,,Zwischen verdrängen und verarbeiten liegt nur ein schmaler Grad und viele merken erst, dass sie das alles nur verdrängt haben, wenn es wieder durch irgendwas hoch kommt. Es gibt keine Möglichkeit das alles komplett zu vergessen, es seidenn du lässt dir deine Erinnerung nehmen, aber da du das wohl nicht willst, musst du dich damit auseinandersetzen. Du wurdest verkauft, missbraucht, verraten, mishandelt und was weiß ich nicht noch alles, dessen musst du dir bewusst werden, das alles ist passiert also verdräng es nicht als sei es niemals passiert. Du darfst nur eines dabei nie vergessen. Alles was sie dir angetan haben, haben sie deinen Körper angetan. Der Körper eines Menschen ist angreifbar wie du selbst erlebt hast. Jeder kann dir soviel Schaden zufügen wie er meint und mit dir machen was er will, aber vergess dabei nie, dass er das nur deinen Körper antut, niemals dein Innerstes. Deine Seele hast du nur für dich, an die kommt niemand ran und du solltest es auch nicht zulassen, dass deine Vergangenheit deine Seele angreift´´, sagte ich ruhig und sah Timo dabei an. Manch einer mag das jetzt für Schwachsinn halten was ich gesagt habe, aber solange du dir bewusst wirst, dass sie das alles nur deinen Körper angetan haben und nicht deiner Seele und deiner Persönlichkeit, wirst du damit fertig werden können. Der Körper zerfällt irgendwann, er ist sterblich, aber die Seele wird nicht zerfallen, sie bleibt´´.

Schweigend hörte ich mir kais Rede an, rührte mich dabei nicht vom Fleck. Über seine Worte nachdenkend wand ich meinen Blick halb ab und sah zu Boden.

,,Auch wenn es schwer fällt, du musst dich dem stellen. Es hilft wenn du dich mit den Orten oder Situationen konfrontierst, die dich am meisten belasten. Ansonsten wirst du es nie schaffen, wie du vielleicht gemerkt hast. Immerhin richtest du deine Agressionen nach Außen und nicht nach Innen gegen dich selbst´´, sagte ich und sah den Vogelmenschen an. ,,Wenn nötig, dann stell dich einen Sklavenhändler, aber nur wenn du auch sicher bist, dass du dich notfalls verteidigen könntest, also riskier nichts unnötiges. Aber dann sieh dem Sklavenhändler auch direkt ins Gesicht. Er hat es vielleicht geschafft deinen Körper zu besitzen, aber deine Persönlichkeit nicht und somit hat er nie wirklich Macht über sich gehabt´´.

Nachdenklich sah ich drein, stand dann abprupt auf. Schweigend hielt ich Kai meine Hand hin um ihm auf die Beien zu helfen. Dabei sah ich ihn aber nicht direkt an.

,,Jetzt wende dein Blick doch nicht ab und sieh mich an´´, sagte ich und nahm dabei Timos Hand und stand auf.

Komentarlos zog ich Kai auf die Beine, seufzte dann leise. "Sorry" murmelte ich, lies ihn dabei los. Langsam lief ich wieder in Richtung Pfad.

,,Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich schon einen Weg gefunden dich irgendwie auszuschalten, dafür wurde ich ja... naja, ich hätte schon einen Weg gefunden´´, sagte ich und lief neben Timo weiter. ,,Verrätst du mir auch was dich gestern so aus der Bahn geworfen hat?´´, fragte ich und sah ihn an.

Bei seiner Frage konnte ich nicht verhindern, dass ich leise knurrte. "Irgendein Junge hat es gewagt meine Tochter abzufüllen und dann mit ihr zu Schlafen" erklärte ich eisig - wobei dies nicht mit ihm zusammen hing. Ich war einfach nur wütend - und sobald ich den Jungen in den Händen hatte würde der dass auch zu spüren kriegen.

´´Ach du scheiße´´, dachte ich nur, sagte aber nichts. Jetzt war mir auch klar warum Timo so reagierte. Die gleiche Angst hatte ich schon seid einigen Jahren bei meinen Kindern und seid neusten auch bei meiner Nichte. ,,Hat deine Tochter dir das gesagt?´´, fragte ich Timo.

"Nein, ich weis dass von Lian - der mir aber nicht sagen kann, wer dass getan hat" entgegnete ich, atmetete dabei kurz tief durch. "Deswegen wollte ich irgendwann später mit meiner Tochter reden - und wohl auch mit meinem Mann."

,,Mhm... Hast du denn irgendwie das Gefühl, dass Starlet sich in letzter Zeit anders verhallten hat?´´, fragte ich Timo.

"Nein, eben nicht - dass stört mich ja so sehr" räumte ich ein, wobei ich kurz die Hände zu einer Faust ballte.

,,Wieso stört dich das so sehr?´´, fragte ich verwirrt und hielt auf die Villa zu.

"Weil ich es nicht Mal gemerkt habe sondern erst von jemand anders davon erfahren musste" seufzte ich, lief dabei weiter neben Kai her.

,,Na gut, aber eigentlich kannst du froh sein es nicht von ihr erfahren zu haben. Entweder weiß sie es äußerst gut zu verheimlichen, dass es sie belastet, oder du hast Glück und es belastet sie nicht so sehr wie dich´´, sagte ich und lief die Stufen hinauf und blieb dann vor der Tür stehen und holte meinen Schlüssel aus der Tasche.