Erschrocken wich ich zurück, als mir jemand seinen Umhang um die Schultern legte. Auch die Erkenntnis, dass es sich um Karal handelte, beruhigte mich nicht wirklich. Schließlich hatte ich ihn ja gerade so wütend und aufgebracht erlebt.

"Ich würde dir gerne etwas erzählen" stellte ich leise fest, blieb dabei neben ihm stehen. "Jedenfalls wenn du die Zeit hast und zuhören willst"
Angespannt sah ich auf ihn herab, ging dann ganz langsam in die Hocke. Auch wenn es unbequem war blieb ich so, auf Augenhöhe mit Fenryl - auch wenn er mir wohl bei der Dunkelheit nicht in die Augen sehen konnte. Dass es kalt war merkte ich nicht, innerlich war mir sowieso viel kälter als es hier draußen kalt war.

Ängstlich sah ich Karal an, nickte dann einfach nur schweigend. Da ich aber nicht davon ausging, dass er dies sah, setzte ich noch ein ganz leises "ok" hinzu.

Ein ganzes Stück von ihm zurückweichend setzte ich mich, schwieg dann erst Mal. Kurz sah ich bitter drein, verbannte aber den Gesichtsausdruck samt all der dafür gesorgten Gedanken in den hintersten Winkel meines Gehirns. "Ich weis nicht ob du dich noch daran erinnerst dass ich dir ein Mal gesagt habe dass ich dich gerne mit mir nehmen würde wenn ich geh" fing ich langsam aber ruhig an. "Dein größter EInwand war, soweit ich dass mitbekommen hatte, die Versorung deiner Eltern. Nun, ich habe mich umeghört. Sie könnten hier versorgt werden... es gibt einige Sachen.... die dafür verkauft werden könnten - von mir - die dafür sorgen würden dass sie hier gut leben können" erklärte ich ihm. "Dich würd ich gern weiterhin mitnehmen" stellte ich leise fest. "Wobei dass natürlich nicht bedeutet dass wenn du nicht mit mir willst, nicht für deine Eltern gesorgt wird. Wie sie das Geld erhalten musst du mir allerdings sagen, ich kenn deine Eltern schließlich nicht" erinnerte ich ihn, merkte dabei aber dass ich wohl zu weit abdriftete. "Nun... zurück zu dem was ich eigentlich sagen wollte. Ich lass dich nur ungern hier, mit allem was... dir hier zustoßen kann und zustößt. Allerdings wäre der.... Platz oder eher die Zeit zu der ich dich gerne bringen würde nicht unbedingt sicherer, aber sie ist anders.... meiner Meinung nach besser aber gut.... ich bin vorbelastet was dass angeht" Mit den letzten Worten wurde ich immer leiser. "Du würdest niemand kennen dort außer Kai und mich, aber ich bin mir sicher, dass sollte es dir gar nicht gefallen du zurück kannst entweder hier hin oder wo immer es dich auch hinzieht" redete ich nach einem Moment weiter. Da ich längst den Faden verloren hatte versuchte ich nur irgendwie ihm dass zu erklären was ich für wichtig hielt. "Kai hat Recht wenn er sagt, dass ich sehr an meinem Freund hänge.... aber dass bedeutet nicht dass du nicht willkommen wärst. Allerdings... nun, ich weis nicht genau welcher Beruf für dich in der Zeit passend wäre und ob es dir überhaupt gefallen würde... ob du es dort aushälst.... ob es dir angenehm wäre dort zu sein, ob du Freunde finden könntest... ob...." fing ich an, brach dann ab. 'Oh wie grandios..... sicherlich versteht er längst nichts mehr' dachte ich recht betäubt.

Schweigend hörte ich Karal zu und versuchte wenigstens zum eil zu verstehen was er sagte. Aber zu wissen, dass meine Eltern versorgt wären war für mich das Wichtigste, mehr musste ich nicht verstehen. Schlimmer konnte es schließlich für mich nicht mehr kommen.Allerdings hatte ich doch jetzt gehörig Respekt vor Karal, wenn nicht sogar Angst.Allein deswegen hielt ich mich so zurück und rührte mich lieber nicht, gab natürlich auf keinen Fall irgendwelche Widerworte.

"Wann genau wir von hier.... weggebracht werden weis ich nicht, aber mir wäre es lieb wenn du darüber nachdenkst ob du mit willst" erklärte ich ihm leise, rührte mich nun zum ersten Mal seit ich angefangen hatte zu reden. "Allerdings solltest du vielleicht auch genug schlafne um morgen fit zu sein, der tag war lang" räumte ich ein.

Schweigedn nickte ich, zog dann aber wieder meine Beine an und schlang die Arme drum. Zwar hatte Karal gesagt, dass ich besser schlafen sollte, aber trotzdem blieb ich lieber sitzten.

"Ich wollte dich nicht erschrecken" murmelte ich kaum hörbar, verwandelte mich gleich darauf beim aufstehen in eine Fledermaus und hing mich in der Nähe an eine Wand - natürlich im Schatten - um Fenryl im Auge zu behalten.

Leise schniefte ich und fuhr mir mit den Handrücken über die Augen, blieb dann aber völlig regungslos sitzten und starrte auf die Stadt herab. Erst nach einiger Zeit, als eine Wache vorbei kam, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sobald der Wächter mich entdeckte, blieb er stehen und musterte mich. Da er mich nicht richtig erkannte, hielt er die Fackel etwas näher zu mir. ,,Ah, du bist das. Wartest du auf jemanden oder hast du noch nichts vor? Sonst könntest du mir auch nützlich sein. Dein Preis wurd doch nicht erhöht oder?´´, erkundigte sich der Mann. Auf seine beiden Fragen schüttelte ich nur den Kopf.

Mich von der Wand fallen lassend verwandelte ich mich zurück, landete recht geschmeidig - jedenfalls für einen Wolfsmenschen - zwischen Fenryl und dem Wächter. 'Willst du mit ihm schlafen, Kleiner?' erkundigte ich mich einfach nur in Gedanken, durchbohrte den Wächter dabei mit einem eisigem Blick und richtete mch zu meiner ganzen, relativ kleinen Größe auf.

Ich schüttelte sofort meinen Kopf als Karal fragte, senkte meinen Blick dann auch rasch. ´´Er weiß doch, dass ich das bis jetzt immer nur wegen Geld gemacht habe und nicht weil ich wollte. Warum fragt er dann noch?´´, fragte ich mich in Gedanken.

"Er hat bereits etwas vor,... hier sitzen" stellte ich trocken fest. "Also sollten Sie lieber ihrer Aufgabe nachgehen und aufpassen anstatt ihn zu belästigen" setzte ich frostig hinzu, verschrenkte dabei die Arme vor der Brust und sah den Wächter weiterhin eisig an.

,,Ach und wer bist du, dass du mir sowas befehlen darfst? Sein Chef oder Liebhaber?´´, entgegnete die Wache abschätzend, hatte dann aber keinen Bock sich mit Karal auseinander zu setzen und lief weiter.

Regungslos starrte ich dem Wächter hinterher, wobei mein Blick sich leicht verdunkelte. Hastig den Kopf schüttelnd schloss ich für einen Moment meine Augen und schlang meine Hand um das Kreuz im Beutel um meinem Hals.

Nur langsam hob ich wieder meinen Kopf und sah zu Karal auf. ,,Danke´´, murmelte ich leise und sehr zurückhaltend. Ich hatte Angst, dass er wieder so sauer werden würde wie bei Kai.