Sobald Miguel dieser Laut entfuhr, blieb ich kurz stehen und hob ihn dann hoch. Immer noch schweigend trug ich ihn die Treppe hinauf. Dass ausgerechnet eines meiner Kinder mal anfangen würde sowas zu nehmen hätte ich nicht gedacht. Natürlich hätte ich jetzt vor Wut toben können und ihn eine Predigt darüber halten können, was er sich damit antut, aber ich tat nichts dergleichen, war einfach zu enttäuscht, dass Miguel mit seinen 15 Jahren schon sowas machte und dass er es offensichtlich überhaupt nötig hatte sowas zu nehmen.
Da ich nicht wusste warum er Schmerzen hatte und vorallem wie schlimm, rief ich in Gedanken nach Beor, er konnte ihm in dem Sinne am besten weiterhelfen.

"Papa?" murmelte ich leise, sah ihn dabei unruhig an. Dass er so schwieg verstand ich nicht. 'Na gut, er hatte gewollt, dass ich zu Hause bleib... aber ich kann doch meine Kumpels nicht im Stich lassen' dachte ich, senkte schließlich betrübt meinen Kopf und schwieg.
Derweil versprach Beor, ohne weiter nach zu fragen, gleich vorbei zu kommen - aus irgendeinem anderen Grund wurde er ja eh nie gerufen.

Ich betrat Miguels Zimmer und legte ihn vorsichtig aufs Bett. Ich zog meine Hände wieder zurück und trat einen Schritt nach hinten. Dabei musterte ich Miguel schweigend, verstand aber nicht warum er was genommen hatte. Vorallem fragte ich mich wie lange das schon ging und was er bis jetzt schon alles wie oft genommen hat. Aber am meisten machte ich mir selbst vorwürfe deswegen. Ich hatte damals mit den Zeug angefangen, weil ich es bei meinem Vater und in der Abtei nicht mehr ausgehallten habe. ´´Hab ich etwa so viel falsch gemacht bei meinem Sohn?´´.

Schwer schluckte ich bei seinem Blick, wich dann aber seinem Blick aus. Auch so konnte ich seinen enttäuschten Blick noch vor Augen sehen.
'Nur weil ich jetzt noch gegangen war? Im vergleich zu dem was Justin macht ist das doch gar nichts' dachte ich deprimiert. 'Immerhin verschwind ich nur ab und an'

,,Was für Drogen hast du genommen?´´, fragte ich Miguel schließlich leise.

"Was?" entfuhr es mir während ich fassungslos den Kopf hob. da ich dachte dass ich mich verhört hatte wartete ich darauf, dass er es wiederholen konntte - dass konnte mein Vater mir schließlich nicht zutrauen.

,,Ich fragte dich was du für Drogen genommen hast´´, wiederhollte ich meine Frage leise und ungewöhnlich ruhig. ,,Deine Pupillen sind stark vergrößert, mach mir nichts vor, ich kenne die Ursachen dafür nur zu gut´´.

Fassungslos sah ich meinen Vater an, zog mich dann im Bett hoch. 'Wie... wie kann er mir so etwas nur zutrauen?' dachte ich, ehe ich einfach meinen Blick von ihm abwand. Verletzt senkte ich meinen Kopf, lehnte mich dabei leicht gegen die Wand, schaffte es aber nicht jetzt noch irgendetwas zu antworten. Dass mein eigener Vater mir so etwas zutraute schmerzte und auch wenn es unpassend war stand mir immer noch das Bild vor Augen, wie er mir den enttäuschten Blick zugeworfen hatte.

Verwirrt beobachtete ich Miguel und verstand sein verhallten nicht. Dass er was genommen hat war doch eindeutig, aber warum reagiert er dann so darauf? ´´Die erweiterten Pupillen kommen ja nicht aus heiterem Himmel und von Alkohol auch nicht´´.

Während Miguel weiterhin schwieg und seinen Vater ignorierte tauchte ich zum zweiten Mal heute in der Villa auf. 'Wir brauchen schleunigst neue Heiler' dachte ich, während ich ein Gähnen unterdrückte. Kurz wartete ich, bis ich mich so weit gefangen hatte und wieder wach drein sah, ehe ich in die Richtung von Kais Aura lief. 'Guten Morgen Kai, dürfte ich erfahren was los ist?' erkundigte ich mich so fröhlich wie möglich in die Gedanken des Vogelmensches hinein.

'Weiß selbst nicht was los ist aber wie mir scheint hat Miguel Schmerzen', antwortete ich und trat dabei an den Heiler vorbei und verließ das Zimmer. Allerdings nur weil ich mir was anziehen wollte. Dass ich heute noch zum schlafen kommen würde bezweifelte ich irgendwie. Allerdings musste ich an Miguels fassungslosen Blick denken aber auch an seinen vergrößerten Pupillen. ´´Er muss irgendwas genommen haben, anders kann ich mir das gar nicht erklären´´, dachte ich.

'Wieso sollen seine Schmerzen mit der Einnahme von irgendetwas zusammenhängen?' erkundigte ich mich doch recht verwirrt, während ich das Zimmer betrat. Freundlich grüßte ich Miguel, war dabei überrascht dass dieser mir nur schweigend zunickte ohne mich anzusehen.
Vorsichtig setzte ich mich auf das bett und untersuchte ihn, fand auch schnell die Ursache seiner Schmerzen und kümmerte mich daher um seinen verstauchten Fuß.

'Keine Ahnung woher die Schmerzen kommen oder was er genommen hat', entgegnete ich ziemlich gereizt und zog mich dabei im Zimmer an. Leise, um Amigo nicht zu wecken, verließ ich das Schlafzimmer wieder und lief zurück zu Miguels Zimmer. Schweigend betrat ich dieses dann.

Nach dem ich den Fuß mit einer Salbe eingerieben hatte verband ich ihn, lies Miguel die Salbe aber da. "Am besten reibst du die Stelle mindestens zwei Mal täglich, bei starken Schmerzen auch öfters ein" informierte ich den Vogel-Meermensch und wartete, bis er als Antwort leicht nickte, ehe ich aufstand.
'Nun, was immer er genommen hat, allzu schlimm kann es für seinen Körper nicht sein' informierte ich Kai, ehe ich in Richtung Tür lief. 'Sonst noch etwas?'

'Nicht allzu schlimm? Du als heiler tolerierst die Einnahmen von Drogen in Verbindung mit Alkohol bei einem 15 Jährigen?', fragte ich fassungslos und sah Beor an.