"Seit ihrem Exfreund mag sie keine Männer" entgegnete ich ehrlich, sah dabei traurig drein. Danach schüttelte ich aber leicht den Kopf. "ALso neben dem Allgemeinen Bereich klingt noch die Brutstätte sehr interesant" stellte ich dann fest.

,,Ach, ok. Vielleicht hilft es ihr ja dann, dass man über mich scherzhaft sagt ich sei sowieso kein richtiger Mann sondern mehr Frau´´, scherzte ich, sah Kiara dann zweifelnd an. ,,Da drinne ist aber fast nur Viehzeug das krabbelt´´, warnte ich sie lieber vor.

"Die Spinne hatte ich nur nicht erwartet" winkte ich gutmütig ab, hatte ihn bei seinen ersten Worten allerdings recht erstaunt gemustert.
Sobald Shilah samt meiner Schuhe ankam streite ich mir diese über. "So, fertig"

,,Gut, dann können wir ja rein´´, sagte ich und reichte auch Shilah noch einen Kittel, ehe ich den kleinen Raum verließ und in einen weitläufigen Bereich trat, der eindeutig das Larbor war. Alles war weiß, die Regale aus Metall, Gläser, komische Gerätschaften, steriles Licht,.... .Selbst eine Neohnröhre mit der Aufschrift "Larbor" konnte nicht deutlicher sein. Mit langen Schritten lief ich an den Arbeitsflächen vorbei und trat durch eine weitere Tür und lief die Treppe hinunter. Das Geräusch von Zirpenden Ungeziefer empfing ein sofort, während ich das Licht einschaltete. ,,Ok, wer Angst vor Spinnen und Schlangen hat soll lieber ganz langsam reinkommen´´, sagte ich, während ich auf die beiden Frauen wartete. In diesen Raum, der eigentlich der Größte war und sich komplett unter dem Glashaus erstreckte, standen sämtliche Terrarien und Aquarieren herum, sowie der Futtervorratsraum.

Shilah hatte sichtlich kein Interesse daran ihm weiter zu zuhören, sie hatte den Kittel kurzerhand aufgehängt und saß nun direkt unter einer der Pflanzen in der Nähe der Tür zu diesem abgeriegelten Bereich.
Im Gegensatz dazu war ich ihm neugierig gefolgt, ignorierte seine Warnung auch - die Spinnze vorhin hatte mich wirklich nur überrascht.

,,Im Gegensatz zu draußen ist jedes einzelne Tier hier drinnen giftig. Die kleinen bunten Aufkleber geben Ausschluss darüber, in welche Kategorie sie einzuordnen sind. Also von eher harmlos bis hin zu tödlich´´, erklärte ich und führte Kiara dabei langsam durch den Raum. ,,Natürlich gilt die Arbeit hier meist meinem persönlichen Interesse weil ich mich schon seit Jahren mit der Toxikologie beschäftige. Es hat damals in Eden begonnen und wurd Anfangs nur für die Heilkunde verwendet, zumindest bei mir. Irgendwann aber habe ich angefangen neben Gegengiften und Arzeizugaben auch richtige Angriffsmöglichkeiten zu entwickeln. Ich muss wohl nicht erwähnen das ich hier im Larbor soviele Fläschchen habe um eine ganze Stadt auslöschen zu können wenn ich wollte oder?´´, erzählte ich und grinste sie an. ,,Aber ich verwende es natürlich nur zum forschen um auch Gerichtsmedizienern helfen zu können oder Krankenhäusern. Eigentlich allen wenn irgendwo eine Frage zu einem Gift besteht. Achja und was vielleicht nicht passt, nebenbei mache ich Akupunktur´´, setzte ich hinzu und lachte. ,,Aber natürlich sind die Tiere hier keine reinen "Milchkühe" um es mal so auszudrücken. Ich mag Schlangen und die anderen Krabbelviecher´´.

Leicht nickte ich, sah aber doch leicht besorgt drein. "Hat denn noch nie jemand versucht hier einzubrechen?" hakte ich unruhig nach. Ich wollte mir gar nicht vorstellen was passierte, wenn diese ganzen Giftstoffe in die falschen Hände gerieten.

,,Naja, mal davon abgesehen, dass hier keiner aufs Gelände kommt dank Alas und der Schutzvorrichtung von allen Magiebegabten hier, muss man eigentlich auch eine Berechtigung haben hier unten hinzudürfen oder ins Larbor. Kameras sind auch da. Ich musste grad nur nichts eingeben weil ich eigentlich nur kurz das arbor verlassen wollte als ich deinen Schrei hörte. Sonst hätte ich auch vorhin mein Passwort eingeben müssen´´, erklärte ich ihr.

Das schlimmste an der Fastenzeit, wie sich mir bald schon rausstellte, war nicht der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrung im Allgemeinen, es war der absolute Verzicht auf jegliche tägliche Genüsse die man bereits für selbstverständlich hielt und denen man mit Leib und Seele verfallen war, ein Sklave seiner eigenen Gelüste.
Ich vermisste nicht nur mein gutes Glas Rotwein am Abend oder die köstlichen Nascherreien im Lehrerzimmer die als Nervennahrung für uns immer herumstanden, genauso wie der Kaffee den ich zum wach werden einfach brauchte. Das schlimmste von alledem war der Verzicht von der trauten Zweisamkeit mit Alasdair. Dabei begann gerade mal die zweite der drei Fastenwochen bevor die Feier war.
Ich frage mich ernsthaft wie Kai das aushielt drei Wochen lang die Finger von Amigo zu lassen. In dieser einen Woche musste ich schon so manches mal zu einer Notlösung greifen wenn es brenzlich wurde und meinem Mann Pralinen oder Eis unterschob die Alkohol enthielten, damit er schnell schlief.
Ich wusste schon, wieso ich diese ganze Zeit eigentlich nie mit machte und daher auch nicht aktiv am Fest teilnehmen konnte.

Doch dieses Jahr war es eine ganz andere Situation, schließlich hatte Kai die Aufgabe an seinen Jüngsten weitergegeben, dem gemeinsamen Kind von ihm und Alas. Noch immer kreiste bei mir die Unsicherheit im Kopf, ob er sich das auch gut überlegt hatte. Bestimmt, schließlich passte Kai besser auf seine Kinder auf, als eine Löwin auf ihre Jungen, ich sorgte mich aber trotzdem. Als Mischling von einem Vogelmensch und einen Wolfsmensch konnte es unweigerlich zu Problemen oder Spannungen kommen. Was wenn sie Isai nicht akzeptieren? Oder ihn auf die Probe stellen? Oder ihn gar möglich versuchen zu stürzen? Ich hatte nie weiter forschen können welchen Verlauf Alasdairs Blutlinie in der Vergangenheit genommen hatte, gut möglich, dass ausgerechnet er, oder besser Karal, ein Nachfahre dessen war, gegen den der erste Hiwatari kämpfen musste um das Feuer zu erlangen.
Schon allein deswegen musste ich einfach daran teilnehmen, so konnte ich wenigstens ein Auge auf das ganze haben.

Aber der Verzicht auf jegliche Nahrung, zumindest vernünftige, im Gegensatz zu Kai war es mir erlaubt nach Sonnenuntergang von Früchten und Wasser zu leben, hatte sogar seine Vorteile. Ich war aufgedrehter als sonst, konnte plötzlich viel mehr erledigen, war dafür aber auch zerstreuter, und tigerte die ganze Zeit herum. Selbst nachts war ich wach, so wie im Moment. Natürlich verschwand ich niemals ohne vorher bescheid zu geben oder einen Zettel hinzulegen. Ich kannte Alasdair und wollte ihn nicht unnötig Sorgen bereiten.
Bereits seit einigen Stunden hatte ich mich im Larbor eingeschlossen, damit mich ja keiner bei meiner Arbeit stören konnte. In einem weißen Kittel eingehüllt, mit einer Schutzbrille auf den Augen, arbeitete ich wie ihm Wahn, schrieb wirre Wortfetzen die direkt meinem Bewusstsein entsprangen und entwickelte immer neue Theorien, schrieb neue Beobachtungen auf und wagte mich sogar daran das ganze schriftlich vorrauszusagen wie es sich entwickeln könnte.
Wäre die Zeit damals in Prontera im Schloss nicht mit den dunklen Schatten übersäht, woran die Aufgaben eines Leibeigenen, die ich ausführen musste, schuld waren, hätte ich diese Jahre als "goldene" Jahre bezeichnet. Nicht nur, dass ich dort die Liebe meines Lebens kennen lernte und auf eine masochistische Art und Weise Gefallen daran fand in gewisser Weise Alasdairs Sklave zu werden, die Mittel die mir zur Verfügung gestellt wurden um meine Kentnisse in der Alchemie zu verbessern, waren mir Jahre später überaus hilfreich um an dieser Schule die Arbeit eines Toxikologen zu übernehmen. Dabei habe ich meine Arbeit ofiziell in zwei Bereichen aufgeteilt, einmal den pharmazeutrischen Teil, mit dem ich Apotheken half, Ärzten, Heiler und in dem Bereich, der allerdings weniger offiziell war, Verbreitung und Angriffe von und mit Giften. Gerade der zweite Bereich gliederte sich noch einmal ab in einen Zweig, den Kai für seine Klinik in Russland brauchte.
Doch dieser Randgebiet nahm nur einen kleinen Teil meiner Zeit in Anspruch und war eher aus eigenen Interesse. Denn mit der pharmazeutrischen Arbeit wollte ich einen Erfolg erzielen.
Durch die letzten Tage und meiner fast pausenlosen Arbeit, Schlaf wurde zur Nebensache, kam ich sogut vorran, dass ich Teile meiner wissenschaftlichen Arbeit heute Beor auf den Schreibtisch legen wollte.
Er war nicht nur einfach ein Heiler, er war der Beste und zudem war es seine Schule und solangsam fand ich, dass er ein recht darauf hatte Einblicke auf meine Arbeit zu erhalten. Natürlich bereitete ich mich innerlich darauf vor in der nächsten zeit deswegen Besuch von ihm zu kriegen, weswegen ich wie ein Schauspieler so manches mal schon vor dem Spiegel stand und meine Reden übte.
Das ganze wäre mit Wasser und Brot wohl nicht möglich gewesen, aber zum Glück waren mir nicht die zuckerhaltigen Bonbons verboten worden, nur Schokolade. Und da ich diese Dinger von morgens bis abens seit ner Woche lutschte, war mein Verhalten und mein Arbeitswahn kein Wunder oder Zufall, sondern nur eine Nebenwirkung meines Zuckerkonsums.

Das Wetter war viel zu schön, als dass ich hätte drinnen bleiben können. Außerdem musste ich ja auch an meine Kinder denken und diese sollten viel an die frische Luft. Sowohl meine Brüder als auch ich waren den Großteil es Tages stets draußen gewesen und uns hatte dies sichtlich nur gut getan.
Daher hatte ich am frühen Nachmittag mir die zwei Kleinen geschnappt, den kleinen Isai hatte ich FAun für die Zeit abgeluchst. Mit den dreien saß ich nun schon seit einer geraumen Zeit draußen. Auf einer Decke hatte ich es uns direkt unter einem Baum bequem gemacht, wobei neben Alas Wolf auffällig viele Wegbegleiter sich hier tummelten - unter anderem war Isais Phönix im Geäst über uns.
Allerdings störte mich dies nun wirklich nicht, im Gegenteil... ich genoss das beruhigende Gefühl dass so viele auf uns aufpassten.

Lange konnten mich meine Kleinsten jedoch nicht ablenken, ständig wanderten meine Gedanken in Richtungen, welche ich seit einer ganzen Weile erfolglos versuchte zu verdrängen.
Mit einem tiefen Seufzer gab ich schließlich auf. Locker gegen die raue Rinde des Baumes gelehnt streckte ich meinen Geist nach Kai aus. Natürlich behielt ich dabei die mehr oder weniger spielenden Kinder im Auge.
'Querido?' erkundigte ich mich leise in seine GEdanken hinein, wollte ihn ja nicht stören wo auch immer er gerade steckte...

Kai:
Dass die Tage immer länger wurden und die Abende kürzer, störte mich noch mehr als ich zu Anfang geahnt hätte. Da ich mit der Zeit einfach nichts anstellen konnte als zu Arbeiten, tat ich genau dieses. Kam mir auch ganz zugute nach dem Umbau der Villa. Als ich die Stimme meines Mann hörte, widmete ich ihm meine Aufmerksamkeit. 'Was gibt es?', erkundigte ich mich.

'Nun,... es gibt da etwas was ich dir vielleicht doch irgendwann mal sagen sollte... nur für den Fall der Not äh... Notfall' stellte ich recht holprig fest, konnte mich nur knapp davon abhalten ihm auch noch auf Portugiesisch anzusprechen. Meine Gedanken waren sichtlich abgelenkt, was aber nicht an den Kleinen lag die sich längst ausgetobt hatten. 'Ich mein ich könnte dass auch aufschreiben aber ich denke... nun du erzählst mir sonst auch so ziemlich alles und sollte es mal nötig sein... ich denke notfalls solltest du auch davon wissen...'

'Ah, Notfall, da sagst du was. Bin gleich da', sagte ich und stand auf, schnappte mir meinen langen Mantel und zog diesen über, zog auch gleich die Kapuze drüber. Von Chris ließ ich mich zu meinem Mann beamen, trat auch sofort, trotz der Schutzkleidung, in den Schatten.

Etwas verwirrt sah ich meinen Mann an. 'Wieso Notfall?' hakte ich ratlos nach, während ich zu ihm aufsah. Er hatte mich sichtlich aus meinem Gedanken gerissen.

"Ach, nichts Schlimmes, hab da nur eine Idee gehabt nachdem du wieder zurück gekommen bist", sagte ich und beugte mich weit zu meinem Mann runter, wozu ich allerdings in die Knie musste und begrüßte ihn mit einem Kuss. "Aber du zuerst, was gibt es denn?".