"Wieso denn nicht?", fragte ich neugierig nach und blieb im Flur stehen.

(eigentlich falsche Wohnung ^.~)

"Weil du ja glatt so tust als wolletst du nur noch die zwei und mich nicht mehr" entgegnete ich, war gerade da einzige was mir als Ablenkung dazu einfiel.
Nebenbei stand ich im Flur, fast schon näher an unserer Wohnung als an der von Alas und Faun.

Ich runzelte die Stirn als Amigo das sagte, immerhin wollte ich ihn ja allein zu Alas schicken und das mal ohne Hintergedanken. "Das stimmt doch gar nicht", sagte ich daher und lief mit Amigo weiter zu unserer Wohnung.

Als wäre es für mich nicht eh schon so schwer gewesen irgendwie abschalten zu können, wurd das durch meine Reise nach Asien auch noch verschlimmert. Umso dankbarer war ich, dass ich heute einen Moment gefunden hatte an dem ich alle Sorgen vergessen konnte und nur im hier und jetzt lente. Es gab keine zu beobachtenden Bauten, keine Reisen um die Stimmen aller Clan-Anführer für mich zu gewinnen, keinen unstillbaren Durst, kein gar nichts. Nur die leisen Klaviertöne im Hintergrund aus dem CD Player, das Glas Rotwein in meiner Hand und die kleinen Flammen der Kerzen im Wohnzimmer. In kleinen Zügen nippte ich an meinem Wein, ehe ich mich wieder entspannt im Sofa zurück sinken ließ und die Augen schloss.

Als ich zu ausgerechnet dieser Szene unsere Wohnung betrat blieb ich erst Mal verstutzt im Türrahmen stehen. Klar, so lang wie ich ihn kannte sollte mich wohl gar nichts mehr überraschen... aber manch seine Wandlungen überraschten mich eben doch.
Die Tür leise hinter mir schließend streifte ich meine Schuhe ab, stellte diese so gut ich konnte weg. Hätte ich mehr gesehen, hätte ich die Schuhe bestimmt besser weggestellt... spätestens am nächsten Morgen - an dem ich über die Schuhe stolperte - würde ich mich dafür verfluchen.

Noch aber zog es mich nur zum Sofa und somit zu meinem Mann. Etwas zögernd bewegte ich mich durch das flackernde, trügerisch dunkele Licht der Kerze. Nur weil mir mein Ziel so wichtig war hielt ich nicht an. Die Idee kam mir gar nicht.
Zielstrebig auf meinen Mann zuhaltend versuchte ich so viel ich nur konnte von ihm auszumachen...

Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite und hob diesen schließlich. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen als ich meinen Mann sah, wie er versuchte in der Dunkelheit auf mich zu zukommen. Wobei es für mich nicht wirklich dunkel war. Zum einen hatte ich mich an das Licht gewöhnt und zum anderen war mir als Vogelmensch die Gabe gegeben selbst bei Nacht noch besser zu sehen als andere Wesen. Ausgenommen Vampire und Werwölfe aber ich missachtete, dass meine gute Sicht bei Nacht etwas mit der Verwandlung zutun hatte.
Ich streckte meine Hand aus und umfasste Amigos. Sanft strich ich mit den Daumen über seinen Handrücken, ehe ich ihn um das Sofa herum zielstrebig zu mir führte. Natürlich sagte ich nicht, dass er das nächste mal doch lieber das Licht anmachen sollte um besser sehen zu können, er war alt genug um das selbst zu entscheiden. Ich stellte das Glas weg und zog meinen Mann vorsichtig an meinen Körper, umschloss ihn dann auch mit beiden Armen.

Die Schule war zu abgelegen als dass sich das Licht einer Straßenlaterne in unsere Wohnung verirren konnte. So erahnte ich nur dass er sich zu mir umdrehte anhand dem veränderten Schatten welcher sich teils zwischen mich und das spärliche Licht der Flamme schob.
Seine Hand bemerkte ich daher erst, als diese meine Haut berührte. Leicht zusammen zuckend stieß ich einen, leisen, erschrockenen Laut aus. "Kai?" hakte ich nach, räusperte mich dann leicht. Wer sollte es auch sonst sein?

Ihm schweigend folgend genoss ich allein schon die Stille... die Art wie er über meinen Handrücken strich und vor allem die Tatsache wie wohl ich mich in seiner Nähe fühlte.

Daher lies ich mich auch nur zu gerne an ihn ziehen, schlang meinerseits auch meine Arme um ihn. Zufrieden lächelnd lehnte ich mich entspannt an meinen Mann...

"Wenn du wem anderes erwartet hast, dann kannst du es mir ruhig sagen, ich werde morgen schmollen und übermorgen denjenigen kalt machen", scherzte ich mit ruhiger Stimme, lachte dann kurz auf. Wie immer überließ ich es meinem Gegenüber hinein zu interpretieren, was in diesem Satz ernst gemeint war und was der Scherz war. Zärtlich fuhr ich mit einer Hand über seinen Rücken, während die andere ruhig auf seiner Seite ruhte. Viel zu lange schon hatte ich mir für meine Familie keine Zeit mehr genommen, alles andere ausgeblendet und mich nur darauf besonnen, Familienvater und Ehemann zu sein. Nun gut, das brachte meine Arbeit so mit sich und meine mir selbst auferlegte Aufgabe, zudem kannte mich niemand anders.

"Oh Querido" murmelte ich nur als Antwort, allerdings hörbar amüsiert. Bis zu seiner Antwort hatte ich der Stille gelauscht und dem leisen Rascheln unserer Kleider. Nur zu gerne wand ich mich daher danach seiner Stimme zu, konnte gar nicht anders als breit zu lächeln. Nie hätte ich mir früher träumen lassen dass je eine Stimme... ein Tonfall und ja selbst die Wortwahl eines einzelnen erfreuen konnte...

"Die Kleinen vermissen dich" unterbrach ich schließlich die Stille. Die Wahrheit war natürlich dass wir alle ihn vermissten, doch wollte ich erreichen dass er dieses Mal wenigstens länger bei uns blieb... bei mir blieb. Natürlich achtete ich was er sich vorgenommen hatte, sah den Nutzen dahinter und auch die Möglichkeit für ihn - wieder ein Mal- großartiges zu leisten und im Rampenlicht zu stehen. Doch darüber hinaus gefiel es mir nicht so lange von ihm getrennt zu sein.

"Bleibst du dieses Mal länger hier?" erkundigte ich mich schließlich, hob meine Stimme dabei nicht allzu sehr an - diese Ruhe war viel zu angenehm. Meine Ehrlichkeit überwog allerdings doch, weswegen ich fortfuhr mit: "Die Großen vermissen dich... und ich dich sowieso" Mich setzte ich dabei wahrlich nicht an letzte Stelle weil ich ihn am wenigsten vermisste - ohne in an meiner Seite oder wenigstens in der Nähe fühlte ich mich als würde etwas fehlen. Umgekehrt, wenn er da war, schien die Welt so viel bunter, lebendiger und schöner zu sein... Aber es war nun Mal viel einfacher zu sagen dass die Kinder ihn vermissten als ihm und mir einzugestehen wie wichtig mir diese eine Person mir in meinem Leben geworden war.

Mein Lächeln verschwand bei Amigos Einwurf. Natürlich war mir bewusst, dass mich meine Familie vermisste und auch, dass ich bei weitem nicht so viel und gut da sein konnte für sie, wie ich es gerne würde. Den Spagat zwischen Karriere und Familie schaffte ich es meines Erachtens sogar sehr gut, trotzdem kam meine Familie zu kurz. Ich war keineswegs böse, dass Amigo dies sagte, er hatte recht. Umgekehrt vermisste ich meine Familie genauso, auch wenn ich durch die Arbeit weniger die Möglichkeit dazu hatte dies zu bemerken.
"Was den September betrifft, den bleibe ich komplett in Phoenix, außer ein par kurzen Ausflügen die alle aber nur ein par Stunden dauern", antwortete ich ehrlich. Bevor ich wieder nach China reisen würde, wollte ich erst noch einmal Aremion, Isai und Vrael sprechen. Obwohl ich wusste, wie alle drei Völker entscheiden würde, oder eher ihre tanghöchsten Personen, gehörte dieser formelle Besuch einfach dazu. Deswegen rechnete ich bei keinen der drei mit mehr als ein par Stunden um mich deren Stimme sicher sein zu können.
"Zumal wir dann ja auch umziehen werden", setzte ich noch hinzu. Endlich war die Villa soweit fertig, dass ein ganzer Monat nur für die extra Wünsche und Feinarbeiten da war.
"Aber um ehrlich zu sein vermisse ich euch natürlich auch, das steht außer Frage".
Liebevoll drückte ich meinem Mann einen Kuss auf den Haarschopf.

Nun wirklich erfreut seufzte ich, halblaut. "Sehr schön" kommentierte ich nur - freute mich hörbar. Es tat gut zu wissen, dass er eine Weile hier bleiben würde. Natürlich kam ich auch ohne in klar... aber mit ihm war das Leben einfach schöner, die Kinder - scheinbar - friedlicher, die Probleme - scheinbar - weniger,....

Allerdings war er auffallend ruhig. "Du bist heute so friedlich" warf ich ihm vor, drehte dabei meinen Kopf und streckte mich leicht. Sacht küsste ich ihn auf die Lippen "Bist du müde, Querido?" hakte ich dann aber nach anstatt auf meine Aussage eine Antwort zu erwarten.

"Täusch dich da mal nicht, im Moment genieße ich einfach nur die Ruhe und den Frieden. Ich gebe es dir schriftlich, dass du vielleicht noch eine halbe Stunde so hier bei mir liegen wirst, ehe ich mich über dich hermache. Hast also noch eine halbe Stunde um dich zu entscheiden ob du morgen nicht zur Arbeit willst oder ohne Schlaf, oder ob du bleiben willst und bis morgenfrüh einen wunderbaren Höhepunkt nach den anderen haben wirst", antwortete ich so ehrlich und direkt wie immer. Im Gegensatz zu Amigo kannte ich diesbezüglich auch keine Scham, sah ihn auch dabei schmunzelnd in die Augen.

Leise lachte ich - allerdings nicht weil ich ihm dies nicht glaubte. Meinen Mann kannte ich schließlich... er meinte dies absolut ernst. Lachen tat ich weil ich mir längst für morgen freigenommen hatte - und vorsorglich auch für Freitag. "Hab die nächsten zwei Tage frei, meu Querido" entgegnete ich schmunzelnd, kuschelte mich dabei locker an ihn. "Und du weist genau dass ich mich gar nie zwischen irgendetwas und dir entscheiden muss... nichts kann gegen dich antreten" erinnerte ich ihn. Auch wenn ich mir kaum vorstellen konnte, dass er sich bald regen würde so vertraute ich doch auf sein Wort, Kai war in solchen Dingen einfach stets zu offen und ehrlich...

Natürlich hatte ich dem Engel noch einen schönen Abend gewünscht, wollte ja nicht unhöflich sein. Dafür eilte ich dann aber nach draußen - wenn mein Mann da mitkommen wollte musste er sich auch beeilen. "Wie lang bleibt sie eigentlich?" erkundigte ich mich, direkt bevor wir in unsere Wohnung gebeamt wurden.

"Gute Frage... ich weiß es noch nicht, weil grad etwas schief gelaufen ist und Marco sich erstmal drum kümmern muss. Aber ich denke sie wird Ende des Jahres wieder zurück können", antwortete ich, nachdem Chris gegangen war. "Achja, ein Foto falls du dir den ersten Schrecken vor ihr lieber ersparen willst", sagte ich und holte als meinem Portemonnaie ein Foto heraus und reichte es Amigo.

(na, mal gucken ob das klappt:
http://fc01.deviantart.net/fs71/f/2010/1...f927cc988e6.jpg)