Schweigend nickte ich leicht, hatte nur am Rand bemerkt, dass Isi hier war. Immer noch starrte ich aus dem Fenster - lies meinen Rücjen auch weiterhin dem Zimmer zugewandt.

,,Stimmt etwas nicht?´´, fragte ich meinen Mann, da mir sein Verhalten irgendwie seltsam vor kam. Langsam ging ich auf Beor zu und blieb neben ihn stehen.

Weiterhin schweigend nickte ich leicht, warf Isi nur einen kurzen Blick zu. Leise seufzte ich. "Ist nicht so wichtig" behauptete ich, wollte eigentlich nciht, dass mein Mann sich sorgen musste.

,,Sicher?´´, fragte ich und sah Beor skeptisch an, allerdings wusste ich auch nicht was überhaupt los war oder um was es ging.

"Nein" murmelte ich, kam mir dabei wirklich alt vor. "Allerdings weis ich auch nicht, wie ich dass erklären soll - dass.. um was es geht ist rund 50 Jahre her."

,,Am besten fängst du damit an, dass du dich erstmal setzt und dann am Anfang der Erzählung beginnst´´, sagte ich und führte Beor zum Sofa und drückte ihn vorsichtig darauf, ehe ich mich neben ihn setzte. Schweigend sah ich meinen Mann abwartend an.

Stumm starrte ich eine ganze Weile meinen Ring und dachte nach - schien Isis Gegenwart dabei vergessen zu haben. "Vor rund 50 Jahren liesen die Elfen eine Krankheit auf die Zwerge los - eine welche keiner von uns Heiler kannte und gegen die wir somit nichts tun konnten" fing ich schließlich leise an.

Ich schwieg weiterhin und hörte Beor einfach nur geduldig zu.

„Wir alle arbeiteten tagelang durch und machten kaum Pausen –trotzdem starben immer mehr Zwerge. Es dauerte lange, bis wir endlich eine Kur fanden und selbst dann starben uns noch die schwächsten unter der Hand weg. Sobald alle gesund waren konnte ich einfach nicht bleiben. Aufgrund der Krankheit hatte ich nicht nur meine Frau sondern auch viel gute Freunde verloren. Ich war egoistisch… ich hatte nie nachgedacht, was dies für meine Kinder bedeutete. Natürlich war es hart für sie. Daria hatte allerdings damals schon die anderen Heiler, die sie als eine der Ihren aufnahmen. Aremion zog gänzlich zu seinem Großvater um alles zu lernen… nur Baren.. er.. er blieb quasi allein zurück. Seine Mutter hatte er verloren, ich war verschwunden. Wir hatten eigentlich nie viel mit Baren unternommen – was ein großer Fehler gewesen war. Aber Daria war von anfang an recht eng mit mir verbunden – einfach aufgrund weil sie ebenfalls Heiler werden wollte. Aremion war sehr viel bei seiner Mutter um alles zu lernen und Baren… nun, der Kleine war zwar immer da aber zumeist im Hintergrund. Er schien stets fröhlich und war es eigentlich auch – er hatte nämlich einen alten Zwerg gefunden, welcher sich nur zu gerne um ihn kümmerte. Doch diesen hatte er ebenfalls verloren, der alte Zwerg hatte nicht die Kraft gehabt gegen die Krankheit anzukämpfen“ erzählte ich, hielt dabei immer wieder inne. Selbst nach einem halben Jahrhundert machte ich mir noch Vorwürfe, ich hätte meine Kinder nie allein lassen dürfen – egal was dies für mich bedeutet hatte.

Schweigend hörte ich zu udn wartete. Erst als ich mir ganz sicher war, dass Beor fertig mit erzählen war, sah ich ihn an. ,,Es war vielleicht nicht richtig ihn die ganze Zeit allein zu lassen, aber du musstest ja auch erstmal mit den Verlust umgehen und irgendwie damit klar kommen. Aber warum ihr euch davor nicht um Baren gekümmert habt, also nicht so viel, das verstehe ich nicht. Man kann doch nicht eines der Kinder bevorzugen weil es Interesse an einen bestimmten Beruf oder weg zeigt´´, sagte ich, meinte es aber gewiss nicht als Vorwurf.

"Ich weis... es war falsch, aber dass war noch nicht alles" erwiderte ich leise, senkte dabei meinen Kopf.
„Während ich mich zurück gezogen hatte, war Baren einige Tage allein – schließlich muss aber wohl eine junge Zwergin auf ihn zu gekommen sein. Schon nach wenigen Tagen schien Baren überzeugt davon gewesen sein, dass sie die Liebe seines Lebens sei. Da er so glücklich war, ließen seine Geschwister ihn und die Zwergin viel allein. Erst Wochen später erfuhr Baren, dass die Zwergin ihn nicht liebte – sie hoffte nur einflussreicher zu werden, da Baren schließlich der Bruder des Prinzen war“ erzählte ich weiter, wurde dabei aber allmählich leiser. Kurz sah ich traurig drein. „Baren hat dass gar nicht gut aufgenommen. Er rannte davon und niemand- nicht ein Mal sein Wegbegleiter konnte ihn finden. Bis er gefunden wurde, hatte er viel Blut verloren. Von ihm weis ich, dass es ein versehen gewesen war – allerdings eines, welches ihm beinahe das Leben kostete. Daria und die anderen Heiler kümmerten sich um ihn, doch reagierte er kaum auf die Behandlungen. Nur durch Zufall… erfuhr ich davon, was meine Abwesenheit verursacht hatte… natürlich kam ich sofort zurück. Wäre ich nur Minuten später gekommen hätte ich gar nichts mehr für ihn tun können. Auch so hatte es lange gedauert, bis Baren überhaupt wieder die Augen öffnete – allerdings war er kaum wieder zu erkennen“ murmelte ich, fuhr dabei mehrmals über meine Augen und hielt auch immer wieder inne.
"Beinahe ein jahrlang reagierte Baren kaum auf irgendetwas und zeigte keinerlei Gefühle... er... er schwieg zumeist. rgendwann änderte sich dass alles schlagartig von einem Tag auf dem anderen. Plötzlich war Baren wieder so wie früher, lachte viel und schien fröhlich. Wir alle hatten ihm das geglaubt und dachten, er hätte sich wieder erholt... aber damals muss er wohl angefangen haben sich absichtlich zu ritzen" erzählte ich meinem Mann, wenn auch ruhiger. Dass ich mir Vorwürfe machte, war nicht zu übersehen.
"Seit damals war er immer recht depressiv, wenn der Tag nahe kam, an welchem er die Zwergin getroffen hatte - deswegen feiern wir auch nicht mehr seinem Geburtstag, dass erinnert ihn meist noch mehr daran, was passiert war."

,,Also erstmal denke ich, dass es ein Fehler ist seinen Geburtstag nicht zu feiern. Dieser Tag ist schließlich der Tag an dem er vor einigen jahren auf die Welt kam und nicht weil er an den Tag vielleicht mit dieser Zwergin zusammen war. Wenn du seinen geburtstag wieder feiern würdest und zeigst, dass du dich freust dass er da ist würde er sich vielleicht besser fühlen. So könnte Baren ja auch denken, dass ihr seinen geburtstag nicht feiert weil ich ihn irgendwie für unwichtig haltet´´, sagte ich und dachte nach. ,,Nun gut, sich selbst Vorwürfe zu machen bringt jetzt auch nichts mehr, es hilft Baren nicht und an der Vergangenheit kann man leider nichts ändern. Man sollte nicht zurück sehen und darauf achten was man alles falsch gemacht hat, du musst darauf achten was du jetzt noch richtig machen kannst´´, sagte ich, wusste allerdings auch nicht wie er Baren helfen könnte. Ich hatte von selbst angefangen und auch von selbst aufgehört mich zu ritzen, ich hab es nie wegen einer anderen Person getan sondern aus Leistungsdruck gegen meine eigene Person.

"Bis jetzt schein ich bei Baren gar nichts richtig gemacht zu haben" murmelte ich deprimiert leise seufzend, sah dabei zu Boden und lies einfach meinen Kopf hängen. "Egal wann ich ihn in letzter Zeit gesehen habe, jedes Mal hatte er sich wieder geritzt" setzte ich hinzu.

,,Was aber nicht heißt, dass du daran schuld bist oder er dir die Schuld dafür gibt´´, sagte ich und sah Beor an.

"Natürlich bin ich schuld daran" brauste ich auf, sprang nebenbei auf die Beine und fing an durch den Raum zu wandern. "Ich hätte Baren nicht allein lassen sollen."