mit Starlet heute etwas zu unternehmen, die aber war mit Delois zu Beor gegangen - gegen den Charm von Fenryls Tochter kam ich eindeutig nicht an.
Schmunzelnd meinen Wagen parkend streckte ich vorsichtig meinen Geist aus um erneut sicher zu gehen dass Dail auch wirklich in seiner Werkstatt war und sich nicht schon wieder aus dem Staub gemacht hatte.
Zufrieden vor mich hinpfeifend warf ich einen Blick auf den Picknickkorb und die Decke zurück, ging noch Mal in Gedanken durch ob ich auch wirklich alles dabei hatte.
Bald schon hüpfte ich aus dem Auto, erinnerte mich gerade noch dieses abzuschließen ehe ich zum Laden meines Mannes liefe. Einfach eintretend hieltich zielstrebig auf den hinteren Raum zu. "Dail? Bist du da?" erkundigte ich mich überflüssigerweise.

,,Verdammt nochmal, jetzt komm schon´´, fluchte ich leise vor mich hin, rutschte dann allerdings ab und fluchte erneut, dieses mal aber in der alten Sprache. ,,Ja, hier hinten´´, antwortete ich laut genug, dass Timo mich hören konnte. Ich schüttelte kurz meine Hand aus, blieb dabei aber auf den Boden knieen

Neugierig blieb ich im Türrahmen stehen. "Bin doch schon da" scherzte ich, trat dann auch zu Dail. Hinter ihm in die Hocke gehend schlang ich meine Arme um ihn. "Na, was stellst du jetzt schon wieder an?" erkundigte ich mich erstaunt während ich sein Motorrad musterte.

,,Ich repariere das Ding, hat es auch dringend nötig wie man sieht´´, antwortete ich und hielt mit der Arbeit inne, als Timo seine Arme um mich schlang.

"Schade dass du schon was vor hast" stellte ich fest, hauchte ihm danach einen Kuss auf den Nacken. "Hatte ja eigentlich gehofft dass ich dich zu einem Picknick überreden könnte.

Als Timo das sagte, dachte ich kurz nach und ging in Gedanken durch, wie lange ich für die Reperatur brauchen würde und wann das nächste Rennen ist. ,,Naja, ich kann da ja auch morgen weiter machen. Vielleicht besser wenn ich jetzt eine Pause mache, so kann ich in Gedanken noch mal durchgehen, wie ich das jetzt zusammen flicke´´, sagte ich schließlich.

"Hmpf...." murmelte ich nicht allzu erfreut dass er zwar mitkommen würde aber geistig quasi hier blieb. "Nun gut" seufzte ich schließlich während ich wieder aufstand.

Ich legte das Werkzeug einfach nur beiseite und ließ alles so stehen und liegen wie es war. Langsam und äußerst vorsichtig stand ich auf. Zwar hatte ich beim Rennen auf den Rückenschutz geachtet, um meine Wirbelsäule zu schützen, aber selbst damit tat mir der Rücken noch weh.

"Ist was mit dir?" erkundigte ich mich nach einem Moment doch. Dail meine Hand hinhaltend musterte ich ihn näher.

,,Nein nein´´, wiegelte ich hastig ab und sah Timo an, sobald ich stand. ,,Was sollte denn auch sein?´´.

"Keine Ahnung, aber du bewegst dich so steif" erklärte ich, hielt ihm dabei meine Hand hin. Noch ein letztes Mal musterte ich ihn eingehend, ging dann aber einfach davon aus dass ich mir das wohl einbildete.

,,Ach, hab wohl nur zu lange gekniet, das geht eben in den Rücken´´, sagte ich und versuchte leicht zu lächeln, während ich Timos Hand nahm.

Vorsichtig zog ich meinen Mann zu mir, lächelte nun aber auch beruhigt. "Na dann ist ja gut" entgegnete ich gut gelaunt.

,,Also, wo wolltest du hin?´´, fragte ich Timo schließlich und sah ihn an.