Vorsichtig streckte ich einen Arm aus. "Vrael" murmelte ich halblaut, hielt den Elb vorsichtig fest. "Mir liegt nichts daran, dass es dir nicht gut geht - aber ich denke, dass da etwas geklärt werden muss. Also sag mir bitte, warum du... Zwerge so hasst" bat ich ihn ruhig, musste dabei aufpassen, um nicht >uns< zu sagen.

,,So, es muss also was geklärt werden?´´, fragte ich wieder in den anfänglich kühlen Ton, den ich auch schon bei der ersten Begegnung im Hotel hatte. ,,Ich denke nicht dass dich meine Privatangelegenheiten irgendwas angehen´´, sagte ich und riss mich von ihm los und stand auf.

"Doch, tut es" beharrte ich, sprang dabei auf und trat zur Tür, somit vor Vrael. "Ich kann mir so ziemlich denken, warum du Zwerge hasst - allerdings verstehe ich nicht, warum so ein intelligenter, junger Mann wie du deinen Hass auf alle Zwerge ausweitest"

,,So, du kannst es dir also denken? Gar nichts kannst du´´, fuhr ich den Zwergenmischling an und störte mich auch nicht darum, dass ich laut wurde. Ich suchte wütend meine Sachen zusammen und zog mich an.

"Du bist nicht der Erste und wirst auch nicht der letzte sein, der alle Zwerge für das Verhalten der.. Verrätern die Schuld gibt" erwiderte ich halblaut, lehnte mich dabei leicht gegen die Tür. "Vermutlich hatte eine Horde von wergen angegriffen und dabei jemand getötet, der dir lieb war"

Ich hielt mitten in der Bewegung inne als Baren das sagte und starrte die Wand an, hatte dem Zwergenmischling dabei den Rücken zugekehrt. Allerdings sagte ich kein Ton, auch wenn er recht hatte.

Leise ging ich auf Vrael zu und blieb hinter ihm stehen. "Vrael? Vermutlich willst du dass nicht hören und ich schätze nicht, dass du es beherzigen wirst: Aber du gibst die Schuld den falschen. Vor rund 17 Jahren gab es unter den Zwergen eine Spaltung. All jene die wir die Verräter nennen, weigerten sich bei der Apokalypse mit zu helfen und dachten nur an ihren eigenen Vorteil - nicht an den der Erde. Diese Zwerge leben weiterhin unter der Erde und greifen euch Elben an wann immer sie können. Trotzdem gibt es viele von uns die inzwischen hier oben leben und nichts anderes als Frieden wollen" erklärte ich mit leiser, ruhiger Stimme. Anschließend trat ich zur Seite. "Der Wächter wartet unten im Flur, falls du zurück nach Griechenland willst" setzte ich nach einem Moment hinzu.

,,Selbst wenn. Schon allein weil nicht nur ich bei diesen Angriff einen schmerzlichen Verlust erlitten habe, sondern auch andere und ihre Familien nach Rache schreien, kann ich mich nie mit einem Zwerg anfreunden. Als Fürst hab ich die Aufgabe vergeltung zu üben und das werde ich, der Zwergenkönig wird sterben´´, sagte ich entschlossen und drehte mich um. Ohne Baren auch nur die Möglichkeit zu geben darauf was zu erwiedern, verschwand ich aus seinen Zimmer und lief die Treppe hinunter.

Für einen Moment blieb ich stehen, folgte Vrael dann aber. "Wegen der Aktion einiger weigerst du dich anzuerkennen, dass viele anders sind als jene, die euch angreifen?" erkundigte ich mich, machte mir dabei nicht die Mühe meine Stimme zu senken. "Kein Wunder, dass der Hass zwischen Zwergen und Elben nie auf eurer Seite ausgestorben ist" setzte ich bitter hinzu, streckte dabei aber meinen Geist zu meinem Bruder Aremion aus und warnte ihm vor.
"Und ich dachte, du wärst neben Isi ein Mal ein Elb, der weiter sehen könnte" murmelte ich leise, drehte mich dann um und lief wieder in mein Zimmer. Vrael gehörte zur Familie, weswegen ich nichts bezüglich seiner Drohung meinem Bruder gegenüber tun konnte - außer meinen Bruder zu warnen und vielleicht mit Isi darüber zu reden - jedenfalls nicht, solange es nur Worte waren.

,,Was geht dich das ganze überhaupt an´´, fuhr ich Baren an und blieb auf der Treppe stehen und sah zurück, erwartete natürlich auch eine Antwort.

Zwar hörte ich seine Frage, reagierte aber nicht darauf. Ins Bad tretend setzte ich mich auf den Wannenrand und griff zeitgleich nach einer Rasierklinge. Schweigend starrte ich das kleine Stück Metall an und fuhr dann damit über meine Haut. "Alles gute zum Geburtstag" murmelte ich verbittert, schnitt mich aber noch nicht sondern führte die breite Seite der Klinge einfach nur über die Haut und fuhr die Narben nach - von denen ich wusste, dass sie dort waren, auch wenn sie nicht zu sehen waren.
Nur weil ich sicher war, dass Aremion aufgrund Vraels Worten samt Daria wieder zurück reisen würde noch bevor der Elb wieder in Griechenland eintraf, machte ich mir nicht die Mühe selbst nach Griechenland aufzubrechen.

Ich blieb auf der Treppe stehen und schwieg, während ich horchte. Ich wusste nicht ob ich wieder zurück gehen sollte, lieber ganz verschwinden oder wieder nach oben gehen sollte.

Langsam drehte ich die Klinge, murmelte nebenbei einige Worte in der alten Sprache. Mich gegen die kalte Wand lehnend starrte ich meinen Arm an, auf dem sich eine rote Linie zwischen den ganzen Narben bildetete. "Ich hätte nichts sagen sollen, Diplomatie liegt mir nicht" murmelte ich betrübt, ging dabei eigentlich davon aus, dass Vrael längst wieder in Griechenland war. "Dabei wäre es wenn ja Mal die einzigartige Gelegenheit gewesen wirklich etaws auch bei den Elben zu ändern.."

Da ich es aber unbedingt wissen wollte, was Baren die ganze Sache anging und warum es ihn überhaupt störte, schließlich herrschte unter Wolfsmenschen und Katzenmenschen ein ähnlicher Konflikt seid langer Zeit, lief ich die Treppe wieder hinauf und sah mich nach den Zwergenmischling um.

Fast regungslos und vor allem schweigend saß ich weiterhin im Bad, bemerkte nicht Mal, wie kalt mir war. Einem Blutstropfen hinterher sehend seufzte ich schließlich leise und fuhr dem recht flachten Schnitt mit einem Finger nach.