"Was heißt hier nichts?" entgegnete ich erstaunt, schüttelte dabei leicht den Kopf. "Immerhin warst du da, bist nicht weggerannt - was sehr viele an deiner Stelle verständlichererweise getan hätten - sondern hast sogar jemanden gerufen... außerdem meinte Timo dass du das... Ding abgelenkt hast" zählte ich mit gemischten Gefühlen auf - einerseits war ich natürlich stolz, andererseits sorgte ich mich aber auch.

,,Wie hätte ich wegrennen können, wenn Timo schon am Boden lag´´, murmelte ich unruhig und schluckte schwer. ,,Abgelenkt eher weniger, hab nur die Aufmerksamkeit des Dings auf mich gezogen, allerdings auch nicht lange´´.

"Hätten viele getan... mehr aus Reflex als sonst was" erwiderte ich halblaut, strich Mark dabei weiter durch die Haare.
Leise seufzte ich.

,,Dann würd ich mir noch mehr Vorwürfe machen als jetzt und Timo nie mehr unter die Augen treten können´´, sagte ich, wenn auch eher zu mir selbst als zu Amigo.

'Weil er wahrscheinlich nicht mehr Leben würde' dachte ich, sprach dass aber nicht aus.
Dann stutzte ich aber. Aufmerksam sah ich Mark an. "Für was machst du dir Vorwürfe?" verlangte ich- natürlich in einem freundlichen Tonfall - zu wissen.

,,Dass ich mich nicht beeilt habe und mehr geholfen habe. Konnte ja nichts machen außer jemanden zu rufen, das Ding abzulenken und dann weg zu rennen´´, antwortete ich und sah kurz, aber betrübt, zu dem Shirt, was ich für Damien machen wollte. Eigentlich brauchte ich nie so lange, aber seid dem Angriff konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Immer wenn ich es versuchte sah ich wieder die Bilder vor Augen.

"Ach Schatz" murmelte ich mit sanfter Stimme, gab ihm dabei einen Kuss auf die Stirn. "Du hast doch schon so viel geholfen wie du nur konntest - was hättest du denn noch tun können oder sollen?" erinnerte ich ihn geduldig.

,,Eher da sein? Ihn verteidigen? Oder am besten gleich vor das ganze bewahren?´´, schlug ich vor und zuckte mit den Schultern.

"Du warst überhaupt da... woher solltest du dass wissen? Abgesehen davon, Timo ist stark... fast so stark wie dein Vater in normaler Gestalt, du hättest auch nicht lange durchgehalten" protestierte ich. "Du hast genau das richtige gemacht - was sich doch schon allein daran zeigt, dass ihr es alle überstanden habt."

,,Dann war das Ding noch viel stärker´´, murmelte ich leise und schüttelte leicht meinen Kopf. ,,Ist ja auch egal, er erholt sich ja hoffentlich´´, sagte ich, wusste eigentlich gar nicht wie es Timo ging.

Geduldig strich ich ihm weiter durch die Haare- wollte eigentlich ihn beruhigen, aber es half enorm um mich zu beruhigen.
"Besser" informierte ich Mark. Unerwähnt lies ich, dass Timo dies- genau wie Marks Vater- immer sagen würde, selbst wenn dies nicht zu traf. Er wollte nun Mal nicht, dass man sich um ihn sorgte.

Ich nickte leicht, sagte jedoch nichts mehr. Ich musste mich ja darauf verlassen was man mir sagte, besuchen konnte ich ihn nicht, hatte ja keinen Grund dazu, außerdem kannte mich ja keiner so wirklich.

"Sollen wir bei ihm vorbei?" schlug ich schließlich doch vor - wenn auch leicht wiederstrebend.

Nach der Nachricht wollte ich meinen Mann und die Kinder nicht alleine lassen. Zwar war Kai der Stärkste den ich kannte - aber dass war es eben: DER. In Frauengestalt, noch dazu schwanger, sorgte ich mich doch darum und wollte mir lieber nicht Mal vorstellen, dass er kämpfen musste.
Hinzu kam wohl auch, dass ich Kais Denkweise Frauen gegenüber teils übernommen hatte. Jedenfalls traute ich ihnen auch nicht so viel zu wie Männern - mit den einzigen Ausnahmen meiner eigenen Töchter allerdings. Denen traute ich alles zu, traute ja eh meinen Kindern so gut wie alles zu.

Allerdings wollte ich auch nicht dass Mark sich nicht wohl fühlte oder gar weiter grübelte.

,,Weiß nicht. Hab doch gar keinen Grund um ihn zu besuchen´´, sagte ich und sah Amigo unsicher an.

"Ja und? Timo gehört seit neustem zur Familie... Rahel - also der Sohn meines Bruders - hat sich mit Delois, Timos Schwester, verlobt" erklärte ich ihm geduldig. Abwartend sah ich ihn an, streckte dabei bereits den Geist nach Chris aus.