"Wirst halt so lange gefüttert bis du wieder du selbst bist" stellte ich fest, grinste nun doch leicht und trat näher. Neben dem Vogelmenschen stehen bleibend streckte ich neugierig meine Hand aus und fuhr langsam durch seine Haare.

,,Ich esse ja´´, sagte ich und zog nur leicht den Kopf ein als Timo seine Hand ausstreckte, blieb aber ansonsten still sitzen. ,,Wenn es denn auch mal drinne bleiben würde´´.

"Musst langsam anfangen - langsam und nur wenig essen, vor allem Sachen die dein Magen leicht verarbeiten kann" erklärte ich ihm als wüsste ich wovon ich redete - was ich ja auch tat.

Ich nickte leicht und sah kurz auf den Boden, bevor ich Timo ansah. Allerdings wusste ich nicht was ich sagen sollte.

"Warum lässt du dich nciht Mal von Isai massieren? Oder ich mach dass, tut dir bestimmt gut" schlug ich freundlich vor.

Bei den Vorschlag schüttelte ich meinen Kopf. ,,Keine gute Idee´´, sagte ich und seufzte. Wieso sollte ich auch sowas annehmen, wenn mir kein einziger sagte was in der Zeit, in der ich nicht bei Bewusstsein war, passiert ist. Irgendwie tat sowieso jeder als wäre nichts passiert, oder als hätte ich nie auch nur einen Brief geschrieben.

"Warum nicht?" hakte ich geduldig bei ihm anch, sah ihn dabei fragend an.

Ein wenig ratlos zuckte ich mit den Schultern. ,,Will halt nicht´´, antwortete ich und sah Timo weiterhin nicht an.

"O.k... o.k., will dich ja zu nichts zwingen" stellte ich leich iritiert fest - fand es seltsam dass er mich nciht ansah.

Ich nickte nur leicht und wandte meinen Blick wieder zum Fenster und sah hinaus. Dass ich anders war als vorher war mir klar, schließlich hatte ich ja auch nicht geleugnet das Schäden dabei entstehen können. Aber ich habe mein Versprechen gehalten, dass ich wieder zurück komme. Ich driftete in meinen Gedanken ab und vergaß bald schon Timos Anwesenheit, sowie seine Hand in meinen Haaren. Da war es wohl auch nicht verwunderlich, dass ich wieder anfing zu singen, wieder in dieser fremden Sprache:

Wenn Ruh und Frieden Ihr gesucht
Ihr arg gequälten Herzen
Fern von der Welt, die Euch nun sucht
Hier gibt es keine Schmerzen.

Fehlt auch noch moderner Gräbertand
Nennt Euch kein Kreuz mit Namen
Ihr ruhet hier in Gottes Hand
In seinem Frieden Amen.

Und kommt es einst zum Wiedersehen
Genießt die Ruh indessen
Der einstens ruft das "Auferstehen"
Wird Eurer nicht vergessen.

Ich hatte diese Nahtoderfahrung eigentlich anders aufgefasst als jeder normale Mensch. Während diese völlig überwältigt waren und meist ihr Leben auf Grundweg änderten, hatte es mich tief berührt und verletzt zugleich. Während der 3 Wochen hatte ich mir oft gewünscht alles aufzugeben um Frieden zu erhalten, aber weil ich nicht gehen konnte wegen meiner Familie habe ich gekämpft. Bilder von meinen Fall tauchten dabei vor meinen geistigen Auge auf, ausgerechnet die Stunden, in denen ich kurz davor war aufzugeben.

Zwar zog ich meine Hand zurück, blieb aber bei Kai stehen. Als mir anvertraut wurde, dass der Vogelmensch sich seltsam - oder eher nicht so wie sonst - verhielt, hatte ich dies erst icht glauben können.
Was konnte so jemanden wie Kai schon noch erschüttern?
Inzwischen aber fand ich die Idee meines Vaters mehr als nur gut. Sofern möglich würde Tag und Nacht jemand an Kais Seite bleiben. Da Karal noch nciht aufgetaucht war, jedenfalls hatte ihn außer Tala niemand gesehen, musste diese Aufgabe eindeutig den Wegbegletiern zufallen, derer wir ja inzwischen mehr als genug hatten.

Ich senkte meinen Blick auf das Notizbuch neben mir und nahm dieses zur Hand. Ich blätterte suchend zu einer Seite, auf die mehrere Sachen standen, die zum Teil durchgestrichen waren. Kurz sah ich auf meine Uhr, ehe ich seufzend das Buch zu machte. ,,Ich sollte wohl wieder zurück´´, sagte ich und stand auf. Allerdings lief ich nicht los. Mir war es zu peinlich in Timos Gegenwart wieder in mein Notizbuch zu gucken, wo ich einen Plan der Schule aufgezeichnet hatte. Denn eines hatte ich bereits bemerkt, mein Erinnerungsvermögen hatte enorm gelitten, ich musste mir so ziemlich alles aufschreiben um es nachschlagen zu können.

"Wir beide habend en selben Weg" erinnerte ich Kai geduldig, selbst wenn dies nciht sop wäre hätte ich ihn kaum alloen gehen lassen.

Ich nickte leicht und sah Timo abwartend an.

Langsam lief ich los. "So, wie geht es denn Amigo?" erkundigte ich mich um Kai Mal etwas zum Reden zu bewegen.