"Ich weiß zwar nicht wen du meinst, aber du solltst das ernst nehmen und es ist keinesfalls positiv gemeint", sagte ich und stand auf. Meine Geduld wollte ich nicht überfordern. Außerdem wollte ich zu Amigo. Leise trat ich ins Kinderzimmer ein und ging zu meinen Mann.

Verwirrt lauschte Feli, sah dabei alles andere als glücklich drein. Sich klein zusammen rollend verschwand sie größtenteils unter der Decke und starrte so ins Leere.

Als mein Mann eintrat hatte ich gerade die Zwillinge mühsamst wieder in ihr Bettchen beschafft. "nichts da... ihr schlaft und morgen früh bin ich dann auch wieder da" protestierte ih, breit lächelnd.

Ich schlang meine Arme um Amigo und schmiegte mich von hinten an ihn. Traurig seufzend legte ich meine Stirn auf seine Schulter.

Lächelnd strich ich Kai über den Arm, sah dabei zufrieden drein - jedenfalls bis er traurig seufzte. "Wird alles gut" murmelte ich - ob zu ihm oder mir, da war ich mir selber nicht sicher.

"Wenn du mich nicht mehr allein lässt ja", murmelte ich und blieb eine Weile so stehen und gab mich damit zufrieden Amigo in meinen Armen zu haben. Erst nach einer Weile führte ich ihn ins Schlafzimmer. Doch schlafen würde ich nicht können, dafür hatte ich ihn zu sehr vermisst. Während ich meinen Mann im Arm hielt und ihn beobachtete während er schlief, dachte ich sogar relativ wenig über das Mädchen im Wohnzimmer nach.

Im Gegensatz zu mir war Feli recht früh auf, versuchte auch schnell sich zu orientieren. Nachdem sie das Bad wieder gefunden hatte kam sie aber gleich darauf wieder heraus geschossen - hätte sie gewusst dass Kai ausgerechnet jetzt auf dem Klo war, wäre sie ganz bestimmt nicht reingegangen.
Erst nachdem mein Mann hörbar aus dem Bad weg war, trat sie wieder ein.

Danach wurde es auch nicht viel besser. Beim Versuch sich später in der Küche zu orientieren stieß die Kleine mehrfach gegen einen der Stühle, belies es danach dabei und setzte sich lieber auf das Sofa. Zwar knurrte so schnell ihr Magen aber wenigstens tat sie sich so nicht weh. Allerdings fiel es ihr sichtlich schwer so angespannt einfach nur dazusitzen.

Es hatte mich tierrisch gewurmt und am liebsten hätte ich diese Person in meiner Wohnung, die sich einfach so und ausgerechnet jetzt in unser Leben drängte, hinaus geworfen und in den nächsten Flieger nach Brasilien gesteckt. Dass sie mir auch gleich am Morgen im Bad begegnete war alles andere als hilfreich wieder auf dem Teppich zu kommen. Mein Shooting, bei dem ich ausnahmsweise mal nicht so scheiße gelaunt oder arrogant gucken sollte, konnte ich daher auch knicken. Und diesmal war es der Fotograf der den Termin nach einigen nutzlosen Versuchen verschob.
Je weiter die Zeiger der Uhr vorrückten, desto unruhiger war ich. Ich hatte keine Ahnung was Amigo eigentlich den anderen sagen wollte, zumal es meiner Meinung nach sinnlos war, wenn sie nur ein Gast auf Zeit wäre.
Sobald ich wieder in der Wohnung war, ich ließ mich gleich in die Küche beamen, öffnete ich den Kühlschrank und nahm die dunkle Flasche raus.

Nur langsam öffnete ich selber die Augen, starrte dann verschlafen auf die Uhr. "Was?" murmelte ich, blinzelte dann mehrmals.
Hastig streckte ich meinen Geist aus, war aber beruhigt dass mein MAnn heute in der Wohnung geblieben zu sein schien um auf unsere Besucherin aufzupassen. 'Danke, Querido dass du heut auf sie aufgepasst hast... ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich so lange schlafe' stellte ich fest, allerdings hörbar gut gelaunt.
Aufspringend trat ich gleich zum Kühlschrank.

Zeitgleich streckte ich meinen Geist nach meinen Kindern aus, informierte diese auch gleich dass ich wieder da war und gerne mit ihnen reden würde.

Ich sagte lieber nichts dazu, stellte die Flasche wieder weg und kontrollierte die Nahrungsmittel in den Schränken. 'Ach verdammt', fluchte ich in Gedanken und nahm die Plastiktüte, samt Inhalt, die ich eigentlich für Amigo gekauft hatte, und ging ins Wohnzimmer. Hörbar stellte ich diese auf den Tisch vor ihr ab. "Wenn du irgendwelche Allergien hast sag es gleich! Chinesische Reispfanne. Iss!", forderte ich sie einfach nur auf, Stäbchen waren ja dabei. "Wasser gibt's gleich".

Schon allein weil Amigo wieder da war dauerte es kürzer als sonst, bis unsere Kinder erschienen. Mark war allerdings der einzige, der noch immer sauer wirkte wegen der Sache mit Mike, aber auch nur weil ihn noch immer keiner aufgeklärt hatte.

Ratlos lauschte Feli, kam dann aber wenigstens- mit ausgesterckter Hand - zum Tisch gelaufen. Sich setzend streckte sie ihre Hand aus, da sie aber die Stäbchen nicht fand - und überhaupt damit nicht hätte umgehen können -zog sie seufzend ihre Hand wieder zurück.

Ins Wohnzimmer tretend lächelte ich meinen Mann breit an, grüßte Feli auch nur hörbar abgelenkt.

Mit einem Glas Wasser, ging ich wieder ins Wohnzimmer. Ich stellte dieses auf den Tisch und sah verdriest auf das unangerührte Essen. Leise etwas auf Russisch grummelnd, ging ich noch mal in die Küche und kam mit normalen Besteck wieder, legte dieses auch sofort auf den Tisch und drehte mich um. Im Moment konnte ich die Freude, die mein Mann aufbrachte, allerdings nicht teilen. Dass ich es mir aber selbst schwer machte, weil ich mir immer vorstellen musste wie er mit dieser Frau.... mir war durchaus bewusst, dass ich mir grad selbst die Probleme machte.

Nur zögernd wanderte Felis Hand zum Besteck, sobald sie aber wenigstens die Gabel gefunden hatte, machte sie sich nur zu gerne über das Essen her.

Derweil umarmte ich meinen Mann breit lächelnd. "Du bist so ein Schatz" seufzte ich. Für mich war es zwar selbstverständlich mich um Kinder anderer zu kümmern dass aber auch Kai gleich so sehr mitdachte hatte ich nicht erwartet.

"Du solltest den Tag nicht vor den Abend loben", sagte ich und sah ihn an. "Die Kinder sind gleich da, sollen sie etwa das Thema des Gesprächs schon gleich auf dem Sofa sitzen sehen?".

"Ich kann draußen warten" bot Feli prompt an, sah dabei sichtlich hoffnungsvoll in unsere generelle Richtung. Zeitgleich senkte sie die Gabel und griff nach denm Glas.
Etwas ratlos sah ich drein. "Draußen ist es kalt" erinnerte ich sie, sah dabei fragend zu meinem Mann.

"Jap... sowieso schon zu spät", murmelte ich, als ich die Tür hörte. Ich trat einen Schritt zurück und blieb etwas hinter Amigo stehen. Da er mich nicht eingeweiht hatte was er sagen wollte, ließ ich Amigo alleine die Sache regeln.