'Tradition halt', versuchte ich das ganze zu erklären, während ich aus den Kreis aus Fackeln verschwand und etwas weiter Abseits stehen blieb. Nach alle den Jahren war es nicht mehr an mir diesen Part des Feuertanzes zu übernehmen, zum ersten mal durfte ich zugucken. Und vor allem die anderen Außenstehenden beobachten.

Stolz sah ich zu meinem Sohn, war natürlich erfreut, dass er mit seinen jungen Jahren schon so eine Rede halten konnte.
Sobald Kai verschwunden war und Isai mich zu sich winkte, lächelte ich ihn nur kurz an, allerdings ging ich an ihm vorbei und blieb vorne rechts, soweit man das bei einem Kreis beurteilen konnte, stehen und nahm das Buch zur Hand. Natürlich versuchte es mich als nicht Hiwatari und zudem Eismagier, sich zu wehren. Aber ich war mit den Hiwataris verwand und als Nachfahre vom Geschlecht der hiesigen Priester, konnte ich es wohl als einziger Eismagier tatsächlich anfassen ohne mich zu verbrennen. Die flammende Aura flackerte auf, färbte sich das blau. Mit einen Klicken sprang das Siegel auf und die Schrift erschien. Nun wusste ich auch wieder wieso ich selbst eine eisblaue Hautfarbe haben musste. Es wirkte einfach schöner und ich musste nicht permanent meine Magie anwenden um Erfrierungen zu riskieren. Ich wünschte ich hätte genauso würdevoll und machtvoll gewirkt wie die anderen drei, das verhinderte jedoch mein Körperbau. Wenigstens schaffte ich es nicht mehr ganz so weichlich und harmlos zu wirken.
,,Und es geschah, zur Zeit der alten Götter, als das stolze und schönste aller Völker...´´, begann ich die Legende vorzutragen. Meine Aufgabe war es immer wieder eine Passage vorzulesen, die dann als Feuershow vorgeführt wurde.

'hey, hau doch nicht ab' protestierte ich unruhig in die Gedanken meines Vaters Kai hinein. Nur kurz sah ich hastig zu ihm ehe ich schnell wieder zuFaun sah.
Kurz huschte mein Blick auch zu Justin. Ich wusste ja dass er mir helfen sollte aber momentan wusste ich nicht Mal wie.

Allerdings war mir klar, dass ich da jetzt durch musste.
Noch war es ja einfach. Immerhin waren die Worte meines Vaters schnell umgesetzt... also bezüglich dem stolzen und schönsten aller Völker. Dazu brauchte ich nur nach vorne treten und mich leicht verbeugen, immerhin war ich schließlich ein gutes Beispiel für unser Volk. Allerdings schloss ich mit einer Handbewegung gleich noch alle umstehenden ein.

Zeitgleich trat Timo aus der Gruppe etwas heraus. Es war schon außergewöhnlich den Vogelmenschen hier so offen zu sehen, meist lief er nur verhüllt oder wenigstens wesentlich versteckter herum.
Heute aber trug er kaum mehr als Faun, hatte dafür aber seinen Oberkörper mit Flammen, verschlungen Schriftzeichen und Symbolen bemalt welche aus der Menge hervor stachen.
Sich zu Kai gesellten lies der Vogelmensch jedoch nicht die Darbietung aus den Augen.

Auf der anderen Seite des Kreises stand derweil Mark in einer der ersten Reihen. Zu Anfangs war kurz etwas in seiner Hand aufgeblitzt, nun aber stand er entspannt da und lauschte hörbar interessiert...

Erstaunt sah ich Timo an, als er neben mir trat, musterte den Vogelmenschen dann auch von Kopf bis Fuß. Im Gegensatz zu ihn lief ich ja sowas von unauffällig herum, ich trug eine völlig schlichte schwarze Hose und ein passendes T-shirt dazu. Aber nach den Jahren in den Sachen die Isai gerade trug, kam mir sowas gerade recht. Vielleicht würde ich mich nächstes Jahr rausputzen, mal gucken.
Da ich Isai nicht alle Schritte in der Zeit zeigen konnte, damit er diese behielt, hatte ihn ihm den letzten Teil gegeben, hatte die Aufführung kurzerhand in zwei Teile geteilt. Während Justin den jungen, ungestümen aber besorgten Pheno darstellte, war es an Isai ihn darzustellen, wie er die Aufgaben der Göttin ausführte, die Flamme von den Wolfsmenschen stahl und letzendlich für sein Volk von den Göttern bestraft wurde. Seine zwei Gefährten wurden von den gleichen Vogelmenschen übernommen wie auch schon die Jahre zuvor, mir viel allerdings auf, dass die Vogelmenschen, die die Rolle der Wolfsmenschen in diesen Stück übernehmen sollten, zum Teil ausgewechselt wurden.
Aufmerksam musterte ich sie und behielt die Umstehenden trotzdem im Auge.

Je mehr Zeilen vorgetrugen wurden von mir, natürlich trat ich für die dargebotene Szene immer zur Seite, desto sicherer wurde ich. So stand ich Anfangs noch recht steif da wie ein Politiker vor dem Pult, entwickelte ich bald das Gefühl wie der Schauspieler auf der Bühne in einem Theater, meine Stimme wurde betonter, nahm genau den Rhytmus ein und gleichzeitig wurde meine Gestik ausschweifender. Die langen Ärmel schwangen bei jeder Armbewegung mit, während der Gold bei jeden Schritt klimperte und die Edelsteine und Juwelen das Licht der Fackeln brachen.

Nur zu gerne lies ich meinem Bruder das Rampenlicht. Hätte Sie nicht irgendwann eingegriffen wäre ich wohl eh bald vor Nervosität umgekippt.
Wenigstens verbarg aber meine natürliche Blässe die tatsache wie aufgeregt ich wirklich war und mit ihrer Führung brauchte ich mich eigentlich auch nicht sorgen.
Zwar wunderte es mich, wenn ihre Vorgaben von denen meines Vaters abwichen allerdings machte ich nur zu gerne mit, konnte mich so auch beruhigen. Außerdem waren es nie große Sachen, nur Kleinigkeiten welche hin und wieder gerade Mal einen Schritt ausmachten welchen mich dafür aber näher an bestimmte Personen brachte.

Timo musterte nur kurz Kai. "Selbst hier dürfte keiner dumm genug sein ihn anzugreifen" beschwichtigte der Vogelmensch, während sein Blick aber unaufhörlich über die Menge streifte. Hier und da fing er kurz einen Blick auf, musterte auch immer wieder Faun, Justin und mich.

"Isai ist jung, von ihm würden sie weniger erwarten, das er tatsächlich mit einer Strafe so hart durchgreifen wird, das er sie noch an Ort und Stelle ohne Anhörung rösten würde. Ich tat es, nicht nur einmal und trotzdem hatte man es letztes Jahr bei mir versucht", sagte ich zu Timo, behielt dabei aber meinen Sohn im Auge.
Nur kurz blickte ich zur Menge, als ich einen scharfen Luftzug an meiner Wange vorbei ziehen spürte. Hastig sah ich sofort zu Isai und Justin, konnte allerdings nichts erkennen. Das gerade ein anderer Schritt als den, den ich Isai beigebracht hatte, ihn haarscharf vor einen Pfeil rettetn, der nun im Baum stecke, sah ich noch nicht.

Von den versuchten Attentat bemerkte ich nichts, konnte in meiner Position auch nur etwas gegen direkte Angriffe tun als gegen Hinterhalte. Trotzdem versuchte ich, während die Geschichte wie von selbst über meine Lippen kam, die Gesichter der anderen zu sehen und auch zu deuten.

"Tja aber im Gegensatz zu dir hat er entweder viel Glück oder jemand wacht über ihn" entgegnete Timo, mit hörbar amüsierter Stimme.
Derweil erklang aus den Bäumen hinter uns ein kurzes Röcheln gefolgt von einem leisen Rascheln ehe es dort gespentisch still wurde. Nicht ein Mal eine Grille unterbrach diese Stille, in welcher Karal sich über den Schützen hermachte. Blass blieb dieser liegen, gerade noch so am leben aber längst ohnmächtig geworden.
Danach verschwand der Vampir erneut in den Baumwipfeln, gefolgt von einem weiteren Schatten der längst wieder auf die Gegenseite der Lichtung huschte. Dabei nutzt diese Person jeden Baum und jeden Strauch als Deckung, schritt barfuß kaum hörbar durch den Wald und passte sich der Umgebung an so dass man kaum merkte wo der Wald aufhörte und diese Person anfing.
Hin und wieder bewegte sich nur ein Blatt oder ein kleiner Ast an einer Stelle, an der eigentlich kein Wind hinkam...

Ich war viel zu abgelenkt, als dass mir derweil irgendetwas aufgefallen wäre. Längst lächelte ich leicht, genoss dass Ganze nun da ich nicht mehr nachdenken musste.
Hin und wieder nahm ich Gesichtsfetzen aus den Reihen der Umstehenden war.
Meinen Vater, welcher in seinem Farbton längst aus der Menge herausstach.
Mike welcher fasziniert alles beobachtete als wäre dies für ihn das erste Mal - was es übrigens auch tatsächlich war.
Immer wieder blitzten lächelnde, aufmerksam zuhörende Gesicher vor mir auf. Die anderen nahm ich nicht war. Versunken in der Geschichte wusste ich bald aber nicht mehr die Wirklichkeit und die Erzählung auseinander zu halten.

Als ich meinte etwas gehört zu haben, sah ich wieder, wohl zum x-ten mal an diesen Abend, zum Wald hinüber. "Nenn mich paranoid aber irgendwas ist schon den ganzen Abend dahinten", sagte ich zu Timo und verschwand wieder mal in den Schatten des Waldes um nachzusehen. Als ich fast über den Schützen stolperte, sah ich mich wachsam um und erhöhte meine Körpertemperatur, bereit zum Angriff. Ich wusste ja nicht, dass das sogenannte Opfer selbst ein Täter war.

Während der Abschnitte sah ich immer wieder zu meinen Sohn und nutzte die Pausen zwischen den Erzählungen um ihn zuzusehen, war einfach erstaunt, dass er es bereits sogut konnte. Nun gab es für mich auch keine Zweifel, das Kai recht hatte und Isai einfach der Richtige dafür war.

"Kai, halt" murmelte Timo, wenn auch verspätet da er meinte auf der gegenüberliegenden Seite hätte ihm jemand versucht ein Zeichen zu geben.
Schließlich folgte der Vogelmensch mit einem leichten Schulterzucken in den Wald.
"Ist nicht so wie du denkst und wenn du dir Sorgen um deinen Sohn machst sollten wir lieber da drüben aufpassen anstatt hier Leute zu stören die auf ihn aufpassen" stellte er gelassen fest, grinst Kai dann an. "Also zum Beispiel jene Leute die dafür gesorg haben, dass der da mindestens ne Weile schläft" setzte er hinzu.

Kurz fing ich während der Vorführung den Blick meines Vaters auf, lächelte ihn minimal an ehe ich mich wieder konzentrierte. Nur während er vorlas stand ich still, rührte mich dann nicht Mal um einen Millimeter.
'Pass auf dich auf' bat ich ihn nebenbei in dieser sekundenlangen Pause zwischen seiner Erzählung und der nächsten Darstellung.

Kurz sah ich zwischen dem Verräter und Timo hin und her. "So jemand sollte nicht einfach schlafen, sondern gleich hingerichtet werden", grummelte ich, hätte dies am liebsten selbst erledigt, aber ich war nunmal nicht mehr das Oberhaupt und müsste mich demnach selbst der Strafe beugen, wenn ich einfach einen Mord begehen würde.
Irritert sah ich mich noch mal um. Mir wäre es lieber ich wüsste wer angeblich auf meinen Sohn aufpasste, trotzdem ging ich wieder zurück zu ihm.

Ich lächelte meinem Sohn ebenfalls kurz an, sah kurz zu Kai und Timo als diese wieder zurück kamen. Da ich aber nicht nachfragen konnte, machte ich weiter und erzählte den letzten Teil der Geschichte.

"Die Entscheidung liegt aber nicht bei dir und mir wurde gesagt das er wohl kaum Tote hier bei seiner ersten Handlung haben will" entgegnete Timo prompt, folgte auch erst als Kai ging. "Sei angeblich der schwierigere Weg sich zu beweisen" murmelte er mehr zu sich selbst.
Kurz nickte er Faun zu, allerdings hätte dieses Nicken auch Mike gelten können welcher ziemlich parallel hinter Faun auf der anderen Kreisseite stand.
Oder vielleicht auch Floria welche längst in der Gruppe der Vogelmenschen stand und von einer anderen Stelle aus zuhörte.

Nur zu gerne führte ich aus, was sie mir zeigte. Wesentlich besitzergreifender als jede Erzählung, jedes Spiel und jede Fantasie hatte mich ihr Wille längst so weit, dass ich sah was sie wollte, dachte was sie wollte und tat was sie wollte... jedenfalls fast immer.
So wie meine Augen sich nicht ganz ihrem Willen gebeugt hatten so tat ich dies auch nicht. Allerdings verwehrte ich mich eher unbewusst. Wer genau hinsah bemerkte aber wohl, dass ich wesentlich freundlicher mit den Wolfsmenschen-Ersatz umging als es manch einer vor mir im Rausch der Erzählung wohl getan hatte.