Nur für eine Sekunde zuckten meine Mundwinkel - mir war das Aussehen meiner Familie eben wichtig. Andererseits hatte ich jetzt nun wirklich genug Kinder groß gezogen um zu wissen dass diese ihren eigenen Modegeschmack wählen... leider.
"Aha" entgegnete ich einfach nur, war aber dankbar für die Warnung die mein Mann mir dadurch gab.
Sobald der erste Schreck überwunden war musterte ich das Foto näher.

"Falls du nach einen Merkmal suchen solltest, dass auch unsere Kinder haben und wo man unweigerlich sagen muss 'Das kann nur ein Hiwatari sein', da suchste bei ihr vergeblich. Liegt halt auch daran, dass sie all die Jahre im Larbor gelebt hat", sagte ich zu Amigo, ehe ich in die Küche ging und das Licht an machte. "Kann ich dir irgendwie eine Freude bereiten? Möchtest du einen Kaffee oder was anderes?", fragte ich. Man merkte wohl doch, dass es mir nicht so ganz behagte, dass die Tochter meines Bruders bald hier sein würde.

'Eine Erklärung wäre schön... also eine die ich versteh' dachte ich, folgte meinem Mann dabei. "Nein danke" entgegnete ich. "Wäre es dir lieber wir bringen sie in einer der Wohnungen unter?" erkundigte ich mich dann, schlang nebenbei locker einen Arm um ihn.

"Würd genauso wenig bringen. Allein das sie hier in diesem Land ist macht mich nervös", gestand ich ehrlich. Ich drehte mich zu Amigo um und legte vorsichtig meine Arme um ihn.

"Na komm, sie ist die... Tochter deines Bruders" erinnerte ich ihn, Familie war ja schließlich wichtig...

Obwohl ich eigentlich ja immer der erste war, der Neuigkeiten sofort erfuhr und auch gleich weiter plappern musste, hatte ich nicht mal mitbekommen, dass zur Zeit übergangsweise ein junges Mädchen bei den Hiwataris wohnte. Und das schlimme war ja noch, dass ich nicht selten bei Kai und Amigo war. In letzter Zeit häuften sich meine Besuche wenn Alas nicht da war oder arbeiten musste. Denn so konnte ich immer noch umgehen Karal zu begegnen. Seufzend lehnte ich mich in den Stuhl zurück und nippte an meinem Kaffee. Wäre ich ein nerviger Besucher gewesen würde ich langsam ein schlechtes Gewissen bekommen, weil ich seit 18 Uhr da war, so aber nicht. Obwohl ich Amigo von meinem Problem erzählt hatte, sprach ich trotzdem nicht darüber, wie viel Mühe es mich kostete Karal zu umgehen und ihn nicht gleich den Hals umzudrehen.
Meinen Kopf zur seite drehend, sah ich aus dem Küchenfenster.

Neben Faun sitzend, eine Tasse Tee in der Hand, musterte ich den Vogelmenschen nun schon seit seiner ganzen Weile.

"Hey... nicht seufzen" protestierte ich schließlich, versuchte den schönen Mann dabei mit einem halben Grinsen abzulenken. "Auch dein Mann ist irgendwann Mal mit arbeiten fertig... oder damit die Schüler zu terrorisieren... ach nee, dass hatte ich ja schon gesagt" plapperte ich weiter.

Ich sah Amigo wieder an als er mich ansprach, nippte dabei wieder an meinem Kaffee. "Ich seufze nicht deswegen, ich weiß das Alas gleich wieder Zeit hat und er wirds auch sofort sagen oder ich werds sehen weil er hier auf der Matte steht", sagte ich und lächelte Amigo leicht an. Dass es nicht wegen Alas war erwähnte ich nicht, sonst würde er mich bestimmt wieder davon überzeugen wollen, dass es ja nicht in unserer Zukunft auch so sein muss. Trotzdem war ich fast schon besessen von den Gedanken Isai auf jedenfall ab einen gewissen Alter von karal fern zu halten, bis ich dem Vampir die Meinung gesagt hatte.

Selbstzufrieden betrachtete ich die letzen Berichte, die mir von meinen Architekten zugesand wurden. Während im Wohnzimmer mäßige Beleuchtung herrschte in der Hoffnung die Zwillinge müde zu bekommen, nippte ich nebenbei an meinem Glas. Allerdings hatte ich, was die Idee mit der Beleuchtung und ruhigen Musik betraf, die Rechnung ohne meines Nachwuchses gemacht. Auch wenn Tanis, der ohnehin immer ruhiger war, riesiges, aber immerhin stilles Vergnügen daran hatte sein Malbuch vollzukritzeln, meinte sein frecher Zwillingsbruder Tiranu das Wohnzimmer auf den Kopf zu stellen. Ich war schon froh den Rauchmelder in dieser Wohnung ausgeschaltet zu haben. Trotz guter Durchlüftung vor einer Stunde nahm man noch immer den leichten Geruch von Asche war. Aber dafür hatten wir immerhin wieder Platz an den Fenster für neue Gardinen.

Die Tür öffnend brauchte ich nur ein Mal Luft zu holen, ehe ich den Geruch von etwas verbrannten in der Nase hatte. Zögernd in der Tür stehend fragte ich mich ob es wohl auffallen würde, wenn ich mich wieder rausschlich.

Leise seufzend entschied ich mich dagegen. 'Hi Schatz. Lebt meine Decke noch? Und die Pflanzen?' erkundigte ich mich hoffnungsvoll, gedanklich bei meinem Mann. Zeitgleich schloss ich hinter mir die Tür.
Manch anderer wäre wohl in Panik ausgebrochen, doch dank meines kleinen Feuerteufels war ich es fast schon gewohnt... immerhin war dies der Grund, warum jeder Babysitter bei uns mit Feuer oder wenigstens Wasser umgehen können musste.

'Alles noch am Leben bis auf die Vorhänge, die hat es dahingerafft. Macht aber nichts, werd ich Beor erstatten und gut ist', antwortete ich und stellte das Glas ab. Als aber eine kleine Hand danach greifen wollte, hob ich Tiranu lieber schnell auf meinen Schoß und weg vom Glas. Dafür ließ ich auch gern die Zettel fallen. "Ist nur was für Papa, nicht für dich", sagte ich zu ihm, konnte es meinem Sohn aber auch nicht übel nehmen. Schließlich kannte er keinen Unterschied zwischen den leckeren Traubensaft den er so gern trank und Blut, was nur für mich war. 'Aber komm doch erst mal her, ich hab gute Neuigkeiten'.

'Hmm... sofort' entgegnete ich, fast schon zögernd. Dabei genoss ich es eigentlich nur ein paar Minuten Ruhe zu haben. So gern ich meine Jüngsten auch hatte, so anstrengend war es doch mit Ihnen mit zu halten... zwischendrin brauchte ich einfach ein paar Minuten für mich.

Schuhe und Jacke wegstellend lies ich mir Zeit, lief dann aber ins Wohnzimmer. "Abend zusammen" grüßte ich, schmunzelte auch als ich meinen Mann so sah. Diese Seite hätte ihm wohl früher nie jemand zugetraut...

Sobald Amigo das Wohnzimmer betrat und uns begrüßte, war es Tanis, der ihn als erster bemerkte und auch gleich auf ihn zukam. "Guten Abend", grüßte ich zurück und hob etwas umständlich die Zettel vom Boden auf, ehe diese Opfer von den Malstiften der Kleinen wurden. "Welche gute Nachricht willst du zuerst hören? Die sehr gute mit einen kleinen Nachteil, oder die noch bessere gute Nachricht mit der etwas größeren schlechten Seite?".

In die Hocke gehend streckte ich meine Arme nach meinem Sohn aus. Dieser hochhebend drehte ich mich samt ihm ein Mal, ehe ich ihn leicht an mich drückte. "Hallo Süßer" grüßte ich ihn grinsend, ehe ich ihn neben seinem Bruder absetzte - diesem verwuschelte ich erst MAl nur die Haare.
Erst danach sah ich zu meinem Mann. "Da beides irgendwie wenig gut klingt... fang Mal mit der guten mit kleinem Nachteil an" bat ich, während ich mich neben den Kleinen hinkniete. Nur kurz sah ich mich nach unserem Gast um.

"Also ich finde beide großartig, aber für dich und Isai wird es ein wenig schwerer", begann ich und reichte ihm die Papiere. "Die Villa ist fertig", verkündete ich schließlich kurz und bündig. Für mich war das natürlich großartig, ich machte keinen Hehl darum das ich Luxus liebte. Aber Amigo und Isai hatten sich irgendwie schon hier eingewöhnt. "Naja und die andere sehr gute Nachricht mit dem größeren Nachteil ist, dass der Kindergarten jetzt sogar schon soweit ist, dass wir die Kinder auswählen können, ich habe die Bewerbungen dafür schon in meinem Büro, Mittwoch ist die Eröffnungsfeier". Und das da der größere Nachteil war, lag doch auf der Hand. Gerade ich ließ meine Kinder am allerwenigsten gerne gehen, es war immer wieder ein Drama sie überhaupt in den Kindergarten zu bringen oder gar einzuschulen.