Ich seufzte gequält, kam aber trotzdem wieder näher und sah Karal verzweifelt an. "Verstehst du es nicht? Ich darf nicht. Während all der Jahre hab ich mich immer daran gehalten, es ist nicht nur einfach eine Regel für mich, es ist mein Glauben, bis letzte Jahr habe ich immer danach gelebt. Wenn ich jetzt trinke bin ich zwar für die restliche Zeit satt, aber dafür müsste ich mich noch mehr geißeln und das Ding um meinen Bein darf ich bis Juni nicht ablegen. Und so sehr steh ich nicht auf Schmerzen, dass ich es aus Vergnügen mache", versuchte ich zu erklären, schielte dabei aber immer wieder zu seinen Hals.

Leise seufzte ich. "Deine FAmilie" erinnerte ich ihn knapp, sah ihm dabei direkt in die Augen. "Mag dein Glaube sein aber es gibt Zeiten in denen ist die Familie das wichtigste im Leben" stellte ich fest, sprach dabei aus schmerzlicher Erinnerung. Nach meinem Glauben hätte ich mich selbst umbringen müssen... hätte ich dies aber getan wäre meine Frau und mein Kind beide nicht lange am Leben gewesen. Allein für die zwei hatte ich mich anfangs Tag für Tag durch das Leben gequält. Immer wieder hatte ich später andere aus meiner Familie gefunden für die ich weiter machte. Meinen ursprünglichen Glauben hatte ich allerdings schon vor einigen Jahrhundert abgelegt. Wie sollte ich auch einem Glauben folgen, laut dessen Regeln ich nicht existieren durfte?

Nachdenklich sah ich zur Seite und ließ mir das durch den Kopf gehen. Im Grunde wollte ich ja nicht, um es mal grob zu sagen, weil ich die Schmerzen danach nicht wollte. So aber, wie Karal schon sagte, riskierte ich tatsächlich eine Gefahr für meine Familie zu werden. Wenn ich also wirklich den Glauben folge, dass meine Familie das Wichtigste ist, noch vor "meinem" Volk, jetzt war es ja Isais, dann...
Ich hob meinen Kopf und sah Kairan an. "Ich tu es nicht gerne weil es für dich auch nicht angenehm ist, aber gut, du hast Recht".

"Ohne dich hinterher dafür zu bestrafen?" hakte ich nach, war nebenbei einen Schritt zurück gegangen. Wachsam musterte ich Kai. "Es bringt nichts wenn ich dir jetzt Blut schenke nur dass du dir dies auf andere Art wieder aus dem Körper presst" erklärte ich - was nur einer der gründe war warum mir sein Brauch misfiel.

"Es widerstrebt mir und ich werd womöglich lange nicht in den Spiegel gucken können aber zum Glück ist es dunkel und zum Glück breche ich damit kein Gebot wenn ich nach Sonnenuntergang trinke. Kurz gesagt, ja ich mache danach nichts", antwortete ich nach langem zögern, blieb aber stehen wo ich war als Karal zurückgewichen war.

"Du wirst sehr lange nicht in den Spiegel sehen können erinnerte ich Kai, trat dabei aber näher. Geduldig legte ich den Kopf zur Seite.

Ob es Glück oder Pech war, wusste ich noch nicht, auf jedenfall war ich richtig stolz auf mich, dass ich in letzter Sekunde Karal doch noch stehen lassen und gehen konnte. Gut, gehen war der falsche Ausdruck, ich war regelrecht wie ein Kaninchen vor der Schlage geflüchtet. Seitdem hatte ich mich auch immer in Gesellschaft befunden, damit Karal mir ja nicht noch einen Strich durch die Rechnung machen konnte und mich zum trinken zwang.
Meine Gedanken wechselten dabei wie Ebbe und Flut zwischen Angst, Panik und dem unendlich großen Durst zu masochistisch, größenwahnsinnigen Stolz. Ich bildete mir tatsächlich ein, dass ich die Fastenzeit wieder so leicht durchmachen konnte wie die Jahre zuvor, indem ich einfach auf Nahrung verzichtete. Nur, dass mein letztes mal, als ich was getrunken hatte, weit mehr als drei Wochen zurück lag. Dass ich teilweise wirres Zeug von mir gab und inzwischen sehr leicht aus der Puste kam, bemerkte ich nicht, dafür überraschte es mich viel zu sehr, dass ich als Vampir tatsächlich noch mit meinem Gewicht kämpfen konnte. Ich nahm ab. Es störte mich sogar soweit, dass ich extra dickere Sachen anzog, damit mich niemand mit Fragen löcherte.
Aber wie versprochen geißelte ich mich nicht selbt, inzwischen dachte ich ja auch stündlich an Blut.

So irrsinnig das aber auch war, suchte ich genau in der Zeit die Nähe zu Alasdair auf, obwohl ein kurzer heißer Schmerz, der nach Sekunden abklong, weit aus leichter zu ertragen war als ddas anhaltende Verlangen, sich nach jemanden zu verzehren, dessen Blut so verlockend war, dass man jederzeit zu einem tollwütigen Raubtier mutieren konnte.

Eilig, weil ich grad alleine war, lief ich so schnell ich konnte, ohne dabei zu rennen, auf Alasdairs Aura zu.

Mit Fauns Welpen wanderte ich durch den Wald, lies nur widerstrebend meinen Mann in Ruhe. Aber so konnte er mich wenigstens nicht schon wieder von sich stoßen, was meinem Ego nämlich gar nicht gefiel.
Außerdem brauchte der junge Welpe noch viel Bewegung und irgendwer musste ihm doch zeigen, wie man sich richtig benahm. DAss dabei mein Wolf und ich nicht immer unbedingt die besten Vorbilder waren, daran dachte ich nicht...

Ich stutzte immer mehr, während ich mich weiter von dem Schulgebäude entfernte und in den Wald hinein lief. 'Nun, kann gut möglich sein, dass er mich nicht mal sehen will weil er glaubt, dass es meine Idee war, das Faun dabei sein soll, aber dabei wollte er es selbst, er kam an, nicht ich', dachte ich, während ich mich darauf konzentrierte einen Fuß vor den anderen zu setzen. Meine kalten Hände hatte ich tief in den Taschen der Hose vergraben. Ich hob meinen Kopf und sah zu den Wolfsmensch rüber als mir sein Geruch in die Nase stieg. 'Ich glaub so langsam werde ich tatsächlich wahnsinnig', schoß es mir durch den Kopf, während sich mein Mund aber bereits zum Gruß öffnete. "Hey!".

Mich umwendend sah ich durch das Halbdunkel der vielen Schatten zu Kai. "Kai?" rätselte ich, war mir dabei nicht wirklich sicher ob es sich hierbei um ihn handelte oder nicht.

"Wer sollte sonst um diese Zeit in den Wald gehen? Vor allem wenn du da bist", scherzte ich und ging auf ihn zu. Dabei schielte ich aber immer wieder auf den Boden um mir nicht die Blöße zu geben und über eine Wurzel zu stolpern.

"Niemand" schlug ich vor, beobachtete den Vampir dabei allerdings nur kurz.

"Warum bist du eigentlich allein hier?", fragte ich und sah mich dabei kurz, aber unruhig um. Für meinem Geschmack waren wir hier viel zu weit weg von der Schule. Beor mied ich ja auch, weil er keine Probleme damit hätte mich Karal zu "überbringen" und bei Alas konnte ich mir das auch vorstellen. Den Wolfsmenschen wieder ansehend, blieb ich direkt vor ihm stehen.

"Wegen dem Kleinen" erklärte ich, deutete dabei auf den Welpen der längst neben mir saß und Kai musterte.

Erstaunt sah ich zu dem Welpen, ging dann in die Hocke und streckte meine Hand nach dem Hund aus. "Wusste gar nicht, dass du dir einen Welpen zugelegt hast", sagte ich, ging natürlich davon aus, dass der Welpe Alas gehörte. "Süß", kommentierte ich und streichelte ihm kurz über den Kopf, ehe ich wieder aufstand. Da ich mich aber anscheinend zu schnell erhob und mir kurz schwarz vor Augen wurde, schwankte ich leicht. Ich machte einen Schritt zurück und schloss kurz die Augen.