"Kenn keinen" entgegnete ich, versuchte dabei umsonst von ihm los zu kommen. Hörbar geschafft blieb ich stehen. "Brauch keinen" setzte ich stur hinzu.

,,Das sehe ich aber leider anders´´, sagte ich und sah besorgt drein.

"Schon gut, mir passiert nichts" beharrte ich leise, versuchte dabei von ihm weiter los zu kommen. Nach Luft schnappend sackte ich erneut gegen den Engel. "Kenn nur.... einen... Heiler... Beor.... in Phoenix" erklärte ich schließlich doch mühsam, versuchte dabei irgendwie wieder mich richtig aufzurichten. Nur weil meine Gedanken seltsam verschleiert schienen verfiel ich nicht in Panik, schaffte es aber längst nicht mehr nachzudenken - hatte dazu aber auch nicht mehr viel Zeit da vor meinen Augen alles schwarz wurde. Gänzlich zusammensackend blieb ich ohnmächtig halb an Francesco gelehnt.

Als Karal gänzlich zusammen sackte, ließ ich meine Tasche fallen und fing den Vampir vorsichtig auf. ,,Auch das noch´´, murmelte ich leise und hob Karal hoch. Zwar wusste ich wo Phoenix lag, mir war jedoch schleierhaft welchen Heiler er dort meinte und wo ich ihn finden konnte. Trotzdem wartete ich nicht länger. Ich breitete meine Flügel aus und stieß mich ab, flog dann eilig nach Phoenix

(weiter in Phoenix?)

Ich schwang meine beiden Schwerter und schlug wie ein Berserker auf meine Gegner ein, zeigte auch keinerlei Gnade mit ihnen oder gönnte ihnen eine Pause. Ich sah diese Veranstaltung schon längst nicht mehr nur als reinen Showkampf und das wussten meine Gegner auch. So Gedankenlos, aber nicht völlig wahllos, wie ich mich jetzt auch benahm, hatte ich mich nicht bei den Vorbereitungen verhalten.

Der Showkampf heute war einer der etlichen Shows, die während des Weihnachtsmarktes liefen. Dieses mal sollte die Show einen historischen Kampf darstellen, es war der Kampf einer meiner Vorfahren. Man hatte mich nicht gefragt ob ich die Rolle übernehmen wollte, ich hatte sie einfach von allein angenommen. Noch vor den Kampf hatte ich jeden der anderen Kämpfer geraten sich gute Rüstungen anzulegen, ein fachmann hatte diese auch überprüfen müssen. Ich wollte schließlich nicht schuld an einen Toten sein. Selber trug ich allerdings keine Rüstung, ich trug lediglich dünne, schwarze Kleidung aus Leder, damit ich nicht während des Kampfes plötzlich ohne Klamotten da stand. Meine Augenbinde trug ich selbstverständlich noch immer. Dies erzielte sogar den Effekt, dass die Zuschauer noch mehr staunten und dies für einen Trick hielten. Auch hatte ich mir meine Haare rot gefärbt um nicht sofort erkannt zu werden. Ein Amulett unter meiner Kleidung unterdrückte meine Aura.

Ich wollte zwar nicht erkannt werden, aber ich wollte diesen Kampf, ich wollte endlich wieder das Adrenalin spüren und meine ganze Energie raus lassen. Die ganze Kraft, die sich während der Zeit des Training und der Ruhe angestaut hatte, musste raus, ich würde sonst noch wahnsinnig werden, soviel war mir bereits klar gewesen. Aber jetzt, der Showkampf ging noch nicht so lange, dachte ich schon längst nicht mehr nach, meine Gedanken waren verschleiert. Es galt nur noch eines: Den Gegner zu besiegen.
Es war ein Kampf, der einen schnellen Sieg herbeisehnte. Mit meinen schnellen und kraftvollen Angriffen, den kraftraubenden Manövern und die schnelle Beinarbeit kosteten mich sehr viel Kraft und waren nicht darauf ausgelegt einen langen Kampf zu führen. Ich gab alles was ich hatte und zeigte allen die wahre Stärke der Hiwataris. Es tat sehr gut sich derartig auszutoben, auch wenn mir durchaus bewusst war, dass meine Gegner in gewisser Weise in Lebensgefahr waren, schließlich hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Wie in einem Blutrausch, nur dass Gott sei dank kein Blut floss, drosch ich mit blitzschnellen Angriffen auf meinen Gegner ein, wich gekonnt aus und sprang auf eine Erderhöhung innerhalb des Kampfplatzes. Ich sah wie sich meine Gegner neu formatierten und auf den kleinen Hügel zu rannten. Ich hob beide Schwerter zum Angriff bereit und sprang hinunter, direkt in die Mitte der Gegner. Einen Mann riss ich mit zu Boden, ich rollte mich ab und zog, noch während ich auf den Boden hockte, einen Kreis mit meinen Schwertern um Platz zu gewinnen. Das viele Rumgehüpfe, was hauptsächlich nur zur Show diente, wandte ich absichtlich an, ich wusste das meine Gegner nicht solange mitmachen konnten wie ich. Nur deswegen versuchte ich mich bereits vorher schon komplett auszutoben, bevor ich den letzten Angriff zum Sieg vollführte.

Eine komplette Stunde lang zog ich diese Show durch, hatte mein Tempo auch nicht verlangsamt, sondern bis zum bitteren Ende durchgezogen. Dann folgte der letzte Schlag, ich überumpelte die Gegner und entwaffnete sie. Der Kampf war gewonnen, wie der echte Kampf in der Vergangenheit. Erst jetzt kehrten langsam meine Sinne zurück. Völlig durchgeschwitzt und beschmutzt mit Erde und Ruß, von meiner Magie, stand ich aufrecht und mit bebenden Brustkorb da. Aber ich fühlte mich gut. Lediglich die Augenbinde hatte mich teilweise behindert und dafür gesorgt, dass ich öfters getroffen wurde als üblich.

Eher zufällig war ich bei dem Showkampf vorbeigekommen. Mich dor in der Nähe hinstellend beobachtete ich die Kämpfer. 'Wow, also wie Show sieht dass längst nicht mehr aus' dachte ich erstaunt.
Von den anderen Zuschauern pickte ich immer wieder die Frage auf, wer wohl dieser Einzelkämpfer wäre, der da mit verbunden Augen kämpft. 'Also dass würd mich auch Mal interessieren, nur steht im Programm nichts' dachte ich. Es wunderte mich sehr dass niemand wusste wer er war. Gute Kämpfer wie beispielsweise der Herr Hiwatari waren schließlich im ganzem Land bekannt und auch wenn man die Augen des Kämpfers nicht sah so hätte man anhand der Haare, der Aura und dem Körperbau ihn doch erkennen müssen.
Eigentlich hatte ich vorgehabt sofort nach Hause zu gehen, wie so oft hatte ich viel zu sommerliche Sachen für dieses Wetter an. Gebannt von dieser Vorstellung blieb ich allerdings stehen, klatschte am Ende genau wie alle anderen begeistert. 'Muss ein super Kämpfer sein, wenn er sich sogar so sicher ist bei den vielen Leuten blind zu kämpfen.... andererseits, ist eh nur ein Showkampf also ist dass ein.. Trick?'
Recht ratlos musterte ich den Kämpfer, auf den sowieso die Blicke aller Zuschauer gerichtet waren, näher. 'Aber verletzt ist er trotzdem, wenn auch nur leicht... bei einer Show würden die doch niemanden verletzen'

Auf dem Kampfplatz stehend bleibend, versuchte ich zu lauschen, nahm aber außer das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und das wilde Pochen meines Herzens, nichts anderes wahr. Es wäre zu auffällig gewesen Dranzer bei mir zu haben, weswegen ich auf die Hilfe meiner Wegbegleiterin verzichtete. Stattdessen hatte ich mir einen anderen Wegbegleiter ausgeliehen, einen Wolf. Mitr meinen gefärbten Haaren, einer versteckten Aura und einem Wolf als Wegbegleiter war die Chance, erkannt zu werden, doch sehr gering. Ich war mir zwar sicher, dass mich diejenigen erkennen, die mich länger und gut kannten, aber darum machte ich mir keine Sorgen, schließlich hieß das ganze hier ja Showkampf. Kaum einer wusste, dass es keine Show war.
Sobald ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, verließ ich den Platz. Zuerst ein wenig wackelig, da ich durch die kurze Pause die Erschöpfung merkte.

Sobald auch der letzte Kämpfer den Platz verlassen hatte ebbte der Applaus ab. Die meisten Leute blieben hier um die nächste Show anzusehen, alle anderen eilten entweder nach Hause oder sahen sich weiter auf dem Markt um - nur ich hatte ein anderes Ziel.
So unauffällig wie möglich schlug ich die Richtung ein, die auch der geheimnisvolle, unbekannte Kämpfer eingeschlagen hatte. Mich beeilend versuchte ich ihn so weit einzuholen, dass ich sehen konnte wohin er ging um so herauszurkiegen, wer er eigentlich war.

Ich fuhr mir kurz durch die Haare, während meine andere Hand auf den Rücken des Wegbegleiters ruhte, der mich führte. Da ich einen Moment brauchte um mich auszuruhen, lief ich von dem Weihnachtsmarkt weg und lief in die kleineren Gassen der Stadt hinein. Ich blieb schließlich stehen und lehnte mich gegen die Wand, genoss dabei sichtlich die kalten Steine, die meine aufgeheizte Haut ein wenig kühlten. Mit einem Grinsen auf den Lippen, schwieg ich einige Zeit und dachte an den Kampf zurück. Meine Kampfeslust befriedigt und völlig ausgetobt, dass ich überhaupt nicht mehr konnte, fing ich plötzlich an hysterisch zu lachen.

Allmählich dünnten die Massen sich aus, so dass ich einer der wenigen war, der ein Lachen hörte. Recht verdutzt blieb ich stehen wobei meine Kopfhörer mir vom Kopf rutschten. Diese wieder an ihren richtigen Platz schiebend zögerte ich nicht länger sondern lief weiter. In die Gasse einbiegend sah ich doch leicht enttäuscht drein, da der Kämpfer einfach nur dazustehen schien. 'Na dass hielft mir nicht weiter' dachte ich recht ratlos, überlegte mir dann aber ob ich ihn ansprechen sollte. Daher blieb ich auch erst Mal in der Nähe der Gasse stehen.

Erst als der Wegbegleiter mich anstupste, hörte ich auf und richtete meine Aufmerksamkeit auf ihn. ,,Du brauchst eine Pause du Berserker´´, sagte der Wolf und verdrehte dabei die Augen. Soviel Aufwand für einen, seiner Meinung nach, sinnlosen Kampf, war ihm einfach unerklärlich. ,,Danke für das Kompliment´´, sagte ich mit einen breiten Grinsen und folgte den Wolf wieder, der mich zum Wirtschaftsministerium führte. Zu Hause hatte ich ja eine Nachricht hinterlassen, dass ich arbeiten musste und die Türen des Ministeriums standen immer offen, für mich ja sowieso.

Wieder ein ganzes Stück zurückdrehend musterte ich die zwei Figuren, blieb aber erst noch einen Moment stehen. Es dauerte bis ich doch wieder folgte. Zwar war ich kein Katzenmensch, trotzdem war meine Neugierde jetzt geweckt und auch wenn mir kalt war, so hatte ich doch wenigstens nichts anderes zu tun.
Meinen Mp3-Player aus der Hosentasche fischend tauschte ich die alte, leere Batterie gegen eine neue, lief derweil einfach in einem Abstand dem Mann und seinem Wegbegleiter hinterher. 'Hmmm.... schade ich kenn einfach keine Kämpfer' dachte ich, während ich versuchte herauszukriegen wer dass nur sein konnte. 'Na gut, außer Hiwatari' überlegte ich weiter und lies dabei meinen Mp3-Player wieder in die Tasche wandern.

Die ganze Zeit über bemerkte ich nicht, dass ich verfolgt wurde, hatte meine paranoiden Gedanken größtenteils sowieso abgelegt. Sobald der Wolf mich ins Ministerium geführt hatte, zog ich meine Hand zurück. Hier kannte ich mich nun wirklich schon blind aus. Ohne groß nachzudenken lief ich durch die große Eingangshalle und hielt auf die Toiletten zu. Es war Sonntags und somit war kaum einer im Ministerium. Einzig und allein der Wachdienst drehte hier seine Runden.
Ich schloss die Tür zur Toilette hinter mir und trat ans Waschbecken. Das Wasser aufdrehend, steckte ich meinen Kopf drunter und wusch mir erst mal die Tönung aus, die zum Glück sofort zum auswaschen war. Ich hatte zwar keine Ahnung wie ich mir roten Haaren aussah, aber schwarz war mir sowieso lieber.

In der Nähe des Ministeriums herumlingernd sah ich recht ratlos drein. 'Der bricht jetzt aber nicht da ein, oder?' wunderte ich mich und überlegte, ob ich die Polizei rufen sollte. Dann aber beschloss ich mich weiter zu warten. Mehr als genug Leute hatten den Mann gesehen und konnten ihn also notfalls beschreiben.
Mich gegen eine Hauswand lehnend wartete ich, merkte aber schnell wie kalt die Wand hinter mir war - den die Steien entzogen mir langsam aber sicher die Wärme. Mir über die Arme reibend um wenigstens wieder etwas warm zu werden wartete ich. Auf die Idee zu gehen kam ich gar nicht, war dazu einfach zu neugierig und lies mich daher auch von der Kälte nicht vertreiben. Wobei ich allerdings vor hatte zu gehen sobald ich wusste wer das war.

Ich richtete mich wieder auf und schaltete den Wasserhahn aus. Kurz schüttelte ich das Wasser aus meinen Haaren, bevor ich meine Magie benutzt um wieder trocken zu werden. Allerdings hatte das denn unangenehm Nachteil, dass mir noch wärmer wurde. Ich ließ meine Magie fallen und zog mich um, hatte extra noch Sachen in einer Tüte hier versteckt. Die eher enge Kleidung tauschte ich gegen einen üblichen, schwarzen Anzug den ich während der Arbeitszeit immer trug. Die Tüte nehmend, verließ ich die Toilette und trat auch aus dem Ministerium raus. Dabei nahm ich noch das Amulett ab und ließ dieses ebenfalls in die Tüte gleiten.