"Ein Diener des heiligen Feuers seid ihr in der Tat, ein Kammerdiener", machte sich der Magier über mich lustig, während er, begleitet von den schallenden Gelächter einiger Zuschauer, auf mich zu kam. "Überlasst solche Dinge lieber den richtigen Magiern", fügte der alte Mann noch hinzu und breitete seine Hände aus, erschaffte dabei unter den staunen der Gäste, die Illusion eines Drachen, der vollkommen aus Feuer bestand. Natürlich war der Drache nicht größer als ein Hund.
Es kostete mich einiges an Mühe um den Magier nicht eines auszuwischen und ihm seine Frechheit heimzuzahlen.
,,Wie groß oder klein mein Können ist habe ich nie erwähnt, ich erwähnte nur, dass ich damit umgehen kann, mein Talent jedoch im führen eines Schwertes oder eher zweier Schwerter liegt´´, sagte ich gepresst höflich.
"Zerstört jetzt nicht die Stimmung hier", erhob der König sofort seine stimme, ließ aber offen wen von uns beiden er damit meinte. "Ihr beide werdet morgen von einen Hauptmann abgeholt werden, bezieht euer Zimmer am besten im singenden Pfau, aus einen unerklärlichen Grund befinden sich dort jede Nacht welche von meinen Kriegern", sagte er mir örbarer Ironie, woraufhin einige der betrunkenen Krieger gröllten. Der König erhob sich und winkte die leicht bekleideten und jungen Frauen zu sich her. "Morgenfrüh, wenn die Sonne genau über den Feuerberg steht, wird sich entscheiden ob ich euch als Krieger gebrauchen kann, oder ob sich der Henker über Arbeit freuen kann". Das schadenfrohe Grinsen von ihm wurde von schallendem Gelächter abgelöst, während er mit den Frauen verschwand.
Es war der Hauptmann von vorhin, der uns wieder nach draußen begleitete und uns unsere Waffen wieder gab.

Meine Waffen schweigend einpackend schwieg ich lieber. 'Jetzt verstehe ich warum von uns nie jemand Kontakt mit Königen haben wollte' dachte ich recht verwundert, recht in Gedanken versunken lies ich die anderen vorrausgehen und folgte langsam. 'Er kommt mir rigendwie bekannt vor... aber woher? So alt kann er nicht sein... na ja, nicht dass in dieser Zeit überhaupt jemand alt wird.... aber es passt einfach nicht. So weit ich mich an dieses Jahrhundert erinnere ist nicht viel passierte. Schwarzer Tot, danach war ich ewig in der Höhle und dann eben in Spanien.... also kann ich ihn theoretisch schon Mal nicht gesehen haben' wunderte ich mich weiter, behielt diesen Gedanken aber natürlich für mich.

Ich schnallte die Gurte der Schwerter wieder um mich und steckte auch die Dolche ein, sah dabei gedankenversunken vom oberen Teil der Treppe auf das Land herab.
Inzwischen war es schon dunkel geworden, sodass ich kaum noch was erkennen konnte. Deutlich zeichnete sich der aktive Vulkan gegen den dunklen Nachthimmel und den Schneebedeckten Bergen ab. Der Teil der Berge war bereits nicht mehr das Gebiet der Vogelmenschen. Warum man die Hauptstadt so nah an der Grenze zu den Wolfsmenschen errichtet hatte, wusste ich nicht mehr, nahm mir aber vor es noch mal nachzulesen, vielleicht fand ich in der Chronik etwas darüber.
Ich streifte die Kaputze wieder über und lief schweigend die großen Stufen der Treppe hinab. In vielen Häusern der Stadt hatte man die Laternen angezündet um die Dunkelheit zu vertreiben, es befanden sich auch nicht mehr viele Menschen, aber vorallem zwielichtige Personen, auf der Straße. Wir waren schließlich im 15. Jahrhundert, auch wenn das Christentum hier noch nicht vorgedrungen war, so gab es in fast allen Kulturen der Aberglaube um das Böse, dass in der Dunkelheit lauerte.

'Stark verletzt?' erkundigte ich mich etwas knapp bei Kai da ich dachte mich zu erinnern dass er sich verbrannt hatte. Neben Kai und somit hinter den Hauptmann einfallen lief ich schweigend dahin. Mein Blick pendelte eher unbewusst von einer Seite der Straße zur anderen. Bald schon fand die Kapuze doch wieder ihren Platz auf meinen Kopf, so konnte man schließlich nicht sehen wo genau ich hinsah. Unter dem Umhang wanderte meine Hand auch auf meinen Dolch. Kurz nur warf ich dem jungen Mann an meiner Seite einen Blick zu, lies diesen dann aber wieder pendeln und behielt so unsere Umgebung im Auge - als Vampir hatte ich schließlich kein Problem damit im Dunkelm zu sehen.

'Was?', fragte ich, hatte dabei überhaupt nicht aufgepasst und war völlig in meinen Gedanken. Ich sah den Vampir verwirrt an, lief dabei aber weiter und folgte den Hauptmann. Schließlich kannte ich mich in der Stadt nicht aus und da wir offiziell ja auch fremd in dieser Stadt waren, konnte an einem Führer nichts verdächtiges sein.
Sobald wir die Gaststätte erreicht hatten, aus der schon draußen der Lärm der feiernden Gäste zu hören war, drehte der Hauptmann sich um und verabschiedete sich.

'Ob du dich verletzt hast bei dem Trick gerade eben' erklärte ich, sah dem Hauptmann dabei kurz hinterher. 'Öhm... befindest du dich im Besitz von Geld? Oder müssen wir uns erst was einfallen lassen?' hakte ich Mal lieber nach, wollte vorher da nämlich nicht rein. Schon vom Geräusch her konnte ich sagen dass dies dort kein Ort war an dem ich mich gerne aufhielt. Da es aber wohl nicht ratsam war die Anweiseung des Königs zu ignorieren mussten wir wohl hier einkehren.

Ich fluchte auf Russisch als Karal nach Geld fragte, blieb deswegen auch draußen. 'Ok, jetzt weiß ich, was ich vergessen habe. Aber woher hätten wir in der Zeit auch das heutige Geld kriegen sollen?', antwortete ich fuhr mir seufzend durch die Haare, während ich mich umsah und überlegte, wie wir an Geld kommen konnten. Zumindest für diese Nacht. Wenn wir im Dienste des Königs standen wäre es ja kein Problem mehr. 'Achja äh nein, nur ein wenig verbrannt', antwortete ich abgelenkt auf seine Frage, hätte diese fast wieder vergessen.
Ich amtete schließlich tief durch und trat ein. 'Egal, denken wir drinnen darüber nach', sagte ich zu Karal.

'Sicher? In der Stadt befinden sich doch sicherlich Wolfsmenschen' erinnerte ich Kai. 'Und von dem Zeitpunkt her dürfte es reichen dass ich mir was leihen kann' setzte ich hinzu, grinste dabei leicht unter der Kapuze.
Nur sichtlich widerstrebend folgte ich Kai, mochte diese Einrichtung spontan schon Mal nicht. 'Zu laut, zu geruchsintensiev und viel zu eng' fasste ich zusammen, verbarg dies aber.

'Sicher dass du dir da was leihen kannst?', fragte ich in Gedanken nach, während ich das Freudenhaus, ebenfalls nur widerstrebend, betrat.
Der Raum mit den vielen Gästen, die sich an den Tischen betranken und lautstark miteinander sprachen und lachten und dabei weitere Getränke bestellten, war ein wenig leicht vernebelt, das schummrige Licht zauberte auch das älteste Weib zu einer anziehenden Elfe, allerdings bezweifelte ich stark, dass es bei der Illusion allein am Licht lag. 'Seit wann arbeiten Magier in solch einem Gewerbe?', fragte ich Karal in Gedanken, während ich mich an einen freien Tisch setzte.

'Schon lange...' entgegnete ich, setzte mich nur zögernd zu ihm. 'Viel zu lange, auch wenn dies natürlich nicht offiziel ist... vermutlich jedenfalls ist es auch hier nicht offiziel.... aber zurück zum Thema: Wie sonst sollen wir an Geld kommen? Wir brauchen schließlich ein gewisses Startkapital' erinnerte ich den Vogelmenschen neben mir geduldig, musterte dabei den Raum. Natürlich hatte ich mich nicht so gesetzt, dass ich den Raum im Rücken hätte. In dieser Einrichtung hätte ich dies gar nicht gekonnt, wäre irgendwann verruckt geworden da ich mir viel zu oft vorgestellt hätte wer denn da alles hinter mir war.

'Ha, das muss ich doch dann Beor sagen wenn ich wieder da bin. Ein Magier, der sowas hier leitet, das hätte ich jetzt nicht gedacht', sagte ich und musste einfach grinsen. Es war nicht schwer den groß gewachsenen aber hageren Mann mit den langen, blonden Haaren hinter den Thresen, der immer nur auf die Frauen achtete, als Magier zu identifizieren. Allein seine Kleidung reichte aus um es daran festzustellen, denn er trug keine Hose und Hemd, sondern das Gewand eines Magiers.
'Keine Ahnung. Ich könnte mich zum schein verkaufen, wähle irgendein sturzbetrunkenen Mann aus, du hypnotisierst ihn und gaukelst ihm die beste Nacht vor', schlug ich blindlngs drauf los. 'Du kannst doch bereits andere hypnotisieren mit deinen Blick oder?', hackte ich nach, meinte nämlich mal sowas von Vampiren gehört zu haben.

'Auch wenn ich diesem mächtig bin, so ist dies nicht richtig' protestierte ich erstaunt, rechnete nebenbei nach. Gleich darauf war mir aber klar dass Beor noch nicht in dieser Zeit sein konnte, jedenfalls soweit ich dass von seiner Reise verstanden hatte.'Außerdem was ist, wenn der König davon hört? Am Ende will der dich noch im Bett haben' setzte ich warnend an Kai gerichtet hinzu.
Kurz warf ich einen Blick zu dem Magier hinter der Theke und musterte ihn.

Ich lachte lauthals los als Karal dass mit dem König sagte. 'Ganz sicher nicht, der König ist gerade mal so um die 30 Jahre und so wie ich ihn erlebt habe, hat er für Männer wohl gewiss nichts übrig, ihm liegt eindeutig mehr an Frauen wie du gesehen hast', sagte ich und schmunzelte. Vogelmenschen mochten zwar Dinge die schön waren und Macht besaßen, sowas wollen wir immer sofort besitzen, aber dessen, dass er mich nicht mehr als ein Krieger sehen würde, war ich mir sicher.
Der scheue Magier bemerkte Karals Blick, wandte seinen hastig ab und behielt lieber die Damen im Auge.

Leicht hob ich eine Augenbraue. 'Armer Junge' seufzte ich innerlich, sah dann wieder zu Kai. 'Nun, solang du dir sicher bist... trotzdem müsste es doch bessere Wege geben. Vor allem erklär Mal jemanden dass er nicht hier unten es mit dir treiben soll sondern in einem Zimmer und dass ich noch dabei sein soll' setzte ich hinzu, warf dem Magier dabei noch Mal einen Blick zu.

'Also bitte, nur weil wir im Mittelalter sind, brauchst du nicht so direkt werden. Aber wozu gibt es denn hier die Zimmer, ein bisschen Diskretion darf man doch auch wohl hier erwarten und öh das du dabei bist... naja... das wird er vorher eben nicht erfahren, warte einfach im Zimmer. Als Fledermaus dürfte das doch gehen. Oder frag einen Wolfsmensch nach Geld, sofern du einen findest und das ganze auch problemlos klappt', sagte ich in Gedanken und ließ dabei meinen Blick schweifen, sah aber uninteressiert drein. Die vielen und vorallem aufdringlichen Menschen gingen mir sehr auf die Nerven, ich mochte solch eine Umgebung eindeutig nicht und ich durfte mich nicht mal von meiner eigentlich Art zeigen, sondern musste praktisch handzahm sein.