"Gut zu wissen dass ich ab jetzt auch noch mein Büro abschließen muss" stellte ich trocken fest, wand mich dann um. Obwohl Kai mich wirklich störte konnte ich es nicht lassen: "Wie fühlst du dich?"

,,Wieso auch noch? Musst du dich in deiner Wohnung einschließen, weil du Drohungen bekommst oder was?´´, fragte ich, wobei man deutlich heraus hörte, dass ich es mir nicht vorstellen konnte, sowas bei Beor zu erleben. So war das eben bei dem Heiler. Der war einfach zu gut, als dass ich mir vorstellen könnte, dass auch er ein Mann ist, der Probleme bekommen könnte.
,,Beschissen. Sonst noch irgendwas?´´, antwortete ich kurz und direkt, hing auch gleich noch eine Frage dran.

Leicht hob ich eine Augenbraue. "Wieso?" verlangte ich zu wissen, antwortete auf seine eigene Frage - also die wegen der Drohung - nicht. Dass ich welche bekam wusste mein Bruder als einziger und gerade Kai konnte ich dass ja schlecht erklären - immerhin bekam ich die meisten weil ich mich um ihn udn seine Familie kümmerte.

,,Wieso? Ach, nur das übliche´´, antwortete ich und zuckte mit den Schultern. ,,Normal halt ne? Geht es mir mal gut wird sofort gefragt ob ich irgendwelche Probleme mit Familie oder Ehe habe, also machen wir es lieber so wie es jeder erwartet, dass es mir nie gut geht, ich immer schlechte Laune habe und den ganzen Tag nur komandiere und mit zynischen Bemerkungen um mir schmeiße. Und Bingo, alles in in Ordnung und jeder ist zufrieden, ob mir das überhaupt gefällt ist ja eine unwichtige Nebensache´´, erklärte ich recht bissig und provozierend.

Mit einer Hand bedeutete ich Kai, dass er sich ruhig setzen konnte - blieb aber stehen. Unbewusst wartete ich darauf, dass die "Dame" sich zu erst setzte. "Sofer es nur mein Verhalten ist...." stellte ich doch irgendwie beruhigt fest - von mir lies er sich doch sicherlich bestimmt nicht lange stören.

,,Ja, das stimmt, wenn es nur dein Verhalten wäre...´´, sagte ich mit zweideutigen Ton. Schließlich war er nicht der einzige, der so von mir dachte, oder eher gesagt solch ein Verhalten von mir erwartete. Bei seiner aufforderung blieb ich allerdings stur stehen. Zu den Erwartungen an mir gehörte es schließlich auch, dass ich mich grundsätzlich allen widersetzte. Obwohl ich ja gedacht hatte, dass ich gerade in dem Umfeld, die mich näher kannten, anders benehmen durfte als wie in der Öffentlichkeit.

"Willst du drüber reden?" bot ich ihm schließlich an, lies mich derweil schwer auf den Stuhl fallen. Fragend sah ich den Vogelmenschen an.

Ich hob skeptisch meine Augenbrauen. ,,Sehe ich etwa so aus?´´, fragte ich. ,,Nein, also hat es sich damit wohl auch erledigt. Antwortest du jetzt endlich mal auf meine Frage, oder wie lange willst du noch so unhöflich bleiben?´´.

"Welche Frage?" hakte ich verdutzt nach, hatte die schon wieder vergessen. "Und mein Angebot dass ich dir zuhör bleibt bestehen."

,,Bezüglich warum du dich anscheinend schon woanders einschließen musst´´, erinnerte ich ihn und winkte ruppig mit der Hand ab. ,,Ach. Glaubst du ich mach das nochmal? Und dann wird wieder gefragt ob alles noch mit meiner Ehe in Ordnung ist, oder mit den Kindern. Danke nein, einmal hat es mir gereicht so von dir veralbert zu werden´´.

"Nun, irgendwo her muss diese ... erstaunliche Idee von dir doch kommen" erinnerte ich Kai langsam wieder ruhig werdend. "Und bezüglich dem... nun, ich denke niemand lebt heute mehr äh... kritikfrei."

,,Welche erstaunliche Idee?´´, fragte ich nach und verschrenkte meine Arme vor der Brust. ,,Mein Gott, versteckst du dich immer vor ein bisschen Kritik? Wenn ich das machen müsste, würde ich bis zu meinem Tod irgendwo im tiefsten Sibieren bleiben müssen um mich zu verstecken´´.

"Du weist welche ich meine" beharrte ich, hätte das Thema aber lieber hinter mir gelassen. "Nun, solang die Kritik in weniger... nun, bedrohlicher Form käme wäre sie mir ziemlich egal... nicht dass sie mir jetzt egal ist, aber lebensmüde bin ich noch lange nicht."

Überrascht sah ich Beor an, als er das sagte. ,,Du bekommst Drohungen?´´, fragte ich recht direkt. ,,Von wem, weswegen und was drohen sie?´´, wollte ich wissen und ging dabei auf den Heiler zu.

Verdutzt sah ich Kai an. "Nicht so wichtig" winkte ich schließlich ab um ihn zu beschwichtigen.