Ich blieb abrupt stehen als ich Jonathans Bemerkung, die er auf Englisch sagte, gehört hatte und sah ihn an. "Das waren die unüberlegtesten Worte die du je gesagt hat. Und zudem noch deine letzten Worte", grollte ich ruhig, was ich innerlich aber gar nicht war, im Gegenteil. Ohne das Mädchen zu beachten, zum Glück hatte sie nicht für mich verständlich gesagt, dass die Frau mit der Amigo dieses Kind gezeugt hatte noch existierte, hielt ich auf Jo zu. Meine Eckzähne waren längst nicht mehr verborgen und nach der Bemerkung war auch das letzte bisschen Selbstbeherrschung gerissen.

"Kai" protestierte ich und sprang hastig zwischen meinen MAnn und meinen Bruder. "Lass meinen Bruder in Ruhe" orderte ich streng, während Jo nun wenigstens ansatzweise Kai anstarrte- und blass wurde. 'Schatz? Ich liebe dich...' warf er hastig in Talas Gedankenrichtung.
Auf meinen Mann zugehend sah ich ihn ernst an. "Ich kann verstehen wenn du sauer bist aber eigentlich hat mein Bruder recht... immerhin, wo ist der Unterschied zwischen Feli und Justin oder Mark?" verlangte ich zu wissen. "Noch dazu ist es ja nicht klar ob sie meine Tochter ist" setzte ich ruhig hinzu, hielt ihn dabei aber lieber Mal fest.

Gespannt lauschte die viel zu jung aussehende, 17-jährige derweil.

Im Grunde hatte mein Mann recht, was ich aber nicht zugeben wollte. Dafür blieb aber stehen und bleckte sauer in Jonathans Richtung, wo allerdings auch das Mädchen stand was mich nicht störte, die Zähne. Es gab keinen Unterschied, trotzdem hasste ich die Tatsache. Im Moment wollte ich dieses Mädchen einfach nicht hier haben, sie sollte weg, aus meinen Augen gehen. "Wieso ist es dir erst jetzt aufgefallen?", fragte ich hinter zusammengebissenen Zähnen. Zwar kam Mark auch erst mit 17 zu uns, aber auch nur weil ich erst durch ihn erfahren hatte als seine Mutter Geld einklagen wollte.

"Meiner Mama geht es nicht gut" warf Feli leise ein, während ich meinen Mann ernst ansah. "Und es hat etwas gedauert bis ich die Information erhalten hab" setzte ich hinzu, lies Kai dann aber los. "Ich dachte solang kann sie ja wenigstens bei uns wohnen" redete ich weiter, sah Kai dabei an. Wenn er es nicht wollte musste ich halt notfalls mit ihr in ein Hotel.

"Eins kannst du dir schon gleich merken, mit der Tour erreichst du bei mir rein gar nichts, ich hasse Frauen", sagte ich zu dem Mädchen und sah sie nur widerstrebend an. Dass ihre Mutter wohl die Frau wäre, die ich von allen am meisten verabscheue, ließ ich mal unausgesprochen, das konnte man sich auch so denken. Meinen Blick wieder senkend sah ich Amigo, der direkt vor mir stand, wieder an. "Ein par mehr Einzelheiten zu allem wären gar nicht so schlecht", sagte ich nachdem ich mich soweit beruhigt hatte um die nächsten Neuigkeiten zu erfahren, die damit zusammenhängen.

"Kai" seufzte ich leise, aber nur kurz.
Derweil wickelte die Kleine sich erneut in den Mantel, streifte sich auch gleich wieder die Kapuze über - allerdings hörte man doch schwach ein leises Schniefen aus der Tiefe der Kapuze.

"Nun, Felis Mutter und ich äh... wir hatten Abschied gefeiert und zeitgleich könnte es daher ziemlich genau reinpassen" erklärte ich. "Aber wie gesagt, war bevor du mich fandest"

Ich sah meinen Mann ausdruckslos an, während mitten in seinem Satz das Fenster im Zimmer zersprang und somit seine Beschreibung, die ich nicht hören wollte in den Lärm unter ging. "Ich verstehe das du es mir heimzahlen willst aber selbst ICH habe dir nie etwas von den Frauen erzählt und erstrecht nicht wie es gezeugt wurde", sagte ich leise, erhob dafür aber direkt danach nur umso lauter meine Stimme. "RAUS!", rief ich Jonathan zu, ehe ich mich umdrehte. Natürlich müsste Amigo klar sein, dass ich wissen sollte was jetzt mit ihr sein soll, darüber ein par Infos, nicht über seinen Beischlaf mit einer Frau bei der ich jetzt schon das dringende Bedürfniss hatte dafür zu sorgen, dass es ihr langsam immer schlechter gehen würde.

Als das Glas zersprang schrie Feli erschrocken auf, wich dabei zurück - allerdings stolperte sie dabei über die Falten des für sie viel zu langen Mantel.
'War ja auch nicht nötig, ich hab über die Frauen auch so viel zu viel gehört' dachte ich, während mein Bruder sich lieber hier rausbeamen lies. Meinen Blick auf meinen Mann gerichtet bemerkte ich nicht dass die Kleine auf dem Boden lag und sich aus Angst eine der Scherben zu erwischen nicht traute zu rühren.
"Was heißt denn bitte heimzahlen? Seit wann wollte ich dir je etwas heimzahlen?" erkundigte ich mich ungläubig.

"Anscheinend seit jetzt! Ich will über diese Person nie etwas wissen, nichts sehen und auch nichts von ihr hören. Ich meinte die Details über", erklärte ich und fuchtelte mit den Arm in die Richtung des Mädchens, drehte mich auch nur widerwillig um.
"Und du steh auf, das Kriechen solltest du dir gleich schonmal abgewöhnen wenn du hier bleiben sollst". Amigo hatte Feli wohl kaum herbeamen lassen, wenn er nicht vor hatte sie bei sich zu behalten. Also musste ich sie ja aufnehmen wenn ich Amigo bei mir behalten wollte. Und die drei Jungs die nicht von ihm sind, lebten ja auch bei uns. 'Oh Göttin.... so manches mal kann ich tatsächlich verstehen wieso mein Vater zur Flasche griff. Und das ICH', dachte ich fassungslos.

Bei seinen letzten Worten drehte ich mich verwirrt um, lief dann aber hastig zu Feli und streckte ihr meine Hand hin - wartete aber kurz vergeblich bis ich mich dran erinnerte... sie sah ja nichts. Ihr vorsichtig unter die Arme greifend zog ich sie hoch. "Alles in Ordnung?" erkundigte ich mich, während die Kleine nur minimal nickte und hastig wieder zurück wich.
Wenig begeistert drehte ich mich um, behielt nur mühsam einige meiner Überlegungen für mich. "Sie bleibt natürlich erst MAl bei uns bis das Ergebnis des Tests da ist oder es ihrem Großonkel wieder besser geht" entgegnete ich, hatte ihn ja eigentlich fragen wollen aber so wie er reagierte.

"Oder stört dich daran etwas?" erkundigte ich mich frostig, sah dabei wenig begeistert drein. Eigentlich wollte ich mit Kai jetzt nicht streiten, dafür hatte ich ihn viel zu sehr vermisst.

"Du weißt genau was mich daran stört", antwortete ich und sah meinen Mann an. "Aber ich habe kein Recht mich zu beschweren. Ich kann den ersten Stein nicht werfen, ich bin nicht ohne Sünde", setzte ich hinzu und streckte meine Hand mit dem Handy zur Seite, ehe Chris kam und es mir abnah. "Selbst wenn es noch nicht zu 100% sicher ist, Beor erhält gerade mein Handy wo er auch die Adresse der Klinik findet. Bevor es später noch sicher ist und irgendein Stümper rumgefuscht hat lasse ich lieber gleich nur gute Ärzte daran, die auch verschwiegen sind. Oh... und keiner der Ärzte würde sein Mund auch nur einen Spalt weit öffnen um irgendwas zu sagen, sie könnten mit zu vielem auffliegen", sagte ich und ging auf die beiden zu, auch wenn ich mich zuerst sträubte. "Ohr Blick ist so unfokosiert wie früher bei Tala. Hat das einen bestimmten Grund?".

Beor bedankte sich lieber nur über Chris, wollte es jetzt erst Mal vermeiden Kai anzusprechen da er davon ausging dass der Vogelmensch sehr sauer war.

"Feli ist blind" erklärte ich, während ich meinen Blick von meinem Mann nahm und statt dessen die Kleine beobachtete welche sich längst wieder in die Tiefe des Mantels verkrochen hatte. Derweil entspannte ich mich etwas, wenn mein Mann die Sache in die Hand nahm war es wenigstens sicher, dass wir ein verlässliches Ergebnis bekommen würden.

"Also genau wie bei Tala", stellte ich fest und sah meinen Mann an. "Jetzt komm schon her, ich hab mich ja soweit wieder beruhigt".

Müde seufzend trat ich zu Kai und schlang meine Arme um ihn, zitterte dabei aber leicht - hier drinnen war es wirklich nicht allzu warm. "Können wir Heim?" erkundigte ich mich hoffnungsvoll.

"Wohin denn? In Phoenix haben wir in unserer Wohnung kein Zimmer mehr frei", sagte ich und zog meinen Mann an mich. "Es ist dir übrigens frei gestellt ob du in der Klinik das Problem mit ihren Augen beheben lassen willst oder nicht. Oder zumindest es versuchen. Weiß ja nicht wie es da mit deiner Gläubigkeit im Wege steht. Christen würden mich dafür steinigen".