Sobald Li eintrat starrte er Kai nur kurz an. "Ja?" seufzte er dann, wobei er Fenryl bat- um ihn abzulenken - die restlichen Tüten reinzubringen. Nur kurz hob der Elf eine augenbraue nud starrte Kai an, wand sich dann aber halb ab.

,,Der da ist gemein zu mir, macht sich einfach aus den Staub´´, scherzte ich gespielt beleidigt, deutete dabei zur Badezimmertür. Als ich Lifaens Gesicht sah, warf ich ein Kissen nach ihn. ,,Jetzt guck nicht so, du hast ja gar keine Ahnung wie es ist ein Vampir zu sein und was in einem vorgeht, wenn man den süßen Geschmack des Blutes schmeckt. Da freut sich nicht nur der Gaumen´´.

Ich war ganz froh darüber gewesen, dass wir den Wohnwagen hinter uns gelassen hatten und nun zu Fuß durch die Kapaten liefen um zu den Elfen zu kommen. Im Wohnmobil war es zwar wärmer und auch bequemer, aber dafür hatte Kai meiner Meinung nach doch oft genug die Möglichkeit gehabt sich an Karal ran zu machen. Nicht das mich das störte, obwohl es genau das tat, das lag aber auch nur daran, dass ich den Vampir dafür viel zu wenig für mich hatte. Warum Lifaen meinte mich immer ablenken zu müssen verstand ich nicht, ich war viel zu lange in einen Freudenhaus beschäftigt um nicht mitzukriegen ob und wann was zwischen den beiden läuft.

Immer wieder starrte ich eifersüchtig zu Kai, hätte wohl auch meine Krallen ausgefahren und ihn angefaucht, wenn er Karal wieder zu nahe kommen würde. Zur Zeit hing ich ja schon regelrecht an Karal, hatte ihn doch auch schon lange nicht mehr gesehen. Gegen den Vogelmenschen hatte ich ja nichts, bei Kai fühlte ich mich sicher und wusste auch genau, dass er seine Spielchen und Scherze an mir niemals versuchen würde, trotzdem konnte ich ihn im Moment die Augen auskratzen. Auch wenn Beor mein Adoptivvater war, so war Karal doch der erste der sich um mich gekümmert hatte, weswegen ich auch heute noch immer so sehr an den Vampir hing. Mit Begehren hatte es nichts zu tun, mit Liebe vielleicht schon, aber eher mit einer keuschen Liebe. Auf solche Gedanken wie Kai sie bei Karal hatte, würde ich niemals kommen.

Fenryls Verhalten amüsierte nicht nur mich, auch Li musste sich mehrfach ein Schmunzeln verkneifen - obwohl der Elf eindeutig mehr zu tun hatte. Während wir ihm folgten suchte er den Weg vor uns, ging sicher dass wir nicht überrascht wurden und nicht vom Kurs abkommen.

Die zeit nützend um Fenryl Gesellschaft zu leisten war ich eigentlich ganz dankbar dem Vogelmenschen auch mal zu entkommen - Kai war doch etwas besitzergreifend und anstrengend, was mein kleiner Katzenmensch eindeutig nicht war. Es tat gut zu sehen wei weit Fenryl inzwischen schon war.

,,Wir sollten eine Pause einlegen´´, sagte Kai schließlich, der an so einen sonnigen Oktober sichtlich seine Probleme hatte, obwohl er schon vollkommen eingehüllt herum lief. Aber gegen eine Pause hatte ich auch nichts, den ganzen Tag auf den Beinen zu sein und immer nur zu laufen und zu laufen und zu laufen und....
Wenig Bewegung hatte ich in der Magierschule zwar nicht, aber soooo viel war ich eindeutig nicht gewöhnt.

Li sah richtig gehend enttäuscht bei Kais Worten drein, wurde aber geduldig langsamer und suchte nach einer passenden Stelle zum anhalten. Im Gegensatz zu uns fühlte der Elf sich sichtlich im Halbschatten des Waldes wohl.
Zu Kais Aussage nickte ich nur minimal, würde so schnell nicht zugeben, dass ich dies nicht gewöhnt war und schon längst nur noch Sturheit mich weiter laufen lies. Ich war ein Wolfsmensch, wir waren - im Gegensatz zu den zierlichen Vogelmenschen oder schleichenden Katzenmenschen - gerade zu dazu geschaffen, stundenlang durch Wälder zu wandern. Und bis wir los gegangen waren, hatte ich dies auch geglaubt.. leider musste ich schnell merken, dass ich bei weitem aus der Übung war. Früher mochte ich problemlos von Sonnenaufgang bis Sonnenutnergang durchgelaufen sein, heute war dies eindeutig nicht mehr drin. Im Gegensatz zu Kai störte mich dabei nicht Mal der gelegentliche Strahl der Sonne sondern schlicht und einfach nur die Tatsache, dass ich alles andere als fit war.

,,Ich hoffe mal, dass in euren Wäldern mehr Schatten ist als hier´´, entgegnete Kai nur zu Lifaens Blick, ehe der Vogelmensch sich in den Schatten verzog und erleichtert seufzte.
Irgendwie hatte ich jetzt ein schlechtes Gewissen dem Vogelmenschen gegenüber, er sah wirklich nicht so aus als würde er den Spaziergang genießen. Obwohl ich nicht wusste wieso es ihm solche Probleme bereitete, an seiner Kondition lag es eindeutig nicht, das wusste ich auch vorher schon. Kai war ja oft genug freizügig herum gelaufen, sodass man einen guten Blick auf seinen trainierten Körper hatte.
An Ort und Stelle wo ich stand, ließ ich mich nieder und verschnaufte erstmal. Mir taten ja jetzt schon die Füße weh und den Muskelkater von gestern spürte ich heute auch noch.

Viel zu stur um es den anderen zwei gleich zu tun lehnte ich mich einfach nur gegen einen Baum, verschränkte dabei die Arme vor der Brust.
Der Blick des Elfen schien mir dabei viel zu eingehend, als dieser mich einsah. Er merkte durchaus, dass ich mich nur so stark gegen den Baum lehnte um meine Füße zu entlasten und den Muskelkater zu ignorieren. Allerdings vermutete ich dies nur - dass kurze Zucken seiner Mundwinkel in die Höhe war dafür kein Beweis und fragen würde ich ihn bestimmt nicht.
Im Gegensatz zu uns schwang der Elf sich auf den nächst erreichbaren Ast und lies seine Beine baumeln - aber ebenfalls um diese etwas zu lockern. "Sobald wir in den tieferen Wäldern sind wird's besser" versprach Li einfach nur. "Ausnahmen gibt's aber immer, aber durch die führ ich euch ja nicht" erinnerte der Elf dann.

,,Und ab wann müssen wir damit rechnen auf andere deiner Art zu treffen?´´, fragte Kai neugierig nach. Ich sah nur kurz zu ihnen, ehe ich zu den kleinen Bach ging und einen Schluck trank, ehe ich meine Schuhe auszog und meine Füße ins kühle Wasser streckte. Zwar war ich als Katzenmensch kein Fan von Wasser, aber sowas tat einfach nur gut für geschundene Füße. Außerdem legte ich meinen Rucksack ab und genoss die warmen Sonnenstrahlen. Ivh hätte jetzt auch nichts dagegen gehabt mich hier zusammen zu rollen und eine runde zu dösen.
Obwohl ich gerade von Karal fern blieb, nutzte Kai dies nicht aus, sondern unterhielt sich wohl lieber mit den Elfen.

Nur widerstrebend setzte ich meine Füße entgang um zu Fenryl zu gehen, setzte mich dort angekommen aber gleich neben ihm - unter dem Vorwand mich mit ihm unterhalten zu wollen.
Li dachte derweil nach. "Nun, irgendwann zwischen den nächsten 5 Minuten und den nächsten Tagen" antwortete er schließlich.

,,Also um jetzt mal klartext zu reden, ic bin nicht blöd, so leise dein Volk auch sein mag, sie wissen schon längst, dass wir hier herumlaufen stimmts?´´, fragte Kai, der dabei aber keinesfalls agressiv klang, sondern einfach nur eine Tatsache klärte.
Als Karal zu mir rüber kam, hob ich meinen Kopf und lächelte ihn erfreut an. Sobald Karal saß, rutschte ich wieder näher zu ihn und kuschelte mich sofort an ihn, wie schon die letzte Zeit, seit wir unterwegs waren und ich den Vampir egoistisch für mich beanspruchte.

"Vielleicht?" schlug Li leicht zögernd vor. Unbedingt die leisestens und unaufälligsten waren wir ja wirklich nicht. So unschuldig wie er nur konnte grinste er Kai an.

Locker schlang ich meinen Arm um den Katzenmenschen. "Wie geht's, Kleiner?" hakte ich halblaut nach- lauschte aber trotzdem dem Gespräch von Kai und Li.

,,Naja, hauptsache man versucht nicht mich irgendwie zu wecken wenn ich schlafe´´, entgegnete Kai und grinste dabei frech wie immer.

,,Bis darauf, dass mir alles weh tut gut´´, antwortete ich und schlang schnurrend meine Arme um Karal. ,,Und wie gehts dir?´´, fragte ich dann und sah den Vampir ins Gesicht, zumindest so gut es bei der Kapuze die er trug, ging.

Leicht hob Li eine Augenbraue, belies es aber dabei Mal lieber.

Vorsichtig fuhr Karal dem Katzenmenschen über die Haare. "Gut" antwortete ich knapp.

,,Und die Sonne stört dich nicht?´´, fragte ich Karal, bei ihm wusste ich ja, dass er ein Vampir ist. Leicht drückte ich mich gegen seine Hand und schloss halb meine Augen.