Leise seufzte ich. "Querido?" hakte ich nach, sah dabei iritiert zwischen meinem Mann und unserem >Butler< hin und her. "Ich glaube es wird Zeit dass wir uns Mal unterhalten" schlug ich vorsichtig vor, schluckte dabei schwer.
Selbst nach all den Jahren war ich jetzt noch von ihm überfordert... dachte man aber zurück wo und wie ich ursprünglich aufgewachsen war, so war dies wohl kein Wunder. Von einer kleinen Holzhütte zu diesem halben Palast inklusive Butler war mehr als ich im Moment ertragen konnte.

"Oh das trifft sich gut, dass sollten wir eh", stimmte ich zu, wusste ja nicht das Amigo mir eine kleine Standpauke wegen dem ganzen hier halten wollte. Allerdings hatte ich ihm auch noch nicht alles erzählt. "Danke Sebastian, für heute reicht das, wir sehen uns morgen zum Frühstück", entließ ich den jungen Mann. Sobald dieser weg war, deute ich nach vorne. "In dein oder mein Arbeitszimmer? Wegen deiner neuen Geschäfte mit den Schiffen hab ich es mir nicht nehmen lassen dir ein eigenes Büro einrichten zu lassen. Ist für mich logischer als wenn wir uns eins teilen müssten", sagte ich und lief vorran. "Bevor du jetzt aus der Haut fährst wegen den jungen Mann, ich weiß das du fast so viel dagegen hast wie Timo wenn man Angestellte in solchen Positionen hat, aber ich habe meine guten Gründe für ihn. Natürlich ist er unser, wie man so schön sagt, Butler. Das hat er gelernt, zudem ist er der perfekte Begleiter wenn wir mal auf irgendwelche Veranstaltungen gehen, sei es ein Wohltätigkeitsball, oder sonst was. Ich werd dann sicherlich immer mal wieder von irgendwelchen Reportern aufgehalten und damit du nicht ratlos da steht und in Panik verfällst, wird er mitkommen. Er kennt den Knigge praktisch auswendig, kann gut tanzen und weiß wie man ein Gespräch führt", erklärte ich und führte Amigo einfach in mein Arbeitszimmer.
Obwohl die Villa sonst noch nicht mit den persönlichen Eigentum gefüllt war, standen hier schon fast sämtliche Regale an der Wand voll mit Ordnern. Irgendwo musste ich das alles ja aufbewahren und arbeiten.
Ich deutete auf die schwarze Sitzecke in der Mitte des Raumes und setzte mich auf das Ledersofa.
"Aber der Hauptgrund ist, neben den das er unsere Küchenhilfe unterstützt, Sebastian ist eher für die Sicherheit hier zuständig. Seine Magie ist Eis, er hatte sie genauso früh entdeckt wie Tiranu. Er wird den Kleinen also in Zaum halten und weiß wie er mit ihm umzugehen hat. Außerdem ist er auch für die Sicherheit unserer anderen Kinder zuständig, er holt sie von der Schule, fährt sie in die Stadt. Gut, er wird eine Versuchung sein weil er in ihrem Alter ist und gut aussieht. Aber er ist unserer Familie absolut treu und demütig ergeben. Ich habe dir schon genug verraten, du musst ihn selbst fragen und kennen lernen um zu verstehen, wieso ich ihn hierher geholt habe und wieso er im Gegensatz zu unserer Küchenhilfe hier in dem Haus wohnt", sagte ich und nahm Amigos Hand. "Ich kann mich nicht dem Sonnenlicht aussetzen und du dich bald auch nicht mehr wenn es noch immer dein Wunsch ist, dass wir gemeinsam diesen Weg gehen sollen. Die Kinder brauchen jemanden der am tage auf sie aufpasst und Zeit hat. Ich kann mich nicht immer auf Timo, Alas oder jemand anderen verlassen. Es muss jemand nur für die Kinder da sein und ein Auge auf sie haben. Seine Aufgabe als Butler wird er nur obligatorisch nachgehen".

(Und zum besseren Verständniss: Das is der Butler ^^)

Wäre ich es nicht gewohnt meinen Mann ausreden zu lassen, so hätte ich ihn heute definitiv längst unterbrochen. Mit jedem seiner Sätze sah ich beleidigter drein.
Mein Mann schmiss mich also aus seinem Büro raus damit er mehr Platz hatte und ich ihn gar noch weniger sah?
Jetzt brauchte er dann auch noch einen Begleiter der ihn auf Veranstaltungen begleitet - scheinbar konnte ich ja nur in Panik verfallen und wusste mich nicht zu benehmen.
Und auf unsere Kinder konnte ich auch nicht aufpassen... selbst dafür schienen wir ja jetzt schon jemanden zu brauchen. Abholen konnte ich sie nicht - auch wenn dies sicherlich mit gedunkelten Scheiben, Sonnenbrille und Umhang doch gehen würde... und in Zaum halten konnte ich sie ja laut ihm wohl auch nicht - dass konnte ja nur sein Butler.... Auch wenn ich dies seit der Geburt der Kinder, mit wechselndem Erfolg, doch schon die ganze Zeit getan hatte.
So wie Kai die Fähigkeiten unseres Butlers aufzählte hatte ich einfach nur das Gefühl, dass er dies zeitgleich alles an mir kritisierte.

Meine Hand schmollend zurück ziehend blieb ich auch gleich stur stehen. "Seit wann ist dir unsere Familie nicht mehr gut genug um zu helfen? Und wieso müssen wir einen X-beliebigenen Fremden hier reinlassen? Und meinst du nicht dass du es hier absolut übertrieben hast? Hier drin können sich unsere Kinder ja richtig gehend verlaufen... was bringt denn so was bitte? Und wann überhaupt hast du Mal daran gedacht mich zu fragen? Du weist schon noch dass du eigentlich mit mir Verheiratet bist und wir somit solche Ideen zusammen gestalten sollten?" fuhr ich ihn sauer an. Meine innere Stimme, welche mir gerade viel zu logisch sagte warum ich so sauer wurde- nämlich weil ich bei all dieser Änderungen fürchtete erst meinen Mann an seine Arbeit erneut zu verlieren, danach unsere Kinder an den Butler - ignorierte ich dabei...

erstaunt sah ich Amigo an, hatte mit so einer Reaktion eindeutig nicht gerechnet. Im Gegenteil, ich dachte es würde ihm gefallen, zumal ich bei manchen Überraschungen nur an ihn gedacht habe. Ich atmete einmal lautlos tief durch, ehe ich ansetzte die Zweifel meines Mannes zu zerstreun. "Schatz die Familie ist mir insofern wichtig, dass ich sie nicht als Aufpasser ausnutzen will. Sie sind keine Kindermädchen, sondern unsere Familie und Freunde. Und verlaufen wird sich garantiert niemand, dafür sind wir zuviele. Aber was die Gestaltung betrifft, da gebe ich zu das meiste selbst entschieden zu haben. Aber wenn ich dich daran erinnern darf mein geliebter Ehemann, ich habe dir einige male angeboten bei der Gestaltung mitzuwirken, ich kann das nicht alles ewig auf die Bank schieben, jeden Tag kosten die Arbeiter eine Menge Geld", erklärte ich, auch wenn mir letzteres nicht passte. Aber ich habe dies eben nicht selbst gebaut und konnte somit ewig auf die Entscheidungen von Amigo warten. Dass es im Grunde mein Geld war, was ich dafür gebraucht habe, erwähnte ich erst gar nicht. Das wäre nicht fair gewesen. "Und sebastian ist nicht irgendwer, seine Familie dient meiner schon länger, es ist eine Tradition".

Schweigend und sichtlich etwas zögernd sah ich meinen Mann an. "Sie sind aber Familie und helfen gerne" beharrte ich schließlich, stur. "Und sind mir wesentlich lieber als einen Fremden in der Nähe der Kinder zu wissen... was für ein Einfluss er doch ausüben kann... und wird"
Die ARme verschränkend schaffte ich es allerdings nicht meinen Mann direkt anzusehen sondern starrte knapp an seinem Kopf vorbei aufs Sofa.

"Oh er wird bestimmt einen einfluss auf sie haben, das hoffe ich doch. aber es wird ein guter sein", sagte ich und stand auf. Ich trat vor meinen Mann und hob leicht sein Kinn an, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. "Wie hoch schätzt du die Möglichkeit, dass ich irgendeinen Fremden in dieses Haus lasse? Oder für wie Wahrscheinlich hälst du es, dass ich dieses Haus hier habe bauen lassen ohne an dich oder die anderen zu denken?", fragte ich Amigo direkt, ehe ich meine Hand zurück zog. "Natürlich habe ich es übertrieben für die meisten, auch Alas mag vielleicht den Kopf darüber schütteln und Timo und Beor. Aber ich tat es mit dem Wissen, dass ich hier nichts mehr verändern lassen würde, solange ich hier wohne. Und warum in einem renovierungsbedürftigen Haus wohnen, wenn man die Mittel hat sämtlichen Luxus zu genießen? Und nur ganz nebenbei ist es sogar umweltfreundlicher mit den neuen Technologien".

Leise seufzend lies ich mein Kinn sinken sobald er seine Hand zurück zog. "Dir sind die Kinder auch wichtig" räumte ich ein. "Aber... warum gleich mit dem Umzug? Hätte er nicht... in ein paar Jahren vorbei kommen können?" erkundigte ich mich schließlich, hob dabei aber wenigstens meinen Kopf und sah meinen Mann auch an.

Ich runzelte leicht meine Stirn und sah Amigo fragend an. "Wieso hätten wir erst in ein par Jahren umziehen sollen? Dann wären die meisten unserer Kinder so alt, dass sie nicht mitziehen würden".

Schon allein bei dem Gedanken dass unsere Kinder nicht mitziehen würden, wären sie älter, sah ich finster drein. "Wieso konnte er nicht später einziehen? Warum musste alles auf ein Mal umgeschmissen werden?" verlangte ich daher gleich wieder ungehaltener zu wissen.

Ich blinzelte einige male um auch sicher zu gehen, dass ich das grad wirklich so erlebte. "Du bist doch wohl nicht eifersüchtig auf unseren Butler oder?", fragte ich direkt und musste kurz schmunzeln, ehe ich wieder ernst wurde. "Gut, ich kann dir nicht mal Vorwürfe machen, du musst ja misstrauisch sein, nach meinen Fehltritten. Aber bei Sebastian brauchst du dir keine Sorgen machen. Es war sogar einer meiner Vorfahren der es zum Gesetz machte, dass seine Familie von unserer niemals angerührt wird. Und selbst wenn nicht, würde kein Grund bestehen. Er wird sich auch niemals zwischen uns und unsere Kinder drängen. Sebastian ist kein Hinderniss für dich, sondern eine Hilfe", versuchte ich zu erklären, seufzte dann leise. In Gedanken bestellte ich ihn natürlich nochmal zu uns. Vielleicht konnte er die Missverständnisse besser erklären als ich.

"Natürlich nicht" warf ich auf seine Frage hastig ein - vielleicht etwas zu hastig. leise grummelte ich auch bei seiner Erklärung noch. Wie Kai glauben konnte dass ich einen Fremden hier in der Nähe meiner Kinder lassen würde war mir ein absolutes Rätsel.

"Was ist es dann?", fragte ich und setzte mich wieder. Fast zeitgleich ging die Tür zum Büro auf. Da ich ihn gerufen hatte, klopfte Sebastian nicht an. Obwohl ich ihn für heute eigentlich entlassen hatte, war er so akurat gekleidet wie zu unseren Empfang. "Sir? Sie haben gerufen?", fragte er und schloss hinter sich lautlos die Tür. Abwartend blieb er an der Tür stehen und sah uns an.

'Nicht Mal anklopfen kann der... soviel zu manieren' dachte ich wenig begeistert. "In diesem Haus wird angeklopft" erklärte ich dem jungen Mann recht eisig, sah ihn dabei wenig begeistert an. Die Frage meines Mannes würde ich jetzt definitiv nicht beantworten... nicht nachdem wir unterbrochen wurden - auch wenn er ja behauptete das mein Mann ihn gerufen hatte. 'Vielleicht doch ein Zeichen dass mein Mann will dass ich geh?' dachte ich, langsam unsicher werdend. Warum auch sonst sollte er ihn ausgerechnet jetzt herbei rufen nachdem er eigentlich ihn ja schon zu Bett geschickt hatte.

"Natürlich, verzeiht mein Herr", entschuldigte sich Sebastian und verbeugte sich leicht. Sich wieder aufrichtend, sah er Amigo mit seinen roten Augen direkt an und schmunzelte leicht. Es war aber kein belustigender Blick, ich kannte ihn selbst erst seit wenigen Tagen und doch habe ich schon gemerkt, dass er immer ein ganz leichtes arrogantes Lächeln hat. Trotzdem tat er alles was ich tat und das ohne Fehler und so wie ich es haben will. Andernfalls würde ich diese Note der Arroganz auch nicht dulden.
"Ich denke ich lasse euch mal für heute allein, damit ihr euch kennen lernen könnt", sagte ich, während ich mich erhob. Eigentlich wollte ich Amigo von selbst aus die Möglichkeit geben ihn kennen zu lernen aber ich wollte keine Streiterein und keine Eifersuchtsszenen, also musste ich meinen Mann ja ein wenig dazu drängen. Ich blieb vor Amigo stehen und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. "Ich weiß du bist mir böse deswegen, aber bald wirst du mir dafür danken. Bis später", verabschiedete ich mich, bevor ich Sebastian und Amigo allein in meinem Büro lies.

'Herr? Seh ich schon wieder so alt aus?' dachte ich empört. Sebastians Blick half mir da auch nicht. 'Und der.. Jungspund macht sich auch noch lustig über mich' ärgerte ich mich weiter, beruhigte mich nur etwas als mein Mann vor mir stand. Als dieser aber meinte einfach abzuhauen streckte ich hastig meine Hand nach ihm aus, jedoch war ich zu langsam.
Wenig begeistert starrte ich die geschlossene Tür an ehe ich mich wieder zu Sebastian umdrehte. "Sie" fing ich zögernd an, wusste sichtlich nicht was ich sagen sollte.